Die Maske des Zorro

Die Bundeskanzlerin hat heute darauf verwiesen, nicht in eine Öffnungsdiskussions-Orgie zu verfallen. Wer bitteschön hat denn mit dem Mist angefangen? Wochenlang hatten die ganzen überbezahlten Realwirtschaftsversager Zeit, sich um eine geordnete, bundesweit einheitliche Lockerung zu kümmern. Von einem Shutdown, der nicht ansatzweise etwas an der Infektionslage geändert hat, aber solchen Schlafmützen wie Spahn ein bisschen Zeit geben sollte, zumindest noch ein wenig Putz auf seine Ministeriumsruine zu schmieren, die er Gesundheitssystem nennt. Herausgekommen ist ein Flickenteppich an Lockerungen, geschuldet, je nach Bundesland, der Unfähigkeit, dem Narzissmus, der Feigheit oder der Karrieregeilheit des entsprechenden Ministerpräsidenten. Sorgen, dass die  Freestylepolitik zu nachhaltigen Schäden führt, muss sich von den Damen und Herren sowieso keiner machen, denn alles was falsch läuft, kann der geneigte Politiker auf das Virus schieben und alles was später an Geld gebraucht wird, zahlen sowieso die  Besserverdienenden, also die 7 Mio. der Bevölkerung die mehr als 50.000€ im Jahr zur Verfügung haben. Die Diskussionen dazu laufen schon seit einigen Wochen bei der Fraktion ´Die Linke´ und ist seit einigen Tagen auch weiter rechts angekommen. Dem Rest nehmen sie weiter die Bürgerrechte und lassen sich noch dazu von den Idioten feiern. Immer in der Hoffnung, dass genug Wahlvieh zur Wiederwahl bereitsteht.

Dementsprechend nichtsagend waren die Pressekonferenzen mit Söder, Kretschmer oder wer sich heute sonst noch mit seinen Extrawürsten medienwirksam dazu äußern wollte, warum gerade seine Vorstellung von Lockerungen letztendlich Deutschland vor der Ausrottung bewahren wird. Nur bei der Frage, wie man schnell und effektiv die Gastronomie in Deutschaland ruinieren kann, waren sich offensichtlich alle einig.

Derweil scheint nicht nur Söder der Meinung zu sein, dass Deutschland auf Gedeih und Verderb von der Atemschutzmaske – Klammer auf - Mund-Nase-Schutz, nicht medizinisch, leicht herzustellen, denn wir bekommen schließlich keine Vernünftigen bereitgestellt - Klammer zu – abhängig ist. Dabei ist die Gesamtherangehensweise falsch und daran ändert auch nichts, wenn wir alle aussehen wie Doktor Brinkmann vor der Herz OP. Ich habe diese Befürchtung schon öfter geäußert, neu daran ist, dass sie auch zum ersten Mal im Regierungs-TV bestätigt wurde. Gestern bei Anne Will saß mal wieder ein neuer Experte. Diesmal nannte er sich Infektionsforscher, Mathematiker und Philosoph. Überzeugend an Michael Meyer-Herrmann ist nicht sein Outfit, dass man getrost unter augenkrebserregend ablegen konnte, sondern seine klare Linie, die er, im Gegensatz zu den RKI Jüngern, beim Kampf gegen Corona vertritt. Er machte unmissverständlich klar, dass man die Situation mit den aktuellen Maßnahmen niemals in den Griff bekommen kann und das Corona Virus ohne Immunisierung nur bekämpft werden kann, wenn man es austrocknet. Mit anderen Worten, alle solange wegsperren, bis das Virus keinen Wirt mehr findet. Dies würde aber einen Shutdown auf unbestimmte Zeit bedeuten und den Einsatz einer allgemein verpflichtenden Trackin App erfordern. Ich musste gestern an dieser Stelle kurz meine Ansichten zum Umgang mit Corona erweitern. Kontrollierte Durchseuchung ist nicht die einzige Möglichkeit, die wir ohne Impfstoff haben, es gibt also noch das Prinzip der Austrocknung. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft noch desaströser, als beim unausgegorenen Zauderkram, den die Regierung für die nächsten Wochen geplant hat.

