Weniger Maske, mehr Alkohol, mehr feiern!

Seit gestern bin ich überzeugt, dass die Infektionszahlen in Deutschland um ein Vielfaches höher sind als die Statistiken aussagen und nur die äußerst dämliche Abnahme der Corona-Tests durch ausgewiesene Laien die Zahlen zwar hoch sind, aber immer noch weit weg von Ländern wie Spanien oder Frankreich (Anm.d.Red.: Frankreich hatte gestern 4000 Neuinfektionen. Ich bin sicher Deutschland liegt aktuell nicht darunter). Während man der Bevölkerung und eventuell sogar sich selbst mit diesem Schwachsinn in die Tasche lügt, kann an anderer Stelle nicht getrickst werden. So sind die Zahlen bei schweren Infektionsverläufen und Corona-Toten nach wie vor niedrig. Trotzdem redet die Bundeskanzlerin ein Horrorszenario von bis zu 19.200 Neuinfektionen pro Tag dabei, um zu rechtfertigen, dass Kanzler und Ministerpräsidenten gestern über neue Verschärfungen der Maßnahmen verhandeln konnten (Anm.d.Red.: Wie Mutti gerade auf 19.200 Neuinfektionen kommt, wird ihr Geheimnis bleiben, aber in diesen Zeiten hinterfragt sowieso keiner irgendwelche Zahlen der Bundesregierung).

Vorab hatte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak wieder die üblichen Absonderlichkeiten von sich gegeben, um die Volksseele auf das Kommende vorzubereiten. Erneut wurde beteuert, dass uns die Regierung nicht ärgern will, sondern das Virus der Spielverderber sei. Das ist die altbekannte, semiwitzige Formulierung, auf die stets auch gerne Markus Söder und Jens Spahn in ihren Pressekonferenzen zurückgreifen, um die Situation ein wenig aufzulockern, bevor sie der Bevölkerung wieder mit Anlauf in den Arsch treten. Deshalb wird die Aussage aber auch nicht wahrer.

Das Virus ist zunächst kein Spielverderber (Anm.d.Red.: Als Krankheitserreger ohne eigenen Stoffwechsel dürften ihm dazu schlicht die Anlagen fehlen. Hört sich witzig an, aber man unterstellt dem Virus unterschwellig, dass es ´lebt´ und demnach wie Raubtiere ihr Handeln bewusst steuern können). Es tut nur das, was jedes Virus schon seit Jahrmillionen macht, nämlich sich zu reproduzieren. Die Pandemie trocknet aus, wenn genug Menschen Antikörper gebildet haben.

Die Regierung dagegen verhindert eine Durchseuchung seit Beginn der Corona-Pandemie. Da dieses Vorgehen gegen die Natur ist, müssen andauernd neue Regeln gefunden werden, die nicht nur ärgerlich oder gar sinnlos sein können, sondern, was noch schlimmer ist, nicht absehbare mittel- oder gar langfristige Konsequenzen haben können (Anm.d.Red.: Ich bin kein Fachmann, aber wer sagt uns denn, dass die ständige Abwesenheit von Viren und Keimen nicht langfristig schlecht für die Funktionstüchtigkeit unseres Immunsystems ist. So hatten die Ossis beispielsweise bis zur Wende wegen der Luftverschmutzung und anderen Einflüssen keine Allergien. Nach 30 Jahren auf dem tollen westdeutschen Niveau ist es damit vorbei). Es mag sein, dass die Regierung uns beim Verfolgen ihrer egoistischen Interessen nicht absichtlich ärgern will, aber das wollen Stechmücken nachts im Schlafzimmer auch nicht. Trotzdem muss man irgendwann dem Treiben einen Riegel vorschieben.

