Eins, zwei, g´suffa!

Ntv hat es schon wieder getan. Eine ihrer berühmten spontanen Umfragen, in Dauerschleife gesendet, mit denen dem Zuschauer ganz neutral vermittelt werden soll, was der Rest seiner germanischen Artgenossen so über aktuelle Themen in der Corona Krise denkt, nämlich dass alles, was die Regierung tut, gut und richtig ist und man sich zu unser aller Besten in sein coronales Korsett fügen muss. In der Vergangenheit wurden wir schon mit solch unerwarteten Ergebnissen überrascht, wie zum Beispiel, dass  in der Fußgängerzone von Gelsenkirchen nur verantwortungsbewusste Schalke-Fans rumlaufen, die im Gegensatz zur bösen DFL aus Infektionsschutzgründen einen Re-start der Bundesliga ablehnten (Anm.d.Red.: siehe mein Blog vom 16.04.20, ´The day after´), alle Deutschen ein Tragen der Maske total sexy finden (Anm.d.Red.: siehe mein Blog vom 06.07.20, ´Der Retter mit der Maske´) oder aber ganz Gütersloh den Shutdown ihrer Region nach dem Tönnies-Vorfall vollumfänglich unterstützt (Anm.d.Red.: siehe mein Blog vom 13.06.20, ´Hello again´). Ich allerdings finde es viel überraschender, dass laut meiner repräsentativen Umfragen der letzten Monate es seltsamerweise mindestens 50% der Befragten besorgniserregend finden, wie man seit Beginn der Corona Pandemie über die Medien versucht die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Eigentlich geht es zunächst eher um den Auslöser der Umfragen. Ihnen gehen stets Überlegungen der Bundesregierung voraus, wie man basierend auf der aktuellen Situation mit einem sich abzeichnenden zukünftigen Problem im Zusammenhang mit der Pandemie umzugehen gedenkt. Das aktuellste aller gehypten Themen um das Virus sind zur Zeit die steigenden Infektionszahlen, die von allen Berufenen, über die weniger Kompetenten, bis hin zu absoluten Idioten als Beginn der zweiten Welle definiert wird (Anm.d.Red.: Ich sehe das zwar bekanntlich ein wenig anders und gehe davon aus, dass die Zahlen nun mit Abebben des Rückreisestromes unserer Mitbürger mit Migrationshintergrund aus ihren Heimatländern bis Ende des Monats wieder sinken werden. Da man sich aber hinsichtlich der Schuldigen gerade in Rage diskutiert hat, dürfte die Diskussion nahtlos in die mit dem Herbst unausweichlich herangaloppierende Infektionssaison übergehen. Wie man das Kind letztendlich nennt spielt also keine Rolle, es ist nur wichtig, dass man den Vater, will sagen den Schuldigen bereits ausgemacht hat. Die Regierung hat bereits dafür gesorgt, dass der nicht in ihren Reihen zu suchen ist).

Nun laufen in der Politik ein Haufen Arschlöcher rum, wie man es gerade wieder in der Affäre um die verbockten bayrischen Corona-Tests bewundern konnte. Es geht zu wie bei der alten Weisheit von dem Insassen, der aus der Irrenanstalt entlassen werden will: Sagt er, er sei nicht verrückt, entgegnet der Arzt, dass das alle in seiner Anstalt von sich glauben würden, behauptet er verrückt zu sein, hat er zugegeben zu Recht in der Klapse zu sitzen.

Nicht dass ich Söder´s Gesundheitsministerin in Schutz nehmen will, aber hier hat man wieder schön gesehen, dass man im Falle einer Panne im politischen Irrenhaus auch keine Chance hat, aus der Nummer wieder rauszukommen. Als am 10.08 die Ministerin erste Kenntnis von den Problemen bei der Übermittlung der Corona Testergebnisse erhalten hat, die ihr Chef so selbstherrlich eine Woche zuvor übers Knie gebrochen hat, wies sie in einer Pressekonferenz am selben Tag auf Verzögerungen hin, wartete aber mit den Details, bis sie sich bis zum 12.08. einen Überblick verschafft hatte.  Genau diese zwei Tage wirft ihr die Opposition nun vor. Hätte sie ohne Kenntnis der Hintergründe direkt das Thema am 10.08 lanciert, wäre sie von denselben Leuten wegen mangelnder Detailkenntnis an die Wand genagelt worden (Anm.d.Red.:Das ist der Grund, warum ich nicht in die Politik gehe, denn ich würde in solchen Momenten  entweder die Kontenance verlieren oder aber Magengeschwüre bekommen, was beides das Ende der Karriere bedeuten würde).

