Manege frei für die Clowns

Es ist zwar noch ein Tag übrig, aber mit dem NRW-Ministerpräsi Armin Laschet und seiner Schulministerin Yvonne Gebauer sind die beiden Corona-Komiker der Woche nominiert (Anm.d.Red.: siehe auch mein Blog Beitrag vom  04.08.20, ´Die Stimme aus dem Urlaub´). Es dürfte sich in der verbleibenden Zeit auch niemand mehr finden, der ihnen diesen Titel streitig machen könnte (Anm.d.Red.: Höchstens Markus Söder, der immer für eine unerwartete, aber dafür nicht weniger irrwitzige neue Regelung beim ´Extreme Corona-Paniking´ gut ist).

Während der eine gezeigt hat, dass Politiker sich im schlimmsten Fall bewusst über die eigenen Regelungen hinwegsetzen oder, was auch nicht besser wäre, sogar selbst nicht mehr durch den eigenen Regelwust durchsteigen, hat die andere so dermaßen bekloppte neue Corona-Sicherheitsvorschriften erlassen, dass jetzt sogar etwas passiert ist, was wir aus Monaten der Corona-Gleichschaltung der Massen kaum noch kennen: Es wird Kritik in den Medien an den Regelungen laut, ohne dass die Sender der Botschaft gleich in der Hall of Shame neben den rechten Aluhutträgern und coronalen Antisemiten an die Wand genagelt wurden.

Ladies first. Kommen wir zunächst zu Frau Gebauer. Die hat, wie bereits berichtet diese Woche ein Maßnahmenpaket vorgestellt, mit dem der Schulregelbetrieb in NRW wieder aufgenommen und infektionssicher aufrechterhalten werden soll. Sogar für die Grundschüler gelten zum Schulbeginn so viele Regelungen für Unterricht, Pause oder Klogang, dass die Kleinen eigentlich erstmal dafür studiert haben müssten, um die Maßnahmen eindeutig verstehen oder gar befolgen zu können.

Richtig problematisch ist es aber in den höheren Klassen geworden, in denen im Unterricht nun eine Maskenpflicht gelten soll, weil man es in den Monaten des Lockdown und der Sommerferien nicht auf die Kette bekommen hat, entsprechende Klassengrößen oder -räume zu schaffen, in denen man den ach so hoch geschätzten Mindestabstand einhalten könnte (Anm.d.Red.: Auch wenn der Mindestabstand in Schulräumen ziemlich sinnlos ist, weil er fünf Meter jenseits der Schulpforte ohnehin sofort jegliche Bedeutung verliert, wollten ihn die Kultusminister. Leider haben sie vor lauter Nachdenken über einen Re-start mit Corona vergessen, dass die Schulen mehr Probleme mit einstürzenden Klassenzimmern haben als mit einem inflationären Überschuss derselben. Selbst wenn man auf den Schulhöfen tausende, der, seit der Flüchtlingskrise ausreichend vorhandenen Container aufgestellt hätte, wäre viel zu wenig Lehrer verfügbar gewesen. Schon vor der Pandemie mussten allerorten Laien-Pädagogen rekrutiert werden, um in einigen Teilen des Landes überhaupt den Schulbetrieb aufrechterhalten zu können).

 Während die Lachnummer der Schulministerin mit dem ´tee-aitch´ offensichtlich nur mir und einigen Wenigen aufgefallen ist, die immer noch nicht aufgegeben haben, den Sinn in diesem Regelungswust zu hinterfragen, hat die Maskenpflicht im Unterricht für ältere Schüler dann doch ein paar Interessengruppen und Mediziner auf den Plan gerufen. Während mir die Meinung der Bundesschülerkonferenz mir und wahrscheinlich auch Frau Gebauer noch gepflegt am Hintern vorbeigeht (Anm.d.Red.: Wer nicht wie ich die Maskenpflicht ablehnt und sie für die Mauer zwischen uns und dem Untergang der Menschheit sieht, soll sie auch konsequenterweise überall tragen müssen, wo viele Menschen auf einem Haufen sitzen. Corona wartet nicht im Supermarkt und der U-Bahn auf den Schulschluss, sondern fällt auch Schüler in Klassenräumen an), hat die Meinung vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte sicher mehr Gewicht. Dieser befürchtet, die Maskenpflicht würde die Leistungsfähigkeit und Konzentration der lieben Kleinen einschränken und hätte negative Langzeitfolgen (Anm.d.Red.: Ich war zwar bisher der Meinung, das kriegt der übermäßige Handykonsum bei den lieben Kleinen ohnehin seit Jahren schon ganz gut alleine hin, aber wenn diesem Rudel von Spezialisten ein Stück Stoff vorm Kopp mehr Sorgen bereitet, mir soll es gleich sein, warum und wo die Maskentragepflicht aufgeweicht wird). Ich sehe es als nicht unwahrscheinlich an, dass die Maskenpflicht in Klassenräumen zurückgenommen wird, was nur ein weiterer Beweis der Inkonsequenz sein würde und die Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht bei all den Ausnahmen im Allgemeinen in Frage stellt. Was nützt es der Omma, wenn sie morgens im Supermarkt brav ihre Selbstgehäkelte trägt, aber mittags auf ihren Enkel trifft, der gerade vom Klassenkuscheln und Virenverteilen kommt und sie anrotzt, weil der stolze Kleine ihr zu Hause die Lernerfolge beim Bilden der, ich liebe den Ausdruck, linguodentalen Frikative demonstrieren will. Da wäre es wieder, das zweierlei Maß: Supermarkt mit Maske – Klassenräume ohne! Anti-Coronademo ohne Maske böse – Black matters Demo ohne Maske Null Problemo! etc. etc.

