Pandemische Gesetze

´Bayern ist ein Kulturland´, Markus Söder ist doch immer für einen Lacher gut. Heute Morgen hat er sich mal wieder zu Wort gemeldet und ich verspüre langsam einen ´Lothar Wieler-Effekt´. Ich höre einfach nichts Neues. Dieses ewig gleiche Gerede, dass wir froh sein sollen mit den Schutzmaßnahmen, dass wir daran festhalten müssen, weil es andere Regionen auf dem Planeten gibt, die viel größere Probleme haben, ist einfach nur noch frustrierend. Es ging schon immer irgendwo, irgendwem, wegen irgendwas schlechter als hier, aber das hat doch bisher auch keinen gejuckt. Bestes Beispiel ist die Globalisierung. Ich glaube nicht, dass Bangladesch genauso froh ist mit der Bekleidungsindustrie wie wir. Wenn zwei das Gleiche tun, kommt halt eben nicht immer dasselbe raus. Asiaten geht es nach dem Konsum von Milchprodukten auch ziemlich schlecht. Im Gegensatz zu uns, wenn man nicht gerade eine dieser neumodischen Intoleranzen pflegt. Wieso muss ich mir ständig anhören, dass ich dankbar sein soll für die Vorschriften der Regierung. Ich muss mit Mundschutz einkaufen gehen, alle Veranstaltungen diesen Sommer sind abgesagt, meine Lieblingskneipen machen dicht, der Urlaub wird nicht stattfinden und wir kommen uns seit Wochen wie Verbrecher vor, wenn wir uns irgendwo auf ein Bier treffen. Die Regierung beschränkt uns, weil sie glauben, es hätte etwas passieren können. ´Glauben´ war aber noch nie ´Wissen´. Natürlich kann jeder glauben was er will, dafür haben wir die Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit im Grundgesetz, aber doch nur, wenn man anderen damit nicht auf den Sack geht. Genau das passiert aber gerade in Deutschland.

Mit der Freiheit ist es in diesen Tagen so eine Sache. Heute wurde das zweite Pandemiegesetz im Bundestag diskutiert, das dem Gesundheitsminister mal wieder mehr Macht geben wird, da er den Bundestag und den Bundesrat zum Pandemieschutz bisweilen umgehen kann. Unter anderem auch für zukünftige Scheingefechte gegen alle Viren, die da noch kommen mögen. Letzten Endes eine Alibiveranstaltung, denn das Gesetz dürfte morgen ohne große Probleme ratifiziert werden. Zurzeit wird alles durchgewunken, was irgendetwas mit Corona zu tun hat. Wirklich wichtige Themen wurden darin aber nicht behandelt. Was nützt es dem Pflegesektor einmalig in der sogenannten Pandemiezeit einen Bonus zu bekommen, wenn die Gehälter an sich so armselig bleiben, wie sie waren und demnach auch der Personalmangel im medizinischen Bereich weiter bestehen bleiben wird. Herzlichen Glückwunsch, Herr Spahn. Super Leistung!

 Auch einer der wichtigsten Punkte, auf den ich gewartet habe, wurde aus dem Gesetzentwurf herausgenommen, denn es wird keinen Immunitätspass geben und alle Menschen, die die Infektion durchlaufen haben, werden weiter behandelt wie der Rest der Bevölkerung und haben weiter dieselben Einschränkungen. Als Hauptgrund wurde genannt, dass die Gefahr bestünde, Menschen würden sich zur Erlangung eines solchen Passes bewusst anstecken (Anm.d.Red.: Eine lächerliche Annahme, die suggeriert, man könne einfach vor die Tür gehen und sich gezielt mit Corona infizieren. Ich finde seit Wochen keine Möglichkeit dies zu tun, bin ich doch bekanntermaßen der Meinung, dass mir das im Umgang mit meinen Eltern im risikorelevanten Alter helfen würde. Wie soll ein Normalbürger eine Infizierung gezielt durchführen können?). Genau damit wird doch ein Knackpunkt der aktuellen Protestwelle angesprochen. Was hat die Regierung zu interessieren, was jeder Einzelne macht, um sich zu gefährden, wenn keine Mitmenschen darunter leiden? Selbsttötung ist auch eine ganz persönliche Sache, man sollte sich halt still und heimlich um die Ecke bringen und nicht in der Öffentlichkeit. Jede Menge traumatisierter Zugführer können ein Lied davon singen.

Nur mal angenommen es gäbe eine sichere Ansteckungsmethode, wäre es die Freiheit eines jeden Einzelnen sich zu infizieren. Wichtig ist nur, dass er nach der Infektion brav in Isolation geht, solange er ansteckend ist. Von mir aus könnte man verpflichtend die Abgabe einer Patientenverfügung verlangen, die eine künstliche Beatmung verbietet, damit der Bundesgesundheitsminister und sein Gefolge nicht wieder Angst haben müssen, die Intensivbetten würden durch eine Flut von Freiwilligeninfizierungen überlastet (Anm.d.Red.: Man könnte den Infektionsbefürwortern das sinnbefreite Behelfskrankenhaus auf dem Berliner Messegelände zur Verfügung stellen. Dann hätten die 500 Intensivbetten wenigstens noch eine Verwendung gefunden. Nach derzeitigem Kenntnisstand über das Virus und seine schweren Verläufe sogar unter Einbeziehung von Risikogruppen reicht diese Kapazität aus, um pro Woche mindestens 50.000 Freiwillige infizieren zu können, ohne dass es zu der so gefürchteten Triage kommen würde. Das ist eine theoretische Betrachtung, entbehrt aber nicht unbedingt jeglicher Grundlage, wie auch der Tübinger Epidemiologe Martin Eichner schon angedacht hatte – siehe mein Blog vom 08.04.20, ´Sex und andere Katastrophen´). Alles eine Frage der Sicht- und Vorgehensweise.

Viel schlimmer sind die Konsequenzen, die sich aus diesem Verzicht auf einen Impfpass ergeben. Es sollen zwar plötzlich alle in Risikobereichen getestet werden, sogar die, die keine Symptome haben, aber welchen Sinn macht das, wenn man hinterher nicht dokumentiert, ob diese Menschen auch die Infektion durchlaufen haben. Werden die dann bis zu einer Pflichtimpfung in frühestens einem Jahr unnötigerweise weiter getestet? Besonders bitter, dass es einen gesteuerten Einsatz von immunisiertem Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen mit dieser riesigen Fehlentscheidung genauso so wenig geben wird, wie die Hoffnung auf eine belastbare Durchseuchungszahl.

 

Jens Spahn dagegen freut sich in einem Interview auf seinen piefigen Urlaub am heimischen Badesee und geht davon aus, dass auch sein Volk darüber erfreut ist nicht in, seiner Meinung nach, exotische Länder reisen zu dürfe. Er begründet die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung aller aktuellen und noch kommenden Schutzmaßnahmen wie immer mit der nach wie vor gefährlichen Lage in der Corona Krise. Immerhin stehen wir nicht mehr am Anfang, sondern sind ´mitten in der Pandemie´. Also quasi irgendwo vor der zweiten Welle. Dabei muss der Pandemie-Tross inzwischen schon auf eine Tour über die Dörfer gehen, um überhaupt irgendwo in der Walachei einen Schlachthof zu finden, bei dem die Zahl der Neuinfektionen noch kritisch ist. Übrigens nur, weil die Tiere dort artgerechter gehalten werden als die rumänischen Schlachter.