Diese politischen Gepflogenheiten sind sicher der Grund dafür, dass sich unsere aller gesundheitlicher Führer Jens Spahn schon jetzt dazu berufen fühlte, die Weihnachtsmärkte und die kommende Karnevalssession in Frage zu stellen, denn die Vorbereitungen dürften anlaufen und verschlingen Geld. Ein spätes Intervenieren im Falle eines Hotspots während der Veranstaltungen würde dem Gesundheitsminister den Vorwurf einbringen, er hätte es kommen sehen und früher die Notbremse ziehen müssen. So läuft Politik nun einmal. Natürlich hätte er noch auf die Hygienekonzepte der entsprechenden Veranstalter warten können, aber das hätte sowieso nichts geändert, denn machen wir uns nichts vor: Selbst wenn sich die Karnevalsjecken allesamt als ´Schnitzel mit Gefrierbrand´ verkleiden und von Plastiktüten geschützt zum Karneval gehen, wird sich irgendwo eine Infektion irgendwie auf irgendeine Veranstaltung zurückverfolgen lassen und wenn es nur der postkarnevalsitzungstechnische One-Night-Stand gewesen ist, bei dem aus der Ganzkörpertüte im besten Fall noch ein Tütchen geworden ist, das nur noch dort vor Aerosolen schützt, wo eher weniger geatmet wird (Anm.d.Red.: Eigentlich ein Unding, denn diese Art des ungeschützten Zusammenkommens wurde schon die ganze Corona Pandemie über von Plattformen wie Tinder begünstigt. Nur weil es totgeschwiegen wird, glaubt doch niemand ernsthaft, dass notgeile Singles aus Angst vor Ansteckung das Querbett-Poppen eingestellt haben).

Inzwischen haben sich diverse Interessengemeinschaften kritisch zu dem Vorstoß geäußert und sogar Politiker aus den eigenen, wenn auch zweiten Reihen, sehen zu große wirtschaftliche Konsequenzen. Keine Ahnung, wie diese nun eröffnete Diskussion bis zum 11.11., 11.11 Uhr weitergeht, der gute Jensemann hat sich jedenfalls schon mal aus der Schusslinie genommen, lange bevor der erste Jeck zu husten anfängt.

Hier kommt dann wieder ntv mit seinen bescheuerten Umfragen ins Spiel. Um wie üblich den politischen Strategiespielchen der Bundesregierung Rückendeckung zu geben, erzeugt man nun den Eindruck, die Deutschen würden geschlossen hinter der Entscheidung stehen. Trauriger Höhepunkt war dann auch heute die Umfrage in der Kölner Fußgängerzone, in der wie erwartet nur Verständnis für die Pläne von Jens Spahn zu finden war. Wer soll bitte glauben, dass von fünf willkürlich befragten Personen, nicht ein einziger in der karnevalsverrückten Stadt am Rhein, den Vorstoß des Gesundheitsministers scheiße findet? Mich würde mal interessieren, wie lange die Schmierenreporter von Bertelsmann´s Gnaden suchen mussten, um diese drei Karnevalsmuffel zu finden, die sich mit ihrer spaßbefreiten Meinung in Köln vor die Kamera trauten. Wahrscheinlich sind sie bereits auf dem Weg in ein entsprechendes Zeugenschutzprogramm.

 

Es ist grotesk. Hierzulande bereiten die Medien darauf vor, dass wir wahrscheinlich bis ins nächste Jahr alle Veranstaltungen in die Tonne getreten bekommen. Das hindert aber denselben Sauhaufen nicht daran uns darüber zu unterrichten, dass die potentiell unschuldigen und ebenso potentiellen Verursacher des ganzen Desasters, die Chinesen, schon wieder in Qingdao das größte, von Deutschland inspirierte Oktoberfest Asiens feiern (Anm.dRed.: Mal abgesehen davon, dass dazu eine ganze Portion Zynismus gehört, ist es schon erschreckend, dass diese Information nicht ein paar Leute mit Resthirn in Grübeln bringt. Wieso kann es in einer globalisierten Welt angehen, dass die einen vorgeben ein Virus besiegt zu haben und losfeiern, während andere noch munter am Runterfahren sind. Gut, es handelt sich um die Chinesen, die alles nach Belieben zensieren können, sollte das Virus wieder ausbrechen. Trotzdem macht die Selbstsicherheit schon nachdenklich. Wissen die kleinen gelben Kerle doch mehr über das Virus, seine Letalität oder gar den Impfstoff, als sie sagen?). Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über Jens Spahn und seine Virusschergen eigentlich nur noch lachen.