Bad News

Offensichtlich ist die Regierung der etwas kruden Ansicht, dass ein Volk widerspruchsloser die eigene Bevormundung akzeptiert, wenn es schlechte Laune hat. Da waren schönes Wetter und Lockerungen des Shutdowns in dieser Woche natürlich kontraproduktiv. Keine Ahnung wie so etwas gemessen wird, wahrscheinlich steht den Verantwortlichen des RKI eine, der Öffentlichkeit nicht zugängliche, Selbstmordrate als Indikator zur Verfügung. Sinkt der Indikator unter einen bestimmten Wert, wird daraus offensichtlich geschlossen, dass es dem Volk trotz der frustrierenden Maßnahmen noch zu gut geht. Etwas in der Art muss wohl passiert sein, auf jeden Fall war unseren Oberen das Grinsen auf unseren Gesichtern die Woche über ein Dorn im Auge. Schnell mal einen Anruf bei den Medienmogulen und schon wurden alle deprimierenden Themen der Woche zu einem welken Strauß zusammengebunden und pünktlich zum Wochenende in Dauerschleife gesendet.

Highlights wie der ausfallende Sommerurlaub, geschlossene Lokale auf unbestimmte Zeit, Absage aller Volksfeste und anderen Open Air Partys nagen an der Volksseele und sind zusammen mit Maskenpflicht ab nächster Woche ein sicherer Stimmungskiller. Um ganz sicher zu gehen, hat NTV sein schärfstes Schwert zur schnellen Demotivation wieder ins Programm genommen. Nachdem bei den Wettermeldungen in den letzten zwei Wochen Max Raabe mit seinem belanglosen 20er Jahre Singsang zwar nicht gerade euphorisch machte, wurde nun wieder der Pianist des Teufels, Vinkingur Olafsson, mit seinem Album ´Rameau-Debussy´ rausgekramt. Da kann die Live-Kamera noch so strahlendes Wetter zeigen, mit dieser depressiven Klaviermusik unterlegt wird sogar ein, in der Sonne liegender Brocken im Harz oder ein Ostseestrand in den Suizid treiben. Wenn das Wetter am Dienstag schlechter wird, sehe ich schwarz.

Da es in Deutschland zu wenig medizinische Horrornachrichten gibt, die beweisen, wie nahe wir am Rande der Katastrophe wandeln (Anm.d.Red.: Es ist kein Wunder, denn wir sind noch nicht einmal in der Nähe einer medizinischen Katastrophe gewesen. Wegen dieser Fehleinschätzung haben wir halt nun eine von der Regierung ohne Not erzeugte wirtschaftliche Notlage, die es zu vertuschen gilt), müssen nach dem Motto ´schlimmer geht immer´ nun die schlechten Corona Nachrichten aus aller Welt durch den deutschen Äther geschickt werden.

Ein verlässlicher Quell schlechter Nachrichten zu Corona Toten und chaotischen Zuständen in Krankenhäusern waren bisher Italien, Spanien und die USA. Leider haben alle drei Länder rückläufige Zahlen zu verzeichnen und können das abgehärtete deutsche Volk nicht mehr so richtig erschrecken.  Trump ist mit seinen Vorschlägen, wie zum Beispiel sich zum Schutz gegen Corona, intravenös Desinfektionsmittel zu spritzen, aktuell eher ein Lachnummer, denn Garant für schlechte Laune (Anm.d.Red.: Das hat aber offensichtlich in den USA einige Menschen nicht davon abgehalten es zu versuchen. Die Zahl der Vergiftungen ist zumindest seitdem angestiegen. Das sind die Momente, wo ich mir ein nützliches Virus wünsche, das nur Menschen mit einem IQ kleiner 90 befällt). Aber die Welt ist groß und so berichtet man inzwischen bevorzugt aus Afrika und Südamerika, wo noch genug trauriges Potential vorhanden ist, zumal es hier um die Volksgesundheit und die medizinischen Einrichtungen teilweise katastrophal bestellt ist. Wenn man vergisst zu erwähnen, dass solche Zustände in Deutschland nicht existieren und somit nicht übertragbar sind, kann dem deutschen Volk auch mit Bildern aus diesen Ländern ein schrecklichen Zukunftsszenario hierzulande gemalt werden. Zumindest wenn nicht alle brav das tun, was von der Bundesregierung verlangt wird.

