Stat(ist)ische Sicherheit

Heute wurde der Sicherheitsreport 2020 von einer Einrichtung mit dem wichtigen Namen ´Centrum für Strategie und höhere Führung´ vorgestellt. Es ist wenig überraschend, dass die Stimmungslage der Bevölkerung nicht gerade euphorisch ist. 76% machen sich Sorgen, dass die Corona Maßnahmen mindestens 12 Monate lang negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung haben wird, 40% glauben noch länger. Das hindert aber offensichtlich 31% der Menschen nicht daran, wegen einer nicht bewiesenen Corona Bedrohung, weiter aufgrund von Infektionsangst Maßnahmen, wie die Schließung von Schulen und Kitas und andere sogenannte Regeln zu befürworten, die eigentlich nichts anderes bewirken, als die Verhinderung des normalen Lebens, das notwendig wäre, um die Wirtschaft wieder auf Touren zu bringen. Allerdings wundert mich die niedrige Zahl an Corona Phobikern, denn gleichzeitig ist die Zahl der Herz-Kreislauf und Krebsvorsorgeuntersuchungen um über 50% und bei Zahnärzten sogar um bis zu 80% zurückgegangen. Es scheint fast, als würden da welche beim Statistiker den harten Hund markieren, scheißen sich aber vor einem Arztbesuch wegen Ansteckungsgefahr in die Buxe. Muss jeder selber wissen, ob er das weit höhere Risiko einer Krebserkrankung in Kauf nimmt, nur um sich nicht mit Corona zu infizieren (Anm.d.Red.: siehe mein Blog vom 22.05.20, ´Panisch pandemische Zeiten´). Die Politik dürfte hier allerdings keine Wahl haben. Noch einmal, wie bereits vielfach angeführt, in aller Deutlichkeit: Die Bekundungen fast aller Politiker die Bevölkerung vor Corona schützen zu müssen ist nichts weiter als politisches Kalkül, um das eigene politische Überleben zu sichern. Ruinöse Corona Einschränkungen zu befürworten und Langzeitschäden totzuschweigen, um mit aller Macht zu vermeiden mit einem Corona Toten direkt in Verbindung gebracht werden zu können, ist bestenfalls dumm, schlimmstenfalls unmoralisch. Was nützt es einen Menschen aus einer Hochrisikogruppe einzusperren, um ihn ein paar Monate vor Corona zu schützen, wenn dafür in einem Jahr zehn Andere an nicht detektierten Krebsleiden sterben.

Immerhin wurden in dem Sicherheitsreport mal solch gefakte Umfragen widerlegt, die besonders die Nachrichtensender gerne sehr regierungsfreundlich durchführen. Von der uneingeschränkten Maskenakzeptanz kann zum Beispiel keine Rede sein. Ein Drittel ist schlichtweg nur noch genervt. Faszinierend, dass offensichtlich in den Fußgängerzonen dieses Landes bei Umfragen immer nur regierungsfreundliche Menschen auftauchen, denen nach eigenem Bekunden einer abgeht, wenn sie mit einer bekloppten Maske im Supermarkt rumlaufen dürfen. Ich frage mich, wo in Hamburg normale Menschen einkaufen gehen. Wahrscheinlich im Schanzenviertel…

 Überraschend fand ich, dass die Hälfte der Bevölkerung der Meinung ist, dass die Zeit der Virologen langsam zugunsten von Ökonomen vorbei sein sollte. Die Statistiker haben es natürlich in der Pressekonferenz genau umgekehrt formuliert und von 50% berichtet, die die Arbeit der Virologen als ´gut´ ansehen, aber diese Art der manipulativen einseitigen Faktenpräsentation ist seit Beginn der Krise traurige Realität.

Bei den besten Umfragewerten der einzelnen Politiker glänzte die komplette Opposition plus SPD mit Abwesenheit.  Merkel, Söder und Altmaier haben eine Akzeptanz von über 50%, Laschet ist mit seinem Krisenmanagement ziemlich abgekackt und liegt deutlich dahinter. Sagt meiner Meinung mehr über das Rennen um die Kanzlerkandidatur aus und eher weniger zum korrekten Umgang mit Covid19.

Einen Aspekt der Statistik finde ich noch erwähnenswert. Nur die Hälfte der Bevölkerung ist überzeugt, dass Corona nur das ist, was ihnen erzählt wird, nämlich ein gefährliches Virus, vor dem das Volk auf Kosten der Wirtschaft geschützt werden musste. Die andere Hälfte glaubt dagegen, dass noch mehr Gründe hinter der Corona Krise stecken, als uns die Regierung erzählt. Könnte ein Indiz dafür seine, dass die Demonstrationen gegen die Einschränkungen mehr Akzeptanz in der Bevölkerung genießen als gedacht und der permanente Versuch der Regierung diese Leute zu den paar rechten Hetzern und Verschwörungsnarren zu drängen, ziemlich in die Hose gegangen sind. In dem Fall kann ich nur hoffen, dass hier weiter unterstützt wird. Nur so haben wir eine Chance schnellstmöglich in Deutschland wieder zurück zu so etwas wie Normalität zu kommen.

