Wenn einer eine Reise tut...

Wer meinen Blog verfolgt hat, weiß, dass ich am Wochenende in Österreich war. Was soll ich sagen? Auch hier habe ich ausschließlich Leute getroffen, die die ganze Corona Panik als vollkommen überzogen ansehen und auch die Hygieneregeln eher für einen gutgemeinten Ratschlag halten. Samstagabend in Kitzbühel, Abstandsregeln in den Gaststätten - Fehlanzeige! Auch hier frage ich mich, wo eigentlich die angeblich überwältigende Mehrheit der Einschränkungsbefürworter rumhängt. Offensichtlich wie bei uns zufrieden und vollgefressen zu Hause, mit fast vollem Lohnausgleich und 10kg mehr auf den Rippen. Dem Österreicher wurde anfangs sogar noch übler mitgespielt als unsereins. Während wir uns wenigstens einigermaßen frei im eigenen Bundesland bewegen konnten, durften die Menschen dort anfangs noch nicht einmal das eigene Dorf verlassen. Deshalb herrscht hier auch eine eindeutige Meinung: ´Das haben die jetzt einmal mit uns gemacht, aber ihre 2. Welle, sollte sie oder etwas anderes denn kommen, kann sich unser Bundeskanzler gepflegt in seine gegelten Haare schmieren´. Auch in Deutschland habe ich bereits solche Stimmen gehört, aber im Ernstfall traue ich dem Österreicher mehr Renitenz zu als dem deutschen Michel.

Meine Reise ging mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach München und von dort mit dem Leihwagen nach Kitzbühel. Zusammenfassend muss ich feststellen, dass es eine äußerst entspannende Reise gewesen ist. Ich kam mir schon am Freitag vor wie in einem Endzeitfilm. Weder am Flughafenbahnhof noch im Skytrain, dem etwas überzogenen Schwebebahnzubringer zu den Terminals, waren Menschen zu sehen. Eine etwas gespenstige Atmosphäre, kenne ich den Flughafen sonst nur mit langen Warteschlangen vor der Tür, beim Einchecken oder an der Sicherheitskontrolle. Von mir aus könnten die ganzen Corona Paniker auch weiter zu Hause sitzen bleiben und mir den Flughafen überlassen.

Wenigstens die Anwesenden Dienstleister waren unfreundlich wie immer und so hatte man letzten Endes doch ein Stück Normalität. Der Flughafen war schon immer ein Ort, an dem getestet wurde, was man so alles mit einem Kunden anstellen kann, ohne dass dieser sich wehrt. Der Reisende zahlt brav 5,20€ für einen Kaffee, lässt sich an der Sicherheitskontrolle von wildfremden Menschen befummeln und hat keine Nachfragen, wenn er sein Mineralwasser und Nagelscheren am Sicherheitscheck wegwerfen muss und aus unerfindlichen Gründen Hygieneartikel in wiederverschließbare Plastikbeutel packen muss. Alles Klassiker im Leben des modernen Luftreisenden. Jetzt durch Corona hat man aber auch den nichtreisenden Bürger mit so vielen schwachsinnigen Vorschriften zugemüllt, dass die Flughäfen um ihre Führungsrolle bei sinnlosen Verordnungen bangen mussten. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass man jetzt im Terminal noch einen draufsetzt, um nicht ins Gerede zu kommen, irgendwo anders wäre es noch nerviger.

Erste Anzeichen dafür fand ich, als ich mir an den elektronischen Check-in Automaten selber eine Bordkarte ziehen wollte. Der Computer nahm auch meinen Flugcode und Namen ohne Murren an, nur zum Schluss wollte er mir partout kein Ticket ausdrucken. Als ich nach dem dritten Versuch langsam spürte, wie meine Halsschlagader gefährlich zu pochen begann, kam zum Glück ein anderer Fluggast vorbei und erklärte mir, dass er dieses Problem auch schon hatte, man ihm dann aber auf Nachfragen erklärte, dass diese Automaten wegen Corona außer Betrieb seien und nur am Schalter einchecken könnte. Warum man über dieses kleine, aber wichtige Detail nicht entsprechend mit einem Schild informiert oder einfach das Terminal abschaltet, konnte mir der Herr aber auch nicht erklären. Die Dame am Check-in Schalter, fünf Minuten später darauf angesprochen, allerdings auch nicht. Ich wollte das auch nicht weiter vertiefen und machte mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle.

