Im Dunkeln fischen

Die Welt überschlägt sich gerade mit den Meldungen zum Stand der Impfstoff- und Antikörpertestforschung. Größte Aussichten auf Erfolg hat, natürlich nach eigenen Angaben, Dr.Dr. Prof. Dr. ´Hau mich blau´ Trump, bekannter Philanthrop und Krisenmanager, der seit Jahren erfolgreich verheimlicht hat, dass er auch ausgewiesener Impfstoffexperte ist und neben seinem Präsidentenklo seit Jahren ein Labor für Impfstoffforschung betreibt. So war nicht nur der Rest der Welt, sondern auch die eigenen Experten vollkommen überrascht, als Tausendsassa Donald bereits Ende des Jahres eigenhändig mit der Produktion für einen Impfstoff gegen Corona in den USA beginnen wird.

Echte Aussichten auf Erfolg hat allerdings das renommierte Jenner Institut in England, welches auf einem fertigen Impfstoff gegen die Lungenkrankheit Mers, einem Verwandten des Corona Virus, aufbaut. Um solche Forschung und im Erfolgsfall auch die weltweite Produktion sowie die Verteilung eines Impfstoffes zu unterstützen, findet heute in Brüssel eine von der EU organisierte ´online-Geberkonferenz´ statt. Donald Trump hat nicht zugesagt, was klar die Sandkastenstrategie durchblicken lässt, die nur ein sehr begrenzter Verstand unter einer noch schlechteren Frisur ersonnen haben konnte: Mit dem Versprechen nach einem Impfstoff wenigstens die Präsidentschaftswahl im Herbst zu gewinnen! Man kann nur hoffen, dass die Forscher in den USA nicht wirklich das Rennen machen, denn Trump wird nichts unversucht lassen, zugunsten seines Landes, die Weltgemeinschaft zur Kasse zu bitten. Was das für ärmere Länder bedeuten würde, kann man sich leicht ausrechnen.

Es besteht noch eine weitere Gefahr, wenn die Suche nach einem Impfstoff von einigen Beteiligten nicht als fundierten Forschung, sondern eher als Schwanzvergleich angesehen wird. Für alle, die eine kleine Gedächtnisauffrischung benötigen: Zu Zeiten der Schweinegrippe wurde auch schon einmal ein Impfstoff im Rekordtempo entwickelt. Die dabei verwendete Trägersubstanz führte allerdings bei geimpften Personen unter 20 Jahren zu Narkolepsie, einer unheilbaren Nervenkrankheit. Pandemrix, im Oktober 2009 in der Europäischen Union, zum Schutz gegen das Influenza-A-Virus H1N1, den Erreger der Schweinegrippe, zugelassen, wird inzwischen nicht mehr verwendet.

Aber selbst wenn ein solcher Impfstoff, aufgrund der Nebenwirkungen, einen telefonbuchdicken Beipackzettel mitführen würde, er muss so schnell wie möglich gefunden werden. Ohne ihn wird die Bundesregierung weiter ihren Stiefel durchziehen und Deutschland mehr oder weniger stark reglementieren, nur gelenkt von den Erleuchtungen, die dem guten Lothar Wieler vom RKI morgens so auf dem Pott einfallen (Anm.d.Red.: Ich kann mich nur wiederholen: Wir sind am Arsch! Die Frage ist nur noch welche Dimensionen dieses Körperteil dank der Verstocktheit der Bundesregierung noch annehmen wird). Daran werden auch alle Studien dieser Welt nichts ändern, wie zum Beispiel die der unbedeutenden Universität Stanford oder in kleinerem Rahmen die endlich verfügbaren Ergebnisse aus dem Kreis Heinsberg unter Leitung des Virologen Hendrik Streek. Anstatt die Vermutungen des RKI in Frage zu stellen wird lieber ein Haar in der Suppe der anderen gesucht, wenn sie, und das nicht zum ersten Mal, zu dem Ergebnis kommen, dass Deutschland mit unter 0,4% eine viel niedrigere Sterblichkeitsrate bei Corona hat als die Verantwortlichen uns mit 3,8% seit Wochen präsentieren beziehungsweise weismachen.

Einer der Gründe ist die Unschärfe hinsichtlich der Dunkelziffer bei den Corona Infizierten. Diese ist nicht nur laut Meinung von Herrn Streek bis zu zehn Mal höher, als angenommen wird. Der Hauptgrund ist bekannt. Die meisten Infektionen bleiben schlicht und einfach unbemerkt, da sie nahezu symptomfrei verlaufen. Aber auch die seltsamen Kriterien, wann und an wem ein Corona Test durchgeführt wird, dürfte sich extrem auswirken. Ich habe es bereits in mehreren Fällen selbst erlebt, dass Mitbewohner von akut erkrankten Personen nicht getestet wurden und damit nicht in die Infizierten Statistik eingingen, obwohl mit ziemlicher Sicherheit eine Infektion mit dem Virus vorliegen musste.

Ehrlicherweise muss man aber auch an den Corona Tests selbst, die durch Rachenabstrich erfolgen, ein wenig zweifeln. Selbst Lothar Wieler merkte dazu letzte Woche an, dass positiv auf Corona getestete Personen nicht immer infiziert sind und negativ getestete durchaus infiziert sein können (Anm.d.Red.: Eine Freundin von mir ist mit acht Mädels beim Skifahren in Ischgl gewesen. Im Nachgang wurden zu Hause alle, bis auf sie, positiv auf Corona getestet, obwohl sie starke Grippesymptome hatte – noch Fragen?). Bestes Beispiel war die peinliche Nummer mit den drei Corona Infizierten beim Bundesligisten 1. FC Köln. Die wurden letzte Woche positiv getestet und sind heute nach einem weiteren Test alle drei negativ.