Hat man dann immer noch nicht genug Schrecken verbreitet, wird der suchende Reporter gewohnheitsmäßig sofort in Ländern fündig, die von Despoten regiert werden. War es in den letzten Monaten sehr ruhig um die Türkei, kommt der gute Recep Tayyip Erdogan wieder mal zu unerfreulicher Berühmtheit. Auch wenn es schon fast vergessen ist, aber der türkische Präsident hat noch vor gar nicht allzu langer Zeit seine Syrienflüchtlinge mit Bussen durch die Türkei transportiert, um über Wochen die EU zu erpressen. Als das dann gelungen war und er ein paar Milliarden bekommen hatte, ging es für die armen Menschen wieder an die syrische Grenze zurück. Dumm nur, dass inzwischen auch Corona ausgebrochen war. So wurden nicht nur desillusionierte Flüchtlinge, sondern auch das Virus quer durch ein Land gefahren, dessen medizinische Infrastruktur für einen großen Teil der nicht so gut betuchten Bevölkerung vollkommen unzureichend ist (Anm.d.Red.: Es sei den man hat Zugriff auf die deutsche AOK Karte, die seinerzeit im Rahmen des Deutsch-türkischen Sozialversicherungsabkommen großzügig verteilt wurde). Dank dieser großartigen Idee gingen kurze Zeit später die Infektionszahlen hoch und die türkische Regierung entschied sich plötzlich dazu beim weltweiten Tanz um eine zweifelhafte Pandemie mitzumischen. Die überstürzt beschlossenen Maßnahmen der Regierung führten in der Folge bisher eigentlich nur zu Panik in der Bevölkerung, denn zu einem Schutz vor Ansteckung (Anm.d.Red.: Das unterirdische Krisenmanagement und die bisweilen schlechte medizinische Versorgung sollte  in der Türkei eigentlich zu größeren Problemen führen. Tut es aber nicht. Die Infektionszahlen können wegen der schlechten Testkapazitäten als nicht belastbar angesehen werden. Was allerdings wundert, ist die überraschend geringe Mortalitätsrate. Entweder rutschen den Türken jede Menge Tote mit Corona durchs Raster oder die Theorie vom überschätzten Virus würde auch in der Türkei sichtbar werden. Was Schweden dann aufgrund eines lockeren Umganges mit dem Corona beweist, schafft die Türkei dann durch Unfähigkeit). Im Zuge der zweifelhaften Entscheidungen wurde nun diese Woche noch ein Sahnehäubchen draufgesetzt. Als weitere Schutzmaßnahme hat Erdogan nun auch noch ein Gesetz durch das Parlament gepeitscht, dass Verbrecher jeglicher Couleur inklusive Mafia und Vergewaltiger freikommen lässt. Ziel ist es mehr Platz in den Gefängnissen zu schaffen, damit für die verbleibenden Häftlinge der notwendige Abstand eingehalten werden kann. Mit Recht mag man sich jetzt fragen, welche schlimmen Finger die Türkei so im Knast sitzen hat, wenn Mafia und Vergewaltiger schon als minderschwere Fälle gelten. Gut, die Mörder bleiben unter Verschluss, allerdings handelt es sich bei dem großen Rest um politische Gefangene und Untersuchungshäftlinge, die Erdogan seit dem inszenierten Putsch ohne triftige Gründe wegsperrt. Wer die Zustände in türkischen Gefängnissen kennt, sollte wissen, dass für die Insassen das Corona Virus eher das kleinste Problem sein dürfte. Wahrscheinlich braucht der türkische Präsident einfach nur Platz für weitere sogenannte Aufrührer, die den Terrorismus unterstützen. Beruhigendes Gefühl, vor allem wenn man mal ernsthaft darüber nachgedacht hat, ein Land in die EU aufzunehmen, in dem ein Oppositioneller gefährlicher eingestuft wird als ein Triebtäter. Erdogan ist schon ein unendlicher Quell, wenn es darum geht frustrierende Meldungen zu generieren.

In Argentinien sind die Gefängnisse zwar auch überfüllt, allerdings kam es hier zu Gefängnisrevolten, da die Gefangenen sich nicht genügend vor Corona geschützt fühlen. Hier geht die Regierung einen etwas anderen Weg als in der Türkei und denkt darüber nach Untersuchungshäftlinge, ältere Gefangene und Schwangere in den Hausarrest zu schicken. Die Schwerverbrecher und Vergewaltiger, die sich bei ihren Straftaten nicht um die Sicherheit ihrer Opfer geschert haben, bleiben allerdings dort wo sie hingehören. Natürlich gibt es in Argentinien seit Ende der Militärdiktatur keine politische Gefangenen mehr, aber schaden könnte es nicht, wenn Erdogan sich mal ein Beispiel an den Südamerikanern nehmen würde.

Auch Südafrika schafft es zurzeit sich mehr Schwierigkeiten durch die eigenen rigiden Ausgangssperren zuzulegen, als das Corona Virus wohl je anzurichten vermag. Die Lebensmittelversorgung bricht zusammen, es kommt zu Plünderungen und exzessiver Gewalt. Da ist es wenig positiv, dass in den gefährlichsten Townships die Mordraten im Drogenmilieu seit Beginn der Ausgangssperre sinken, wenn am Ende die Todeszahlen bei harmlosen Bürgern steigen, die so verzweifelt sind, dass sie bereits LKW´s mit Essensrationen stoppen und plündern.

Die restliche Nachrichtenzeit zwischen den trüben Zukunftsaussichten und Hiobsbotschaften aus aller Welt wird mit dem ständigen Anprangern des zu laxen Umgangs der Bevölkerung mit den Beschränkungen ausgefüllt. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen, mit erhobenem Zeigefinger, die vollen Einkaufsstraßen zum Wochenende zu zeigen und das eigentlich Unausweichliche anzudrohen. Ich kann nur hoffen, die Bevölkerung genießt die nächsten paar Tage und lässt sich nicht ins Bockshorn jagen, denn, auch ohne die ständige mediale Erinnerung, ist es nur logisch, dass Mitte Mai ein erneuter Shutdown droht. Durch die Lockerungen werden die Infektionszahlen wieder ansteigen und dann besteht täglich die Gefahr, dass die Regierung uns aus den bekannten zweifelhaften Gründen wieder in den Shutdown führen könnte.

 

Ich habe mir für den Start der Maskenpflicht morgen auch eine Maske gebaut. Einen dunklen Schal, auf den ich ein wenig Tapetenkleister geschmiert habe. Stummer Ekelprotest gegen eine, meiner Ansicht nach überflüssige und für eine Durchseuchung sogar kontraproduktive Maßnahme.