Frau Gebauer nimmt den Preis in der Kategorie ´weiblicher Corona-Komiker´ stellvertretend für alle entgegen, die sinnlose Regelungen mit großem Tamtam ankündigen, um später mit faulen Kompromissen und sinnlosem Stückwerk zu enden. Ist aber egal, denn nicht die permanent unterlaufenen Schutzmaßnahmen, sondern ´Kollege Zufall´ und ein total überschätztes Virus bewahren uns letzten Endes vor Schlimmeren.

Kommen wir nur zur Laudatio für Armin Laschet in der Kategorie ´männlicher Corona-Clown´. Warum er diese Woche ins Flüchtlingslager nach Lesbos gereist ist, weiß wohl nur er selbst beziehungsweise seine Marketingberater. Um herauszufinden, dass dort untragbare Zustände herrschen, hätte er in den letzten Jahren einfach nur mal die Tagesschau anmachen müssen und um sich einmal wie Angela Merkel fühlen zu können, wäre es für den Steuerzahler billiger gewesen, wenn er zu Hause mit lachsfarbenem Sakko und Merkel-Raute vorm Schlafzimmerspiegel posiert hätte. Viel erschreckender oder, je nach Blickwinkel, lustiger ist jedoch der Fauxpas, den er sich bei seiner Rückkehr geleistet hat, als er und selbige Marketingberater es offensichtlich nicht für sinnvoll oder zumindest medienwirksam gehalten haben, mit großem Hallo und Reportertross am extra aufgestellten Rotkreuz Zelt, zum freiwilligen Corona-Test vorbeizuschauen. Schließlich praktizierte er in Griechenland ungeschütztes Anflehen mit Flüchtlingen in einem Lager, mit weitgehend unbekanntem Corona-Status. Ich bin ziemlich überzeugt, dass Armin Laschet bis zu dem Zeitpunkt, als die Landes-SPD ihn angezählt hat, noch keinen Test hatte und der erst daraufhin unter der Hand gelaufen ist. Das leite ich aus seiner ersten Stellungnahme ab, in der er nicht widersprochen, sondern nur gebeten hat, solche Themen nicht für parteipolitische Ränkespielchen zu missbrauchen (Anm.d.Red.: So gesehen eher ein Sakrileg der SPD, hat sie doch gegen die unausgesprochene Vereinbarung aller deutscher Parteien  mit Ausnahme der AfD verstoßen, sich bei allen Corona Themen nicht ans Bein zu pinkeln). Wäre Armin Laschet zu dem Zeitpunkt getestet gewesen, hätte er es sicher thematisiert. So oder so dürfte es ein sehr ungemütliches Restwoche für seine Berater gewesen sein. Für mich bedeutet das nur, wenn schon ein Ministerpräsident mit einem riesigen Beraterstab bewusst oder aus Versehen die Corona Regeln unterläuft, braucht man sich nicht zu wundern, wenn das jeden Tag dem normalen Durchschnittsdeutschen passiert. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Corona-Pandemie-Verlauf hierzulande Glückssache und nicht Verdienst der Regierung ist.

 

Wir sind schon gespannt, wer nächste Woche den begehrten Preis entgegennehmen wird. Ich denke schon über die Einführung eines Corona-Versager-Awards nach. Kategorien, wie `Maskendepp der Woche´, ´sinnloseste Hygieneregel beim Gassigehen mit Haustieren´ oder ´einfallsreichste erlogene Namenskreation in einem gutbürgerlichen Restaurant´ gibt es schließlich genug.