Deutscher

Gestern hatte die CSU einen Parteitag. Natürlich ganz gemäß Söders Bremsklotzpolitik nicht live, sondern virtuell. Ich will jetzt gar nicht auf die Selbstbeweihräucherung des Ministerpräsidenten eingehen. Seine angeblichen Erfolge hat er uns in den letzten Wochen nur zu oft brühwarm serviert. Wir kennen das Gespräch vom angeblichen Erfolg der vorsichtigen Vorgehensweise in der Corona Krise, die Lobhudelei, die uns angeblich andere Völker für unseren Weg entgegenbringen und letztendlich das sture Wiederholen der Alternativlosigkeit des eingeschlagenen Weges.

Ich habe mich mal gefragt, wie der Parteitag wohl gelaufen wäre, hätte uns das Virus nicht in die Knie gezwungen. Rufen wir uns die Zustände vor Corona in Erinnerung. Alle Anzeichen standen auf einer nahenden Rezession, der Dax war entsprechend überhitzt, die deutsche Autoindustrie war durch Skandale und falsche Modellpolitik in einer Strukturkrise, die Flüchtlingsproblematik kochte an den Außengrenzen wieder hoch, die rechten Regierungen in Europa, allen voran das klamme Italien machten nur Probleme. Die Folge waren niedrige Akzeptanzwerte von Merkel und der Regierungsparteien, die AfD bei fast 20%, die SPD in der Krise.

Dann kam Corona und wir rutschten tiefer in die Rezession als wir uns je zu träumen gewagt hätten, keiner redet mehr von Flüchtlingen, Italien bekommt, statt strikter Sparauflagen, Mitgefühl und wahrscheinlich milliardenschwere Unterstützung für eine Krisensituation, in die sie sich mit Ansage selbst manövriert hat. Trotzdem haben Merkel und die CDU/CSU so hohe Umfragewerte, wie schon seit 30 Jahren nicht mehr und die AfD verschwindet gerade Richtung Bedeutungslosigkeit. Nur die SPD, die steckt immer noch in der Krise.

Anders ausgedrückt, die Rezession kam wie erwartet, wird aber Corona in die Schuhe geschoben und Politiker, die in normalen Zeiten in der Folge achtkantig aus dem Amt geflogen wären, können sich jetzt sogar noch zu Helden stilisieren, beraten von ein paar Laborratten, die ihre neu gewonnene Popularität genießen und den Entscheidern genau das raten, was diese hören wollen. Es könnte alles so schön sein in unserer Republik, wenn da nicht ein paar Querulanten wären, die für ihre Rechte demonstrieren , weil sie irgendwo tief im Inneren fühlen, dass etwas nicht stimmt. Das Gros der Bevölkerung macht jedoch wie immer begeistert mit, sprechen die Einschränkungen doch die ganze Palette an Charakterzügen an, die den typischen Deutschen in den letzten 100 Jahren ausgezeichnet haben: Neid, Missgunst und Vigilantentum. Es ist dieses typisch Deutsche, das so kranke Ideen, wie das dritte Reich oder die DDR überhaupt erst möglich gemacht haben.

Nehmen wir zunächst einmal den Neid. Der Deutsche war von Natur aus nie Antisemit, aber definitiv schon immer ein notorischer Neidhammel und wenn jemand es schafft beim deutschen Michel dieses Gefühl zu erzeugen, kann ihm ein österreichischer Irrer sogar erzählen, dass der Jude unwürdig ist und man selber die Herrenrasse. Hauptsache die sind hinterher ärmer dran als man selber (Anm.d.Red.: Ich habe nie verstanden, wieso man Antisemit sein kann. Zum einen hat man in Europa schon im Mittelalter die Juden durch das Verbot ein Handwerk auszuüben das Geldgeschäft als einzige Alternative quasi aufgedrängt. Wie kann man sich später beschweren, dass jemand etwas gut kann, wozu man ihn vorher gezwungen hat? Zum anderen habe ich mit Juden ebenso wenig Probleme, wie mit Katholiken oder Buddhisten. Da geht mir das Patriarchat des Islam schon mehr auf den Sack. Im Extremismus sind allerdings alle Religionen unerträglich)

