Es war einmal..., Teil 1

Heute Morgen war wieder eine Märchenstunde, diesmal mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seiner Fleisch gewordenen Argumentationsmaschine Lothar Wieler. Die Regierung nennt das allerdings Pressekonferenz, aber sei´s drum!

Märchen erzählen von unglaublichen Dingen, ohne allerdings einen zeitlichen Hintergrund zu haben, anders gesagt, Frau Holle könnte auch im 21. Jahrhundert spielen, allerdings müsste eine Wetter App eingebunden werden. Meist ist der Held ein Kind, alternativ eine arme oder sozial schwache Figur, mit der sich der Leser/Zuhörer identifizieren kann. Schießt der Held Spinnenfäden aus den Händen oder trägt einen Umhang, ist es auch ein Märchen erscheint aber nicht bei den Gebrüdern Grimm, sondern bei Marvel oder DC Comics. Wird das Wirken Gottes vor dem Hintergrund ungenauer Überlieferungen beschrieben, nennt man es Religion. Schon Jesus hat gerne Märchen erzählt, allerdings nannte er diese Erzählform ´Gleichnis´.

 Märchen transportieren Inhalte leicht verständlich und deshalb auch kindgerecht (Anm.d.Red.: Natürlich gibt es Stimmen, die Märchen nachsagen, sie würden zweifelhafte Werte wie Gehorsam, Anpassung und Passivität anerziehen. Natürlich drei Werte, die einem selbstbestimmten Heranwachsen des Kindes diametral entgegenstehen. So ist heutzutage dieses pädagogische Werkzeug von der Generation der Supereltern komplett stigmatisiert worden, auch wenn ihre, an Untätigkeit grenzende, antiautoritäre Erziehung auch nicht das Überkind hervorgebracht hat. Zumindest erschließt sich mir nicht was Gewalttätigkeit, Egoismus und Gleichgültigkeit einer Gesellschaft bringen soll. Ein weiterer Vorwurf, der dem klassischen Märchen gemacht wird, ist die unangetastete Autorität der Eltern, insbesondere des Vaters sowie die vermittelte Rolle der Frauen und Mädchen. So bereichern Märchen unser modernes Europa, auch wenn sie auf Patriarchat und Sexismus fußen. Also ähnlich wie der Islam, nur  nicht vom Grundgesetz gedeckt).

Das Märchen war ursprünglich eine Lebensanleitung für das Volk, das im finsteren Mittelalter in großen Teilen noch nicht lesen und schreiben konnte. Heute kann es dank Facebook, Internet und Co. nicht mehr selbstständig denken und handeln. Vor diesem Hintergrund weckt eine Lernform, die seit alters her auch dem letzten Dödel bildhaft und vor allem schnell einen Sachverhalt glaubhaft vermitteln kann, gewisse Begehrlichkeiten. Da Deutschland quasi Märchenweltmeister ist, liegt der Verdacht nahe, dass auch die Bundesregierung in letzter Zeit einfach auf bereits vorliegendes Material zurückgegriffen und es nur für ihre Zwecke ein wenig angepasst hat.