Nicht weniger unlustig fand ich die Äußerungen zu notwendigen Schutzmaßnahmen, die Herr Ziemiak am Beispiel Wintersport von sich gegeben hat. So führte er aus, dass Skifahren nicht das Problem sei, sondern der Ápres-Ski hinterher. Keine Ahnung, ob der Mann jemals im Winter in den Bergen war, aber im Wintersport warten in dieser Saison ganz andere Herausforderungen auf die Verantwortlichen. Die Zeit, in denen Skifahrer allein in einem 1er-Sessellift saßen oder gar zu Fuß mit geschultertem Sportgerät den Berg hochgerannt sind, haben sich, bis auf ein paar ganz harte Naturburschen beziehungsweise politisch korrekt Naturdirndl, erledigt. Heute werden die verwöhnten Flachlandtiroler in Monsterliften mit 8 beheizbaren Sitzplätzen nebeneinander, gern auch bei Schneefall unter einer Aerosol-begünstigenden Plastikglocke zu Berg gefahren oder sitzen oder stehen mit 8 bis 180 Personen in einer hermetisch abgeschlossenen Kabine. Da springt das Corona-Virus vor Freude im Dreieck, selbst wenn alle erdenklichen Schutzvorkehrungen getroffen werden.

Hauptmaßnahme dürfte demnach nicht das Eindämmen des Ápres-Ski sein, sondern in erster Linie die Begrenzung der Personenzahl in den Liften sein und hier schafft man sich ein ganz anderes Problem. Es ist anzunehmen, dass es für die gebeutelten Hotel und Pensionsbesitzer keine nennenswerte Begrenzung der Bettenzahl geben wird. Insbesondere in Apartmenthäusern, in denen die Urlauber keinen Kontakt untereinander haben, weil es hier keinen gemeinsamen Speiseraum für Frühstück und/oder Abendessen gibt, wird die Belegung dort bei 100% liegen. Ich denke es kann sich jeder ausmalen, was passiert, wenn diese Urlauber, dann auf eine um 50% reduzierte Liftkapazität treffen. Stundenlange Wartezeiten und genervte Wintersportler, denen Abstandsregeln vor den Liften relativ am Hintern vorbeigehen. Schlechtes Beispiel Herr Ziemiak!

Die Maßnahmen an sich wurden gestern in der Videoschalte zwischen Angela und ihren Landesschergen dann auch in etwa so beschlossen, wie man es erwarten konnte. Bundeseinheitliche Regelungen? Zumindest dort, wo es wichtig gewesen wäre, absolute Fehlanzeige. So wurden keine gemeinsamen Regeln eingeführt, wo es sinnvoll gewesen wäre, etwa wenn es darum geht, welche Beschränkungen bei zu hohen Infektionszahlen gelten sollen. Man einigte sich auf sinnlose Empfehlungen bei Vorgaben, die man ohnehin nicht kontrollieren kann und definierte für alle Bundesländer nur leicht zu akzeptierende Untergrenzen. Deren Bedeutungslosigkeit versuchte Markus Söder mit dem Slogan ´Mehr Masken, weniger Alkohol, weniger Feiern´ so eine Art Wichtigkeit zu verleihen.

Jedes Land darf trotzdem nach Lust und Laune schärfere Regeln erlassen. Damit weiß der infektionsgeschüttelte Bayer auch weiterhin nicht, bis wieviel Uhr er sich in Meckpomm auf öffentlichen Plätzen Bier in den Hals kippen darf oder mit wie vielen Menschen sich ein Sachse in Nordrhein-Westfalen in geschlossenen Räumen zum Rudelbumsen treffen darf. Im Gegenzug wurden ein paar Regeln vereinheitlicht, die zwar martialisch klingen, mit deren Einführung aber alle Bundesländer leben können, ohne ihre Extrawurst abgeben zu müssen. Wie zum Beispiel die 50€ Bußgeld, die jedem blühen sollen, der falsche Angaben zu seinen persönlichen Daten im Restaurant macht (Anm.d.Red.: Um gleich zu zeigen, dass das Kasperletheater auf Länderebene weitergeht, hat Bayern direkt statt 50€ Strafe 1000€ ausgerufen und NRW will auf 250€ hochgehen). Könnte etwas schwierig werden, wenn der Wirt keinen Ausweis verlangen darf. Ich persönlich zittere ob der Strafe schon jetzt wie Espenlaub. Sollte wirklich mal das Ordnungsamt reinkommen, dann esse ich meinen Meldezettel einfach auf und behaupte ihn für eine Sättigungsbeilage gehalten zu haben.