Auch von Jens Spahn kam heute wenig Erhellendes. Genaugenommen immer das gleiche Gerede von übermenschlich arbeitendem Arzt- und Pflegepersonal bei einem gleichzeitig nicht überlastetem Gesundheitssystem (Anm.d.Red.: Eigentlich faszinierend. Da steht über die Hälfte der Intensivbetten leer, aber das Personal ist an der Kapazitätsgrenze. Ein Widerspruch, den mir auch Ärzte auf Nachfrage als Blödsinn entlarvt haben. Zu normalen Zeiten haben sie sich wegen Personalmangel und Einsparungen den Hintern wund gearbeitet und es hat den Gesundheitsminister nicht interessiert. Jetzt warten sie auf ´The Train that never comes´ und haben mehr Freizeit als in den letzten zwanzig Jahren, das Wochenende eingeschlossen. Ähnlich geht es den Ordnungskräften, die die Ministerpräsidenten auch gerne ins Rampenlicht zerren. Denunzianten anzuhören und Corona Verstöße abzuarbeiten stresst zurzeit die Polizei weit weniger als sich mit Drogendealern oder Fußballfans rumschlagen zu müssen. Gönnen wir diesen Berufsgruppen mal die etwas übertriebene Anerkennung, die sie eigentlich seit Jahren sowieso verdient hätten). Vielleicht kann sein Wahlkampfberater dieses Gesülze aufnehmen und im Weihnachtsgeschäft eine ´Jens-Corona-Puppe´ auf den Markt werfen. Dann klappts vielleicht doch noch mit der verkackten Kanzlerkandidatur. Der kleine Widerspruch, ein Gesundheitssystem als sehr gut zu bezeichnen, es aber trotzdem stärken zu wollen, sei ihm verziehen. Machen wir uns nichts vor, es ist marode. Es gibt diverse Probleme, sonst hätten wir keine Landarztmangel, Ärzte mit 14 Stunden Arbeitstagen oder Pflegekräftemangel. Von den ganzen Problemen mit Organspende, unnötigen Operationen und Krankenhausschließungen ganz zu schweigen. Den Krankenhauskeim lasse ich jetzt mal bewusst weg. So gesehen kann Spahn nur hoffen, dass die Corona Nummer noch lange andauert. So hat er jetzt die Chance sehr viele Dinge verbessern, mit denen er die letzten Jahre regelmäßig gescheitert ist, wenn er es denn überhaupt nachdrücklich versucht haben sollte. Bleibt zu hoffen, er tut es auch! Mit dem Aufbau von Beatmungsplätzen und der meist scheiternden Beschaffung von medizinischem Material wird er auf Dauer nichts reißen können.

Hauptthema des heutigen Tages waren allerdings nicht mehr die Lockerungen. Wie an der Börse ist die Gegenwart bereits eingepreist und es geht nun um die zukünftigen Entwicklungen. Somit wären wir wieder beim Geheimfavoriten der nächsten Wochen, der Maskenpflicht. Machen wir uns nichts vor, zwei Wochen nach den Lockerungsmaßnahmen, also etwa Anfang bis Mitte Mai, werden die Infektionszahlen wieder hoch gehen und eine bundesweite Maskenpflicht wird im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften von der Bundesregierung ausgerufen werden. Das ist keine weise Voraussage, sondern logisch. Wenn ab heute wieder Leute vor die Tür dürfen, die so bescheuert sind, dass man ihnen Fußgängerwege auf Firmenparkplätze malen muss, Handwaschhinweise auf Toiletten und Aufkleber in Treppenhäusern, sich doch bitte am Geländer festzuhalten, dann brauchen wir noch nicht einmal drüber zu diskutieren, ob den Muselmanen heimlich ihre Feiern zu Ramadan genehmigt werden oder nicht. Es sind so oder so genug Infektionsmultiplizierer auf der Straße, um die Strategie der Regierung zu topedieren. Es sei denn ,die Dunkelziffer bei den Infektionen war so unglaublich hoch, dass das Virus keinen Wirt mehr findet. Wäre zu schön, um wahr zu sein, aber wie gesagt sehr unwahrscheinlich.

Mit anderen Worten, die Regierung wird ab Mitte Mai 2020 verlangen eine Maske zu tragen, bis ein Impfstoff gefunden ist, für ein Virus, das wir nach allgemeiner Überzeugung noch nicht einmal einschätzen können. Also mindestens 12 Monate, eher länger, in Läden mit einer Maske rumlaufen und trotzdem ständig mit der Gefahr weitere Alten- und Pflegeheime zu infizieren. Es mag zwar sein, dass Virologen vermuten, dass Covid19 nicht so mutationsfreudig ist wie Influenza. Aber was ist, wenn wir wie bei Influenza jetzt jedes Jahr einen neuen Impfstoff brauchen. Verlängert sich dann die Maskenbestrafung des deutschen Volkes in Supermärkten und öffentlichem Nahverkehr von aktuell ´auf Bewährung´, über 1,5 Jahre Maskenpflicht in drei Wochen, bis auf lebenslänglich?

