Kanzler, Katzen, Kfz

Marcus Söder spielt ein gefährliches Spiel auf dem Weg zur Kanzlerkandidatur, stellt er sich doch allen Rufen nach weiteren Lockerungen mit seinem Freistaat zwar nicht komplett, aber im Vergleich zu Restdeutschland maximal entgegen. Sieht nach Überzeugung aus, aber was bedeutet das schon bei einem Politiker? Ihm blieb eigentlich keine Wahl, denn der Posten des Lockerungsjunkies war schon von seinem Konkurrenten Armin Laschet belegt. Also hat er sich für den Job des Bremsers entschieden. Natürlich hat der auch Vorteile. Wenn man auf dem Standstreifen der Autobahn kriecht, kann man sicher sein, dass keiner langsamer ist als man selbst. Wenn man sich dagegen vermeintlich schnell auf der Überholspur bewegt, läuft man immer Gefahr, dass ein Porsche rechts vorbeischießt und vielleicht nicht unbedingt die Sympathie, so denn doch die Aufmerksamkeit erregt. Nichts anderes ist Armin Laschet passiert, als sein Partei- und Amtskollege Reiner Haseloff mit den größten Lockerungen in ganz Deutschland vorangeprescht ist. Damit war nicht nur die Leaderrolle des NRW Ministerpräsidenten dahin, sondern auch Angela Merkel konnte ihren Plan, eines bundesweit gemeinsamen Vorgehens beim Exit vergessen. Nun hat Sachsen-Anhalt nicht nur geringere Infektionszahlen als Restdeutschland, sondern überhaupt ein überschaubares Risiko. Während in Bayern und Nordrhein-Westfalen eine zweite Corona Welle und ein erneuter Shutdown die Lichter in den Schlüsselindustrien endgültig ausschießen würden, braucht Herr Haseloff sich hier keine Sorgen zu machen. In seinem Land gibt es nichts worauf man schießen könnte.

Aber zurück zu Marcus Söder. Es ist schon frech seinen Alleingang des ´alles anders und später´ als durchdachtes Konzept gegenüber dem angeblichen Stückwerk der anderen hervorzuheben. Ein Mosaik bleibt auch in Bayern ein Mosaik, egal ob es das Antlitz des heiligen Severin darstellt oder nur einen gestreckten Mittelfinger. Wenn die berühmte Basisreproduktionszahl dauerhaft unter 1 bleibt oder gar weiter zurück geht, heute lag sie bei 0,71, wird Söder sich den Unmut der Bayern und den Spott der Kollegen zuziehen, weil er mehr und länger verboten hat als erforderlich gewesen wäre. Das kann seine Kanzlerambitionen beenden, bevor sie offiziell überhaupt geäußert worden sind (Anm.d.Red.: Könnte sowieso eine vergebliche Liebesmüh sein, sollte Angie sich in ihrem zweiten Frühling zu einer fünften Kanzlerkandidatur entscheiden). Mir persönlich könnte dieses Einzelschicksal egal sein, aber Bayern hat nun mal die einzige Grenze Deutschlands zu Österreich und somit könnte eine Grenzöffnungsinitiative von Kanzler Kurz ins Leere laufen. Von diesem Moment an ist es mir dann nicht mehr egal, was in einem Teil Deutschlands passiert, der sich in einem Anflug von Selbstüberschätzung als Freistaat bezeichnet und dessen Regierungschef auf Stimmenfang bei bornierten Monarchieromantikern in kleinen inzestösen Dorfgemeinschaften gehen muss (Anm.d.Red.: In diesem Zusammenhang bitte ich zu entschuldigen, dass ich, solange er nichts Neues oder gar Positives zur Reisefreiheit zu sagen hat, bis auf weiteres auf das sinnlose Geblubber von Bundesaußenwicht Heiko Maas verzichten werde. Heute war nämlich wieder so eine Pressekonferenz).