Wenn schon die Zahl der akut Infizierten wohl niemals richtig bestimmt werden kann, sind gute Neuigkeiten bei den Antikörpertests zu vermelden. Das sind die Bluttests, mit denen man eine durchlaufene Infektion nachweisen kann. Hier ließ die Verlässlichkeit bisweilen sehr zu Wünschen übrig.  Der Schweizer Pharmariese Roche hat jetzt in seinem deutschen Werk einen Antikörpertest präsentiert, der mit einer Sicherheit von nahezu 100% aufwarten kann. Noch in diesem Monat sollen in Deutschland 3 Millionen Tests und in der Folge 5 Millionen pro Monat ausgeliefert werden. Eine Notfallgenehmigung bei der US-Gesundheitsbehörde FDA ist bereits beantragt, um die Freigabe für weitere Länder zu erhalten.

Ein großes Hallo aller Orten. Schließlich könnten jetzt Tests an repräsentativen Bevölkerungsgruppen durchgeführt werden und man würde in kürzester Zeit nicht nur genaue Daten hinsichtlich die wirklichen Durchseuchungsrate in Deutschland bekommen, Bürger mit durchlaufener Corona Infektion müssten sich nicht mehr einschränken und immunisierte Personen, insbesondere im Pflegebereich, könnten zielgerichtet zur Versorgung von Risikogruppen in Krankenhäusern, sowie Alten- und Pflegeheimen eingesetzt werden. Sie bemerken schon die Benutzung des Konjunktivs. Hat ein positiver Corona Test inklusive Quarantäne und Symptomen bisher nicht gereicht, immunisierte Bevölkerungsteile sinnvoll einzusetzen oder wenigstens zu erfassen, steht zu befürchten, dass auch der sichere Antikörpertest keine spürbar positiven Auswirkungen auf das Handeln der Regierung haben wird. Sie wollen mit aller Macht vermeiden, dass ihnen ein Corona Toter im Nachhinein vorgeworfen werden kann. Dabei nützt das Wissen um die wahre Zahl immunisierte Personen nichts. Im Gegenteil, Tests, die eine hohe Durchseuchung der Bevölkerung ergäben,  würden den Ruf nach Lockerungen anfeuern und die Argumentationskette der Regierung weiter schwächen.

Immerhin wird nun endlich vor dem Hintergrund des verbesserten Antikörpertests über einen Immunitätspass für diese Personengruppen diskutiert. Ohne mich beschweren zu wollen, ich habe bereits vor zwei Wochen über das Thema sinniert (Anm.d.Red.: Siehe Ostersonntag, 12.04.20 ´Covadis?´). Jens Spahn macht allerdings das, was er am besten kann: Er sieht nur Probleme und hat die Entscheidung zu diesem Thema zunächst an den Ethikausschuss weitergegeben, um zunächst zu überprüfen, welche Bedenken bestehen, wenn man derart positiv getesteten Personen Sonderrechte einräumen würde oder inwieweit dann Unternehmen solche Tests bei Einstellungsgesprächen verpflichtend fordern dürfen etc. pp. Ein seltsames Vorgehen, wenn man bedenkt, dass derselbe Herr keine ethischen Probleme damit hatte, zuvor eine ganze Nation ihrer Freiheitsrechte zu berauben. Wenn der Ethikrat wider Erwarten keine Probleme sieht, kann die Regierung den Virologen immer noch die Frage stellen, ob und wenn ja wie lange diese Personen dann immunisiert sind. Die Antwort wird wie immer ein eindeutiges `Keine Ahnung´ sein und spätestens hier wären wir dann mit dem Thema Immunitätspass durch, währenddessen der weitere Sinkflug des Landes unvermindert weiterginge.

Die zuverlässigen Antikörpertests wurden von der Bundesregierung in den letzten Wochen stets als Grundlage für wichtige Entscheidungen angeführt. Ich wäre wie gesagt überrascht, wenn damit nun wirklich auch repräsentative Teilen der Bevölkerung getestet werden, um so gesicherte Erkenntnisse zur wirklichen Durchseuchung der Bevölkerung zu erhalten.  In diesem Zusammenhang könnte ausgerechnet die Fußball Bundesliga unerwartete Schützenhilfe leisten. Auch wenn die Tests auf einen Corona Infektion durch Rachenabstrich in Köln sauber in die Hose gegangen sind, wurden heute zehn weitere Spieler der 1. und 2. Bundesliga ebenfalls positiv auf Corona getestet. Da sich nicht auch noch diese Resultate allesamt als Ente erweisen werden, ist zunächst einmal anzumerken, dass damit dem Re-Start der Fußball Saison wahrscheinlich endgültig der Stecker gezogen wurde.

Sollten also diese Tests eine akute Infektion mit Covid 19 bestätigen, müsste eine ganz andere Lehre daraus gezogen werden. Bei einer Testquote von 100% und gleich mehreren Infektionsfällen in verschiedenen Vereinen, kann davon ausgegangen werden, dass hier eine viel höhere Infektionsrate vorliegt, als bisher vermutet wurde. Wenn man jetzt noch die neuen Antikörpertests zu 100% in den Bundesligavereinen durchführen würde, wären die Ergebnisse eine gute Näherung für den Grad der Durchseuchung in der Bevölkerung, ähnlich denen aus der Heinsberg Studie. Nicht, dass eine solche Untersuchung die Bundesregierung zu einem Umdenken bewegen wird, aber es könnte ein weiterer Tropfen sein, der den Stein der Geduld weiter aushöhlt. Irgendwann muss ihn halt mal einer aufheben und werfen.