Sind wir alle so blöd zu glauben, dass es damit vorbei ist. Wieso sollte das Virus nur im Rewe lauern und nicht hinter jeder Ecke? Wieso nicht im Restaurant oder in der Kneipe? Da braucht nur ein geltungsgeiler Politiker einem beliebigen Virologen die Gretchenfrage stellen, ob ein permanentes Tragen von Masken im öffentlichen Raum, das Infektionsrisiko weiter reduzieren könnte und schon ist es passiert. Eines haben wir nämlich in der Corona Krise gelernt. Dieser Expertenschlag gibt grundsätzlich ein wage zustimmendes Statement gespickt mit Konjunktiven und der Schlußfloskel ´…aber das muss die Politik entscheiden!´

Ich bin inzwischen überzeugt, wenn die Bundesregierung wollte, dass wir zur Einhaltung des Sicherheitsabstandes den Finger in den Po des Vordermannes stecken sollen, würden wir kurze Zeit später in jeder Warteschlange eine Bautzener Polonäse veranstalten, weil definitiv ein Experte zu finden wäre, der diese Maßnahme als potentiell infektionsschützend einschätzt.

Eine umfassende Maskenpflicht ist nicht unwahrscheinlich, aber wie soll das funktionieren? Schlimm genug, dass wir dann rumlaufen wie die Chinesen in Peking zu besten Smogzeiten, aber das kann doch nicht ernsthaft diskutiert werden. Wir haben ein Vermummungsverbot. Wird das dann ausgesetzt für die nächsten Jahre? Da werden sich die Nordafrikaner an Sylvester auf der Domplatte oder die Drogendealer im Park aber freuen, wenn man sie nicht mehr erkennt. So gesehen eine super Sache. Es werden zwar keine Verbrecher mehr gefangen, weil man kein Gesicht identifizieren kann, aber die Kriminalstatistik ist wenigstens nicht mehr so schlimm rassistisch. Keine osteuropäischen Banden mehr oder libanesische Clans, nur noch anonyme, vermutlich deutsche Straftäter. Wenn das mal keine gelebte Integration ist.

Was für eine Vorstellung überall Maske tragen zu müssen:  Auf der Arbeit, am Strand, im Schwimmbad? Über die sozialen Folgen, wenn man auf unbestimmte Zeit nicht mehr die Gesichtsmimik seines Gegenübers erkennen kann, wollen wir gar nicht reden.

Und letzten Endes muss es Ausnahmen geben. Dachten wir bisher die Lockerungsmaßnahmen seien unlogisch, dann warten sie mal auf die Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Was machen wir beim Autofahren, wenn wir nicht allein im Auto sind? Maske runter, damit wenigstens der Rubel bei den Verkehrssündern weiter rollt? Oder in der Bank? Merkt der Bankangestellte in Zukunft erst, dass er überfallen wird, wenn er ne Knarre am Kopf hat? Das wird schnell ein Dschungel an Ausnahmen, wogegen das deutsche Steuerrecht Pillepalle ist. Überhaupt, gibt es dann neben dem Steuerberater auch einen Maskenberater und wird er eine Hotline haben?   

Richtig lustig wird es aber in der Kneipe. Unwahrscheinlich, dass es nach Raucherkneipen auch Coronakneipen geben wird, in denen man sich dem Risiko einer tödlichen Infektion aussetzen darf. Oder im Restaurant? Bisher haben wir noch drüber gelacht, wenn sich diese Religionsopfer das Eis durch eine Klappe hinter die Burka geschoben haben (Anm.d.Red.: Wenn wir in Zukunft alle eine Maske im Gesicht haben, brauchen wir wenigstens keine vorgeschobene Diskussion um Vermummungsverbot im Zusammenhang mit Vollverschleierung führen, dann hat das Abendland auch diesen Kampf gegen Patriachat und Sexismus auf eigenem Territorium elegant aufgegeben). Ich weiß auf jeden Fall eines: Bevor ich mir eine Pizza bei meinem Lieblingsitaliener unter einer Gesichtsmaske hindurch reinschiebe oder mich damit in einer Kneipe wegschädeln soll, bestelle ich im Internet und lade nach Hause ein.

 

Dann haben auch die letzten Gastronomiebetriebe verschissen, die bis dahin Corona überlebt hatten.