Missgunst ist die noch schlimmere Unart, denn wie der Name schon sagt, will man nicht nur wie beim Neid, dass der andere ein Gut oder ein Privileg hat, was man selber nicht hat, sondern man hat eigentlich selbst gar kein Interesse daran. Bestes Beispiel ist hier das Tempolimit. 65% der Deutschen stimmen für ein Tempolimit auf Autobahnen, obwohl wir ein Land sind, in dem es bezogen auf die Einwohnerzahl die wenigsten Verkehrstoten gibt. Wir haben seit 50 Jahren sinkende Todeszahlen und wenn gestorben wird, dann meist auf Landstraßen. Nur ca. 15% der etwa 3000 Todesopfern pro Jahr sterben auf Autobahnen und wenn, dann noch nicht mal durch überhöhte Geschwindigkeit, sondern meist wenn übermüdete LKW Fahrer in Stauenden rasen. Nun könnte man als Außenstehender denken, nun würde jeder in diesem freien Land so schnell fahren, wie er will oder es sich bestenfalls zutraut. Aber richtig einer abgehen tut dem Deutschen erst, wenn er dem anderen den Spaß nehmen und/oder dessen Freiheit beschneiden kann.  Der Fakt, dass die Welt deutsche Autos eben wegen der freien Fahrt auf deutschen Autobahnen als führend ansieht und man mit einem Tempolimit der deutschen Autoindustrie eine weiteren Nagel in den Sarg prügeln würde, wird dabei von diesen Nasen als Kollateralschaden in Kauf genommen.

Sicher gibt es Neid und Missgunst auch bei anderen Völkern, ich kenne aber keines, welches so sehr darin aufgeht andere zu denunzieren. Nicht umsonst ist ein typisch deutsches Bild der oder die Dicke mit Sofakissen am Fenster beim Aufschreiben von Falschparkern. Strafe muss sein, ob Punkte in Flensburg oder Tod im KZ ist egal. Schließlich ist es gerade geltendes von der Regierung verordnetes Recht. Ordnung muss sein und wenn Kritiker behaupten, es erzeuge bei den Akteuren ein warmes Gefühl der Befriedigung, ist das unerhörte Verleumdung.

Die aktuelle Lage in Deutschland ist also kein Zufall, sondern schon wie immer ein geschicktes Spiel der Regierenden mit den deutschen ´Tugenden´. Natürlich ist Angst dabei auch immer ein guter Katalysator. Wir haben gestern schon festgestellt, dass man dem Deutschen noch nicht einmal eine Statistik fälschen muss, um ihn gehörig zu verarschen. Es reicht schon, wenn man Zahlen aus dem Zusammenhang reißt und entsprechend reißerisch oft genug wiederholt. Schon wird ein Virus, der noch nicht einmal für 10% der Bevölkerung überhaupt relevant ist und selbst in der Risikogruppe auch nur irgendwo im einstelligen Prozentbereich, zu einer nationalen Katastrophe (Anm.d.Red.: Natürlich gelten viele der Beobachtungen auch in anderen Ländern, aber ich bleibe in Deutschland, denn es würde zu weit führen, alle Mikromechanismen der einzelnen Volksseelen zu untersuchen).

 

Mit diesem Erbgut haben wir es nicht besser verdient, als dass sich Politiker wie Markus Söder über den grünen Klee loben dürfen, obwohl sie uns bis zum Hals in einer Rezession gefahren haben. Es ist jedoch fatal die Demonstranten gegen die Einschränkungsmaßnahmen auf den Plätzen der Republik diffamieren zu wollen, indem man ihnen rechtes Gedankengut und Antisemitismus unterstellt, nur weil sie sich zufällig in räumlicher Nähe zu rechten Gruppen befinden. Die geistige Nähe zu diesen Hetzern hatte nämlich stets die schweigende Masse und so tun die Medien und die Regierung den paar Hetzern auf den Demonstrationen sogar noch einen Gefallen, transportieren sie doch den ganzen Müll über den Äther in die Häuser, wo die wirklich treuen Mitläufer vor den Bildschirmen sitzen, die aus Neid und Missgunst schon immer eine große Affinität für diese kranken Ideen hatten. Hatte ich schon erwähnt, dass wir am Arsch sind?!