Kleiner Grenzverkehr

Bundesaußenwicht und Millhouse-Double Heiko Maas hat heute angekündigt die Reisewarnungen für nächste Woche aufzuheben, die er vor knapp 11 Wochen verkündet hat. Damit war er nach Wochen mal wieder mit etwas Substantiellem und Positiven in der Öffentlichkeit zu sehen, wenn auch viel zu spät. Ich hätte mir eine frühere Öffnung gewünscht, zumindest zu den Ländern, die bei einer vorzeitigen Lockerung der Beschränkungen mitgespielt hätten, wie zum Beispiel Österreich. Länder mit nahezu gleicher Infektionsrate hätten sich ohnehin nicht viel getan. Allerdings muss ich hier zu seiner Verteidigung sagen, wenn man einen, grob geschätzt, 120kg schweren Bremsklotz namens Markus zwischen sich und der Alpenrepublik sitzen hat, macht man als 1,70m Hänfling nicht viel.

Während Teile der deutschen Bevölkerung das unbegründete Gefühl haben Heiko Maas hätte jemals etwas Sinnvolles geleistet, konnte ich dieses Gefühl noch nie teilen. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass er mir, in guter Tradition, auch dieses Mal einen Stock in die Speichen gesteckt hat, denn er kam mit seiner Maßnahme eine Woche zu spät, muss ich doch schon am Freitag nach Österreich, um einen größeren Gruppenevent im August vorzubereiten. Somit falle ich zwar nicht mehr unter das komplette Reiseverbot, aber leicht wird es trotzdem nicht, zumal die Situation auch in Österreich, trotz seiner schnelleren und weitergehenden Lockerungen, nicht optimal ist.

Nachdem nach einigen Diskussionen mein Lufthansa Flug nach München stattfindet und auch heute mein Leihwagen bestätigt ist, dürfte dem Weg zur Grenze zunächst nichts im Wege stehen. Dort angekommen, werden zwar Kontrollen nur noch stichprobenartig durchgeführt, da ich aber ungern nach dem langen Weg abgewiesen werden will, benötige ich einen triftigen Grund zur Einreise nach Österreich. Diese Anlässe sind nicht etwa freestyle dem Grenzbeamten nahezubringen, sondern wurden entsprechend auf der Internetseite des Innenministeriums definiert.

Dort angekommen, findet man zunächst einmal die sonstigen im Land geltenden Einschränkungen und es ist beruhigend, dass sie nicht weniger sinnlos und willkürlich erscheinen, wie hierzulande, nur halt großzügiger. Die Bergbahnen haben noch nicht alle geöffnet, dafür aber alle Läden, auch über 400 Quadratmeter, sowie Hotellerie und Gastronomie, die Abstandsregeln gelten und die nervige Maskenpflicht wird auch erst Mitte Juni aufgehoben.

Bei den Einreisebedingungen angekommen, bin ich zunächst froh, dass seit dem 16. Mai das Schlimmste vorüber zu sein scheint. Vorher durften nur österreichische Staatsbürger oder Personen mit Erst- oder Zweitwohnsitz einreisen, wenn sie entweder einen negativen molekularbiologischen Test auf SARS-CoV2 vorweisen konnten oder alternativ in eine 14-tägige Quarantäne gingen. Inzwischen dürfen Personen, die eine Landwirtschafts-, Jagd- oder Forstfläche im Nachbarland besitzen wieder einreisen, sowie Besitzer von Liegenschaften oder Schrebergärten. Letztere brauchen allerdings unerklärlicherweise ebenfalls einen negativen molekularbiologischen Test auf SARS-CoV2 oder müssen in eine 14-tägige Quarantäne. Da ich für diese Tarnidentitäten weder die Zeit noch das nötige Kleingeld habe und mir darüber hinaus jegliche Motivation fehlt bei den Nachbarn einen auf Jäger oder Bauer zu machen, fiel diese Variante schon mal flach.

Also nächste Möglichkeit: ´Ebenfalls aufgehoben werden die Einschränkungen für Personen, die Tiere versorgen müssen´. Das steht da wortwörtlich, ohne Einschränkungen oder weitere Kommentare und lässt damit zumindest Raum für Interpretationen (Anm.d.Red.: Auch gibt es dem deutschen Leser das beruhigende Gefühl, dass nicht nur die eigenen Bürokraten solche granatenblöden Vorschriften erfinden. Wieso müssen Tierversorger keinen negativen Test vorweisen? Die sind offensichtlich weniger infektiös als Schrebergärtner. Mir war schon immer klar, dass diese Gattung Mensch gefährlicher ist als andere). Reichen Katzen oder sollte ich mir Milchvieh zulegen? Auch ist unklar, ob ich im Falle einer Kontrolle eine Besitzurkunde vorweisen müsste oder auch mit einer Patenschaft im Kitzbühler Streichelzoo durchkomme. Alles in allem war mir auch diese Variante zu nebulös.

 

Somit blieb nur noch der Familienanschluss: ´ Seit 16. Mai sind die Landesgrenzen zwischen der Schweiz, Deutschland und Österreich wieder für Personen geöffnet, die ihre Lebenspartnerinnen und Lebenspartner, ihre Verwandten besuchen oder an wichtigen Familienanlässen teilnehmen wollen´. In Ermangelung von österreichischen Nachkommen, zumindest von denen ich Kenntnis besitze, habe ich mich für eine Lebenspartnerin entschieden. Da meine Freundin sowieso seit zwei Wochen jeden Abend mit einem anderen Typen in Restaurants rumhängt, hatte sie keine Argumente dagegen (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 21.05.20, `Vatertag´). So bin ich jetzt offiziell mit der Besitzerin meiner Herberge in Kitzbühel liiert und habe mir die entsprechende Erklärung von der Internetseite des Innenministeriums ausgedruckt, sowie eine Kopie ihres Lichtbildausweises am Mann. Ich musste meiner Freundin aber versprechen, am Sonntag vor meiner Abreise eine Aussprache mit meiner Wirtin zu suchen und mich, unter Tränen, von ihr zu trennen. So lasse ich mir eine Hintertür offen. Sollte irgendwann doch eine zweite Corona Welle kommen, kann unsere Liebe praktischerweise einen zweiten Frühling erleben. Besondere Zeiten verlangen eben besondere Maßnahmen und ich habe schließlich nicht mit dem ganzen Schwachsinn angefangen.