Langweilig!

Irgendwie war heute nix los, aber man muss als Blogger auch mal aus Nix etwas machen…es ist ziemlich genau zwei Wochen her, da präsentierte der Pharmakonzern Roche einen Corona Antikörpertest, der eine Sicherheit von 99,81% hatte und damit angeblich als Erster die Sicherheit lieferte, um verlässlich festzustellen, ob Menschen die Infektion mit dem Corona Virus bereits durchlaufen haben. 3 Millionen solcher Tests sollten noch im Mai nach Deutschland geliefert werden. Inzwischen haben auch andere Konzerne wie Abbot Testkits entwickelt, die auch schon von der Behörde genehmigt wurden. Lange Rede kurzer Sinn, es müssten eigentlich mindestens ein paar hunderttausend dieser Kits hierzulande verfügbar sein. Trotzdem habe ich weder von Politik, Instituten, Städten, Kommunen oder irgendeiner interessierten Vereinigung auch nur ein einziges Ergebnis gefunden, bei dem einfach mal ein repräsentativer Personenkreis getestet wurde, um eine erste brauchbare Einschätzung der aktuellen Durchseuchung der Bevölkerung zu bekommen. Natürlich wäre das nur eine Näherung gewesen, aber wenn man sich ein paar Regionen mit verschiedenen Infektionszahlen rausgesucht hätte, wäre es doch ansatzweise möglich gewesen, mit einem mathematischen Modell so etwas wie eine Hochrechnung aufzustellen. Klappt doch in Schweden auch, schließlich hat man im Juni Herdenimmunität errechnet und hat uns an Wahlabenden um Punkt 18 Uhr schon so manchen Ausgang einer Wahl in unserem Lande sehr genau vorausgesagt. Stattdessen werden jedes Mal, wenn irgendwo in einem Fleischbetrieb ein neuer Infektionsherd auftaucht, nur die Infektionstests durchgeführt, die nichts weiter liefern als die Anzahl der aktuell infizierten Personen.

Nun hat sich nach zwei Wochen endlich das RKI dazu herabgelassen, eine Studie zu starten, um Erkenntnisse zur tatsächlichen Durchseuchung zu bekommen. Als repräsentativer Testort wurde Kupferzell ausgewählt, der lange ein Hotspot mit den meisten Infizierten pro 100.000 Einwohner war. Es sollen 2000 zufällig ausgewählte Freiwillige getestet werden. Erste Ergebnisse werden jedoch nicht vor Ablauf von sechs Wochen veröffentlicht, also etwa Anfang Juli. Keine Ahnung, was so schwierig daran ist 2000 sehr einfache Bluttests durchzuführen. Mein Unverständnis weicht langsam einer gewissen Resignation. Keiner scheint ein Interesse daran zu haben, überhaupt einen Wert zu ermitteln, ansonsten würde man doch viel mehr Kapazitäten nach Kupferzell schicken. Eine deutschlandweite Studie mit 30.000 Probanden kann das RKI, wer auch sonst, erst im September starten, weil - kein Witz - die Durchseuchung noch nicht hoch genug ist. Ja, wer ist denn daran schuld? Hätten die Verantwortlichen einfach mal ein wenig überlegt, bevor alles dicht gemacht wurde, wären wir schon um Lichtjahre weiter. Wenn das RKI so weitermacht, kommt die zweite Corona Welle noch vor einem Studienergebnis. Also geht der Eiertanz um die Schutzmaßnahmen noch mindestens bis zum Hochsommer weiter. Sonnige Aussichten würde ich sagen.

Es sieht so aus, als würden uns die Einschränkungen mindestens bis zur Entdeckung eines Impfstoffes begleiten. Die Wartezeit verbringt jeder anders. Während Jens Spahn feat. Lothar Wieler und das Corona Panik Orchester weiter durch Deutschland touren und jeden Tag neue Wirtschaftszweige zu Begeisterungsstürmen hinreißen, haben es sich seine Fans inzwischen zu Hause vor den Bildschirmen bequem gemacht und glauben immer noch, dass alles wieder wie vorher wird. Ich bin aber überzeugt, dass viele von ihnen keinen Job mehr haben werden, wenn endlich wieder oben links im Handydisplay ´Vodafone´ und nicht ´#stay at home´ stehen sollte. Unsere Freunde von der Hartz-IV-Fraktion haben vor Corona eigentlich auch mehrheitlich nichts anderes gemacht, allerdings ist ihr Einkommen nicht gefährdet. Besser noch, endlich wird auf der Couch fläzen und Junk-Food in sich rein zu stopfen von der WHO als Heldentat geadelt.   