Dort angekommen machte mich ein Schild darauf aufmerksam, dass aufgrund von Corona nur ein Handgepäckstück erlaubt sei. Eine Vorschrift, in etwa so sinnlos, als wenn man zum Schutz vor Wespenstichen auf einem Bein rumhüpfen sollte. Da die Dame am Schalter nichts zu meinem Laptop-Rucksack gesagt hatte, den ich noch zusätzlich zu meinem Bordcase mitführte, ging ich davon aus, dass diese Information zu ignorieren sei, obwohl auch vor Corona noch nie mehr als ein Handgepäckstück erlaubt war. Allerdings wurden bisher Handtaschen oder eben Computerbehältnisse nicht mitgezählt. Es kam also, wie es kommen musste, am einzigen geöffneten Sicherheitsschalter in einer komplett leeren Kontrollzone wurde mir die Mitnahme des Rucksackes verweigert. Allerdings teilte mir der Kontrolletti von der Security Firma freundlich mit, dass er die Maßnahme der Bundespolizei auch nicht verstehe, mir aber eine Chance geben würde, wenn wir zusammen ein lustiges Spiel spielen würden. Wenn ich es schaffe meinen Computer und den Kulturbeutel in die Plastikboxen zu legen, dafür aber den ganzen Rucksack in den Koffer zu packen, würde er mich passieren lassen. Vorher müsse ich aber noch alle meine Taschen entleeren, den Gürtel ablegen und neuerdings auch die Schuhe ausziehen, denn Corona versteckt sich gerne in Schuhen und außerdem würde sein Kollege an der Leibesvisitation auf Männer in Socken stehen. Was soll ich sagen, ich habe alle mir gestellten Aufgaben mit Bravour gemeistert und als auch noch besagter Fußfetischist mit glänzenden Augen seine Kontrolle durchgeführt hatte, durfte ich wieder beginnen vor den Augen der Bundespolizei, die da immer rumsteht, alles wieder aus dem Koffer in den Rucksack zu räumen.  Inklusive Anziehen habe ich schließlich in etwa so lange gebraucht, wie auch vor einem halben Jahr zur morgendlichen Stoßzeit am Flughafen. Also irgendwie wie immer nur bekloppter.

Wer jetzt denkt, die Kontrollmaßnahmen wären im Gegensatz zu den Corona-Regeln der Landesregierungen zwar auch absolut sinnlos, aber wenigstens deutschlandweit abgestimmt, der wird spätestens auf dem Rückflug von München nach Düsseldorf eines Besseren belehrt. Damit ich für den Rückweg alles in meinen Koffer bekomme, habe ich am Sonntag einfach Sachen in Kitzbühel zurückgelassen und unter Schweiß und Tränen das Übrige, inklusive Computer und Kulturbeutel, in den Boardcase gestopft, nur um an der Sicherheitskontrolle München zu erfahren, die hier eine Ein-Taschen-Politik als Corona relevante Schutzmaßnahme nicht gesehen wird. Die im Raum stehende Frage, wie man so blöd sein könnte, das würde irgendwie vor Corona Ansteckung schützen, ließ ich unbeantwortet im Raum stehen. Letztendlich war ich darüber froh, denn ich hätte den Koffer nie wiederzubekommen. Auch Schuhe kann man an der Münchner Flughafenkontrolle anlassen, wie ich den angewiderten Mienen des Sicherheitspersonals entnehmen konnte, als ich meine Schuhe aufs Band stellen wollte. So durfte ich dann mit Schuhen, zwei Taschen und – kein Witz - einer halb vollen 1,5l Flasche Mineralwasser durch die Sicherheitskontrolle. Offensichtlich werden Selbstmordattentäter zurzeit als weniger gefährlich gesehen als das Virus.

Auch der Flug selber lässt den Reisenden ratlos zurück. Auf dem Hinflug bekommt man am Gate mitgeteilt, dass das Tragen von Schutzmasken während des gesamten Fluges empfohlen wird, was seltsam ist, denn im Internet steht etwas von ´Pflicht´. Im Flieger ist dann bei den Mitreisenden von komplett Mundschutz, über Nase frei, bis Maske am Ohr baumelnd alles vertreten. Auch das Boarding ist nicht gerade von Logik geprägt. Offensichtlich will man den Gestopften aus Düsseldorf und München das gewohnte Gefühl der Sonderbehandlung nicht nehmen und lässt nach wie vor von vorne nach hinten einsteigen. Was sehr viel Sinn hinsichtlich Infektionsschutz macht, denn so flaniert wenigstens jeder beim Boarding mit minimalem Abstand an einer maximalen Anzahl an Mitreisenden vorbei. Air France hat das offensichtlich verstanden, denn, wie ich den Lautsprecherdurchsagen am Nachbargate entnehmen kann, fängt man auf dem Flug nach Paris von hinten an. Vielleicht nimmt sich der Business Reisende in Frankreich auch nicht so wichtig.

 

Alles in allem musste ich auch nach dem Restart des Reisens feststellen, dass die Politik bei den Einschränkungen an dieser Stelle, wie in der Corona Krise bisher üblich, viel Wind gemacht hat, der in der Realität als laues Lüftchen entweicht. Am Bestimmungsort angekommen trifft man auf viele Gleichgesinnte, bei denen die Wut über die Einschränkungen der Angst vor Corona um ein Vielfaches übersteigt. Auch in Österreich konnte ich keine Todesangst feststellen, sondern besonders Gastronomen, die sich noch nie so gefreut haben, uns Piefkes zu sehen.