Grundsätzlich arbeiten Märchen, Mythen und Religionen alle nach gleichen Wirkprinzip: ´Solange du tust was ich dir sage ist alles gut, sonst gibt´s Saures!´. Das Praktische daran ist, dass aufgrund der unglaublichen Dinge, die irgendwann mal irgendwo passiert sind, der Wahrheitsgehalt nicht zu überprüfen ist. Die Regierung muss das Märchen von der goldenen Schraube als Vorlage verwendet haben. Das war mir sofort klar, denn es ist eines meiner Lieblingsmärchen, quasi ein moderner Klassiker und geht wie folgt: Es begab sich vor langer Zeit in einem fernen Land, da hatte der Vater einer bitterarmen Familie es sich irgendwie mit der ortsansässigen Hexe verdorben. Diese verfluchte ihn und seine Familie zukünftig Reichtum zu besitzen und es würde schreckliches passieren, sollten sie versuchen ihn auszugeben (Anm.d.Red.: Fragen sie mich nicht, was im Kopf einer Hexe so vorgeht. Man hat diese rothaarigen Biester damals sicher nicht ohne Grund verbrannt). Das Ehepaar dachte schon gar nicht mehr an den Fluch, als ihnen neun Monate später ein Knabe geboren wurde. Wie haben die beiden sich gefreut, als sie sehen mussten, dass an der Stelle, wo normalerweise ein Bauchnabel war, eine goldene Schraube steckte (Anm.d.Red.: Rein biologisch natürlich nicht ansatzweise glaubhaft, aber eben nicht überprüfbar). Wer kann es dem bitterarmen Ehepaar verdenken, dass sie sofort versuchten die Schraube zu Geld zu machen. Doch wie sie sich auch mühten, die Schraube bewegte sich keinen Millimeter. Die Hexe hatte ganze Arbeit geleistet. Irgendwann gaben die beiden auf und die kleine Familie lebte fortan mit dem Fluch. Die Zeit ging ins Land, die Eltern starben (Anm.d.Red.: Vielleicht sogar an einem Virus, aber wie damals üblich zu Hause im Kreise ihrer Familie und nicht einsam an einem Beatmungsgerät) und aus dem Knaben wurde ein prächtiger Bursche, zwar immer noch bitterarm aber prächtig. Der hatte sich schon daran gewöhnt, statt wie andere Flusen aus dem Bauchnabel zu pulen, eine 999 Massivgoldschraube zu polieren. Eines schönen Tages flanierte er durch den Park, als er einer Fee begegnete, die sich hoffnungslos in einem Flatterband verfangen hatte. Sie versprach dem Knaben wie im Märchen üblich einen Wunsch, sollte er sie aus der misslichen Lage befreien. Der Knabe dachte nicht lange nach, zückte sein rostiges Messer und nach kurzer Zeit war die Fee gerettet. Überglücklich fragte sie welches denn sein Wunsch sei (Anm.d.Red.: Nein, es ist nicht das Märchen, in dem der Knabe jetzt sagt: ´Bück dich Fee, du hast gesagt jeder Wunsch!´). Wortlos hob dieser daraufhin seinen Wamst und zeigte der Fee sein goldenes Problem.  Die Fee dachte kurz nach, machte eine dieser rätselhaften Bewegungen, die man von David Copperfield kennt und hielt, wie aus dem Nichts, einen 30er Maulschlüssel in der Hand. Der Knabe wollte schon abwinken, aber die Fee erklärte ihm mit verschwörerischer Stimme, dass es ein magischer Schlüssel sei. Schulterzuckend nahm der Knabe das Werkzeug und ehe er sich versah war die Fee in einer rosa Rauchwolke verschwunden. Ohne Zeit zu verlieren, rannte der Knabe nach Hause und macht sich sogleich an die Arbeit. Oh Wunder, die Schraube, die sich Zeit seines Lebens keinen Millimeter bewegt hatte, ließ sich mit dem magischen Maulschlüssel ganz leicht drehen. Der bitterarme Knabe hatte schon die Dollarzeichen in den Augen und vergaß die Warnungen des Vaters, der ihn noch auf dem Sterbebett vor dem Fluch der Hexe gewarnt hatte. Die Schraube war länger als gedacht und als der Knabe sie endlich nach schweißtreibender Arbeit herausgedreht hatte…ist ihm der Arsch abgefallen.

…und die Moral von der Geschicht, hör auf den Spahn, dann passiert dir nischt! (Anm.d.Red.: Meine Lektorin hat die, zugegeben sehr technische Pointe scheiße gefunden und dann auch noch falsch verstanden. Ich kann um diese Zeit ersteres redaktionell nicht mehr ändern, aber noch ein paar Worte zur Moral der Geschichte anbringen: Hätte ich nur sagen wollen, dass die Regierung uns damit droht, dass etwas Schreckliches passiert, wenn wir nicht auf sie hören, hätte ich auch ne Story aus dem Struwwelpeter heranziehen können. Daumen lutschen und abschneiden kann man schaudernd, aber doch nachvollziehen. Vielmehr möchte ich anprangern, dass man vom Volk ernsthaft erwartet zu glauben, dass hunderttausende Sterben, wenn wir nicht alle sozialen Kontakte einstellen).

So meine lieben Kinder, genug für heute. Morgen zeige ich euch, bei welchen Märchen sich die bösen Politiker sonst noch so bedient haben und wenn ihr schön brav wart, erzähle ich euch dann noch die Geschichte von hinter den sieben Bergen (Anm.d.Red.: Alpen) bei den sieben Zwergen (Anm.d.Red.: Mussolini, Berlusconi, El Piccolo Principe, Albano Power, die beiden von Conny Froboess sowie der Riesenzwerg Bud Spencer…Info am Rande: Ich habe keinen italienischen Fußballer unter 1,70m gefunden).

 

Die beginnt so, wie andere Märchen normalerweise aufhören: Und wenn sie nicht gestorben sind…träumt was Schönes!