Auch sehr zahnlos der gemeinsame Appell aller Bundesländer an seine Einwohner sich doch bitte an die unsäglich blöden AHA-Regeln, Abstand, Händewaschen, Atemschutzmaske zu halten. Offensichtlich fand man es total groovy diese noch um zwei Buchstaben zu ergänzen. Mit dem ´C´ bettelt man nun darum die Totgeburt von Corona-Schutz-App zu laden und mit dem ´L´ soll der deutsche Michel daran erinnert werden, dass man ab und zu auch mal die Bumsbude lüften könnte (Anm.d.Red.: Für diese Idee hat eine Marketingagentur sicher wieder viel Geld bekommen Wie die neue Regel nun heißen soll, wusste aber auch der ntv-Reporter nicht. ´Alach´ wäre doch toll. Vielleicht halten sich dann auch mal die muslimischen Hochzeiten an die Regeln. Der kleine Schreibfehler fällt sicher nicht auf).

Alles in allem Ergebnisse, die dem interessierten Beobachter jetzt nicht die Gänsehaut der Ehrfurcht über den Körper treibt. Hier sieht man in welchem Dilemma die Damen und Herren stecken. Einerseits müssen sie weiter so tun, als würden sie knallhart die Strategie des Corona-Schutzes verfolgen, anderseits beschließen sie aber nur Papiertiger, weil sie vermutlich ahnen, dass die Akzeptanz der Bevölkerung bei wirklichen Einschränkungen nicht mehr so groß ist, wie man uns noch vor einigen Tagen glaubte vormachen zu müssen.

So hat sie Universität Hamburg in einer Umfrage herausgefunden, dass eine Corona-Müdigkeit in der Bevölkerung herrscht (Anm.d.Red.: Siehe mein Blogbeitrag vom 28.09.20, `Lockdown 2.0´. Es ist immer faszinierend zu sehen, wie sich die Medien innerhalb weniger Tage selbst in ihrem Programm widerlegen. Hatten ntv noch vor ein paar Tagen Umfragen gemacht, die eine 87% Zustimmung im Volk zu den Corona-Maßnahmen der Regierung vorgaukelten, sieht die Sache heute schon wieder ganz anders aus. Ich gehe deshalb aber nicht gleich davon aus, dass das Telefonvoting gefälscht gewesen war. An solchen Abstimmungen sieht man immer nur, wie viele Spießer und Menschen mit zu viel Zeit es in einer Bevölkerung gibt. Ich käme zumindest nicht auf die Idee da anzurufen. Ähnliches Beispiel für diesen Effekt: Als Erdogan 2017 überwältigende Prozentzahlen von den Wahlberechtigten aus Deutschland für sein Referendum vermeldete, lag das nur daran, dass nur die schlecht integrierten Türken in Deutschland wählen gingen und diese alle pro-Erdogan waren. Integrierte Deutschtürken gingen per se nicht wählen, weil sie der Despot vom Bosporus lange schon nur noch aus einer Beobachterperspektive interessiert hatte). Im Klartext, über der Hälfte der Deutschen tangiert die Panikmache inzwischen nur noch peripher. 50% der Bevölkerung haben angegeben sich nicht mehr für die Abstandregeln zu interessieren und nur noch 38% halten sich an die Hand-Hygieneregeln. Umarmungen und Küssen gehört unter Freunden wieder zum Standardverhalten.

 

Man musste jetzt nicht unbedingt die daraufhin von ntv befragte Gesellschaftsexpertin sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass der Mensch als soziales Wesen langsam den Kanal voll hat sich zu isolieren und inzwischen zunehmend für sich persönlich die Regeln zu ignorieren beginnt. Die Dame führte weiterhin aus, dass die Alarmbereitschaft vom Anfang der Pandemie nachlässt, weil wir Menschen einfach nicht so lange in einem Extremzustand verharren können, wenn im eigenen Umfeld der, von Regierung und Medien ständig prognostizierte Horror ausbleibt. Bleibt zu hoffen, dass auch die Regierung aus sozialen Wesen besteht.