…und täglich grüßt das Söder-Tier! Auch heute wieder die bayrische Pressekonferenz auf der wie üblich gesagt wurde, was alles so nicht geht. Natürlich wurde das anders dargestellt und die großen Lockerungen angepriesen, die das Leben im Freistaat doch quasi an die Normalität heranführen würden. Marus Söder kann gar nicht verstehen, wie es überhaupt noch Demonstrationen geben kann. Schließlich hat doch alles wieder geöffnet, nur halt mit kleinen Sicherheitsvorkehrungen. Es ist doch alles fast wie vor Corona, halt ohne Kulturbetrieb, Open Air Veranstaltungen oder sonstigen unwichtigen Randvergnügen. Wer braucht schon hochpreisiges Spa, Sauna und Wellness, wenn man sich mit dem gemeinen Volk ins öffentliche Freibad legen darf. Ich bin so neidisch auf die Bajuvaren, können die sich doch endlich mit anderen Proleten ins vollgepisste Wasser stürzen und sich am Kiosk mit Sicherheitsabstand abgepacktes Essen kaufen. Ich kriege fast schon sentimentale Erinnerungen an meinen letzten offiziellen Freibadbesuch vor 35 Jahren. Wenn Söder jetzt noch den ´Brauner Bär´ wieder auf die Eiskarte nimmt, ich schwöre, ich rasiere mir, aus Liebe zum Detail, umgehend den Sack und fahre in ein bayrisches Freibad.

Gerade heutzutage, wo deine Mitmenschen alle so rücksichtsvoll miteinander umgehen, ist es doch viel schöner, sich alle Musikrichtungen aus ebenso vielen Himmelsrichtungen reinzuziehen, als in so einem versnobten Bademantel im Liegestuhl mit Loungemusik beschallt zu werden. Warum ein gutes Buch im Ruhebereich lesen, wenn man jederzeit in eine einseitige, schnell physisch werdende Interaktion mit irgendeinem tumben Muskelberg mit Goldkettchen einsteigen kann, der meist mehr Haare auf dem Rücken hat als meine Freundin auf dem Kopf.  Apropos, meine Freundin zieht das Freibad ebenfalls jedem Wellnessbesuch vor. Wo sonst wird man so selbstverständlich in das gelebte Multikulti unserer bunten Republik Deutschland integriert? Ist doch an Toleranz nicht mehr zu überbieten, wenn sie von vornherein so wenig anzieht, dass die anwesende Nafri-Fraktion einfach losgaffen kann, ohne sie vorher mit Blicken ausziehen zu müssen (Anm.d.Red.: Wer das zweifelhafte Vergnügen hatte mein Buch zu lesen, weiß, dass ich nicht zwanghaft Deutsche oder Schweizer beschuldige, es mit der Gleichberechtigung der Frau in unseren Breiten nicht so genau zu nehmen, nur um politisch korrekt bleiben zu können. Das ist nicht rechts, das ist einfach ehrlich und entspricht den Fakten. Würden wir hier über Steuerflucht reden, hätten unsere Nachbarn mit den Löchern im Käse sicher die besseren Karten Erwähnung zu finden).

Auch die Gastronomen kann der bayrische Ministerpräsident nicht verstehen, hat er ihnen doch bereits gestern wieder erlaubt ihr Geschäft zu öffnen. Trotzdem stehen nicht nur in Bayern die meisten auch weiterhin vor dem Ruin, weil die zahlreichen, größtenteils unlogischen Schutzmaßnahmen ihnen nicht die Luft zum Atmen lassen. Aber wo ist ein Politiker, der auch nur ansatzweise die Eier hat, daran etwas zu ändern, wenn politische Karriere vor Sinnhaftigkeit steht?

Die Antwort auf diese Frage scheint im Moment Bodo Ramelow zu sein. Er versucht, mit ein wenig Risikobereitschaft, dem Volk etwas Verantwortung zurückzugeben und hat weiter an seinen Vorstellungen einer Normalität mit maximaler Lockerung gearbeitet. Sehr treffend fand ich seine Aussage, dass Beschränkungen von Grundrechten immer auch eine Begründung aus dem Infektionsgeschehen heraus benötigen. Da Thüringen kaum noch Neuinfektionen hat, will der thüringische Ministerpräsident etwas vor Wochen Verlorenes wenigstens teilweise wiederherstellen. So plant er beispielweise polizeiliche Kontrollen für Treffen im privaten Raum zukünftig zu unterlassen. Natürlich alles nur solange es die Neuinfektionen zulassen, was nach meiner Ansicht kein Problem darstellt. Während unsereins diese Maßnahmen zwar als gut, aber lange nicht als ausreichend ansieht, kommt von den typischen Leierkästen die übliche Ablehnung und leider auch wieder die Rechts- beziehungsweise die Polemikkeule. Einen richtigen Bock hat meiner Meinung nach dabei  SPD-Knilch Karl Lauterbach  geschossen, als er die Forderungen von Bodo Ramelow mit denen der Demonstranten gleichsetzte und wortwörtlich als Ideen von  Aluhutträgern und Verwirrten bezeichnete.  Da bleibt einem schon mal die Spucke weg. Aber auch aus den eigenen Reihen kommt stärkerer Gegenwind, denn mit Angela Merkel und Markus Söder hat Bodo Ramelow sture und unbelehrbare Gegner (Anm.d.Red.: Ich hätte nie gedacht, dass ich das als Fan der Kanzlerin mal sagen muss).

So geht ein weiterer Tag im Ringen zwischen Normalität und Infektionsschutz zu Ende. Ich freu mich auf Dortmund gegen Bayern. Ist zwar auch jede Menge diskussionswürdiger Infektionsschutz dabei, aber auch viel Normalität…vor allem wenn diese Bayern-Säcke in der 92 Minute das Siegtor schießen.

 

 

Nachtrag 20:17 Uhr: Das war Hand von Boateng! Klaren Elfmeter nicht gepfiffen...Bayerndusel :-(