 Wenn es ums Bremsen geht, hat Marcus Söder in Lothar Wieler einen Bruder im Geiste. Allerdings beginnen mich die dienstäglichen RKI Pressekonferenzen langsam zu ärgern. Egal wohin sich die selbst erfundenen Corona Kennzahlen bewegen, es kommt nie eine klare Ansage, außer den Ball weiter flach zu halten, denn ´es ist noch nicht abschließend geklärt´, ´man hat noch nicht genügend Erkenntnisse´ und, auch immer gerne genommen, ´wir müssen noch mehr Erfahrungen sammeln´. Um es ein wenig österreichisch zu formulieren: Lothar, geh scheißen!

Überhaupt war heute wieder der Tag der Pressekonferenzen. Speziell die Opposition, lange Zeit verschüchtert auf die Zuschauertribüne verbannt, wittert sie langsam wieder Frühlingsluft. Neben der üblichen Kritik an dem Flickenteppich der Lockerungen, mit der uns, nicht erst seit heute, FDP und Linke langweilen, steht auch der parallel stattfindende Autogipfel mit den deutschen Automobilbossen und der Kanzlerin im Fokus. So wetterte Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt, wie bei den Grünen üblich, pauschal gegen den Verbrennungsmotor und wünschte sich eine Stärkung grüner Technologien und des öffentlichen Nahverkehrs. Ja, man kann sich vieles wünschen, ich bin auch für ein ´H´ in Kathrin und gegen nervige Doppelnamen, besonders, wenn sie an Altnazis erinnern, aber man kann nicht alles haben. Um eines klar zu stellen, auch ich weiß nicht was die Autobosse so geraucht haben, um in der aktuellen Krise an Dividenden, für die Aktionäre und vor allem an Boni, unter anderem für sich selbst, festzuhalten. Vor allem wenn man gleichzeitig mit Angela Merkel über eine vom Bund geförderte Abwrackprämie reden will. Allerdings macht es auch keinen Sinn, der am Boden liegenden Autoindustrie noch den Todesstoß zu versetzen, wie es die Grünen gerade mal wieder dummdreist oder aus Ignoranz versuchen (Anm.d.Red.: Zustimmung kam natürlich von Greenpeace in einem entsprechenden Interview. Wie deren Alternativvorschlag, eine Förderung von Fahrradwegen, irgendeinem Unternehmen in der aktuellen Krise helfen soll, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben). Die Autoindustrie hat sich gerade erst am Anfang einer grundsätzlichen Wandlungsphase befunden, als das Virus beziehungsweise die Panik zuschlug. Wenn diese deutsche Schlüsselindustrie jetzt keine Unterstützung verdient hat, weil sie die Umwelt verpestet, darf McDonalds auch nicht an den 250€ Einkaufsgutscheinen partizipieren, den die Grünen so vehement fordern. Schließlich macht Fast Food die Menschen fett und wie wir inzwischen wissen, ist Fettleibigkeit ein Corona Risiko.

 

Was war sonst noch wichtig? In den USA ist ein Hund positiv auf Corona getestet worden. Dabei ist man bisher davon ausgegangen, dass es eher Katzen erwischt…und Fledermäuse natürlich. Vor ein paar Wochen wurde der erste Stubentiger mit dem Virus in Belgien entdeckt. Ich habe das tragische Schicksal nicht weiterverfolgt. Musste das Tier beatmet werden, ist es wieder wohlauf und wenn ja, immun oder wurde es vorher von einem Auto überfahren und ist nach aktueller Zählweise an Corona gestorben? Als würden die Leute sich nicht schon genug unnötige Sorgen machen, wird jetzt auch noch jede potentielle Tierinfektion in die Medien gezerrt und es beginnt eine Diskussion welche Haustiere das Virus bekommen können und unter welchen Voraussetzungen es auf den Menschen übertragen werden kann. Auch ich kann es nicht sagen und es interessiert mich auch nicht wirklich. Trotzdem kann ich Teile der Landbevölkerung in den einsamen Weiten der Uckermark oder Anatoliens, die nun argwöhnisch in Richtung ihrer Hühner und Ziegen starren, beruhigen. Es wird eine Tröpfcheninfektion sein und somit ist hintendran, insbesondere mit Mundschutz, ungefährlich.