Ich dagegen habe mich auf die Seite der friedlichen Demonstranten geschlagen, die sicher sind, dass wir komplett ohne Einschränkungen auskommen würden und deshalb umgehend zurück zum Zustand vor Corona zurückgehen sollten. Angesichts eines harmlosen Verlaufes in Schweden und dem hausgemachten Chaos in Italien haben viele sowieso nie an die Horrorszenarien geglaubt und sind überzeugt, dass man jedem Menschen eine gewisse Eigenverantwortung zutrauen sollte, wie er mit dem Virus umzugehen gedenkt.

Einen gänzlich anderen Ansatz auf dem Weg zu einem Impfstoff verfolgt mal wieder Donald Trump. Er hat zwar keine Ahnung, wie er das Corona Thema in seinem Land in den Griff bekommen soll, wirft sich aber seit einigen Tagen zur Corona Prophylaxe das Malariamittel ´Chloroquin´ ein. Das hat zwar erwiesenermaßen wenig bis gar keine Wirkung, schon gar nicht als Schutz vor einer Corona Infektion, aber der US-Präsident hat seinen Leibarzt gefragt und der hat angeblich zugestimmt. Ich deute das wörtlich zitierte ´wenn sie es möchten, Mr. President´ eher als Resignation denn als Zustimmung, aber das hat den guten Donald ja noch niemals davon abgehalten etwas Beklopptes zu tun. Die Nebenwirkungen des Mittels sind zwar mögliche Schlaganfälle und Herzrhythmusstörungen, die bis zum Herzstillstand führen können, aber ich befürchte, wenn jemand weder Herz noch Hirn hat, wird das Schicksal uns wohl auch dieses Mal nicht helfen.

Während Donald Trump sich seine eigenen kruden Theorien herbeifantasiert, gibt es auch hierzulande Neues vom gemeinen Verschwörungstheoretiker. Bill Gates soll jetzt die Impfstoffentwicklung unter anderem vorantreiben, um einen Stoff beimischen zu können, der die Hälfte der Weltbevölkerung unfruchtbar macht. Endlich mal eine gute Idee mit Hand und Fuß, um die Bevölkerungsexplosion in den Griff zu bekommen. Allerdings befürchte ich, dass hier jemand gerade auf dem Lokus das 2013 erschienene Buch ´Inferno´ von Dan Brown liest. Da war es zwar nur ein Drittel der Bevölkerung, aber die Realität ist sowieso immer schlimmer als jegliche Vorstellung.

 

Last but not least habe ich heute noch einen sehr bezeichnenden Spruch aufgeschnappt: ´Wenn das brennende Haus gelöscht ist, kommen hinterher immer Kritiker, die fragen, ob die Feuerwehr nicht mehr Wasser als nötig genommen hätte´. Nachdem gestern noch andiskutiert wurde, inwieweit die Regierung am Beginn der Corona Krise zu spät reagiert hätte, die Demonstranten eigentlich am liebsten gar keine Einschränkungen mehr hätten, wurde mit diesem Spruch bemängelt, dass es immer leicht ist im Nachhinein die zu harschen Maßnahmen beim Shutdown zu kritisieren. Eigentlich kann es der Regierung nur Recht sein. Wenn an allen Ecken an einem gezerrt wird, braucht man sich selber nicht zu bewegen. Um bei dem Vergleich zu bleiben, ich wäre interesssiert, jetzt, da die Feuerwehr abrückt und uns mit dem Wasserschaden zurücklässt, ob das Haus jemals gebrannt hat. Die Frage nach dem berühmten globalen Fehlalarm wird mir aber in diesem Leben niemand mehr beantworten.