Reisebericht

Ich habe schlechte Laune. Ist immer so, wenn ich um halb vier aufstehen muss. Bin kein Morgenmensch. Warum musste ich Idiot unbedingt den ersten Flieger nach Sardinien buchen? (Anm.d.Red.: Ja, ich habe eine Woche Urlaub. Glaubt also nicht, dass es jeden Tag einen Blogbeitrag geben wird! Da muss schon Trump an Corona sterben oder Sardinien während meines Aufenthaltes in den Lockdown gehen. Ja, Mama du hattest recht. Die Reise war unverantwortlich!).

Während ich noch in Unterhose den ersten Kaffee des Morgens trinke, steht meine Freundin schon mit dem Koffer an der Haustür. Keine Ahnung, was der Stress soll, es sind noch fünf Minuten bis zur Abfahrt. Ich hatte auch schon dem Taxifahrer das über die Gegensprechanlage erklärt, als er schon um zehn vor vier geklingelt hatte. Zähne putzen, Kulturtasche einpacken, Computer runterfahren…ach ja, ne Hose wäre hilfreich.

Punkt vier geht es los. Der Taxifahrer verstaut das Gepäck und verweist darauf, dass die Person, die vorne sitzt, einen Mundschutz tragen muss. Ich setze mich mit meiner Freundin nach hinten. Soll doch mein Kumpel, der später noch zusteigt, den Maskentroll spielen, denn das ganze Schutzkonzept im Taxi ist wieder nach dem Motto ´Ich mach mal was, weil die wollen das halt so´. Der Taxifahrer trägt keine Maske. Entweder ist er wie ich ein Corona Skeptiker oder er hat seinem Chef ernsthaft geglaubt, als er ihm erzählt hat, der seltsame nach allen Seiten offene Plastikvorhang zwischen Vordersitzen und Rückbank würde ihn vor Corona schützen. Ebenso gut hätte er einen Dreamcatcher aufhängen können, den ein alter indianischer Medizinmann gegen das Virus gesegnet hat (Anm.d.Red.: Genaugenommen wäre das wahrscheinlich effektiver).

Am Flughafen angekommen muss ich feststellen, dass die Zeiten vorbei sind, als man noch allein in der Abflughalle stand. Es zwar noch nicht genug Leute, um die Luftfahrtgesellschaften zu retten, aber schon genug, um mir zu dieser frühen Stunde auf den Sack zu gehen. Ich bin gerade ins Terminal gekommen und richte den Knoten meines Halstuches, eines meiner diversen Stofffetzen, die ich zum Mundschutz erklärt habe. Es riecht schon etwas komisch, weil ich es seit Beginn der Pandemie nicht gewaschen habe und vor einer Woche habe ich angefangen den Bakterien, Viren und anderen Bewohnern Namen zu geben. Ich finde etwas, dass sich artikulieren kann, hat das verdient. Ich bin gerade dabei auf die Pilzkulturen vom Stamme der ??? beruhigend einzureden, sie haben ein wenig Flugangst, als mich von der Seite eine Stimme ankeift: ´Mit diesem Halstuch kommen sie aber nicht in den Flieger´. Ich erkläre der Dame, dass ich mich den Gesetzen des Bundeslandes NRW konform verhalte und wo denn gerade das Problem läge. Die Dame belehrt mich, dass die Fluggesellschaften auf einen ordentlichen Mund/Nase Schutz bestehen. Meine Frage, warum diese sich über geltende Gesetzgebung hinwegsetzen können und was an einem selbstgenähten Stofffetzen letzten Endes besser sei, kann sie mir allerdings auch nicht beantworten, denn sie verfällt in sinnloses Gebrabbel. Irgendwas mit ´in der Luft´ oder so ähnlich. Kann ich um diese Uhrzeit nicht drauf. Deshalb lasse ich die Dame stehen.

Check-in und Sicherheitskontrolle laufen reibungslos und nach einem Kaffee sitzen wir endlich am Gate (Anm.d.Red.: Reibungslos natürlich in den gedehnten Grenzen von überteuertem Kaffee, das Rumlaufen mit Strümpfen auf kalten Fliesen, und Menschen, die dich ungefragt antatschen dürfen). Beim Boarding tausche ich brav das Halstuch gegen die eigens mitgebrachte selbstgenähte Maske aus, denn ich habe mir vorher die Beförderungsregeln durchgelesen. Die ist zwar auch noch nie gewaschen worden, aber Eurowings ist aus irgendwelchen Gründen der Meinung das Teil wäre für die Luftfahrt besser geeignet (Anm.d.Red.: Dabei haben doch die Virologen gerade die Klimaanlagen in den Flugzeugen über den grünen Klee gelobt, weil die bösen Aerosole doch sofort nach unten abgesaugt werden). Renitenz gegen die sinnlosen Corona-Regeln beugt sich hier dem Willen in den Flieger und damit in Urlaub zu kommen. Unnötig zu erwähnen, dass eine Gruppe junger Männer mit dünnen Baumwollhalstüchern ungehindert in dieselbe Maschine kommt.

Hatte ich bis dahin geglaubt, der blinde Corona-Aktionismus-Kelch würde an mir vorüber gehen, werde ich beim Boarding eines Besseren belehrt. Beim Scannen der Bordkarte fragt mich die Dame, ob ich die Corona-Formulare für die Einreise nach Sardinien in Englisch oder Italienisch haben will. In Deutsch entgegne ich, denn schließlich bin ich in Düsseldorf am Schalter einer deutschen Fluggesellschaft (Anm.d.Red.: Auf diesem Zettel stehen dieselben dämlichen Corona Fragen, die ich schon 48 Stunden vor Abflug hatte online ausfüllen müssen. Etwa, ob ich infiziert bin, Kontakt zu einem Infizierten hatte oder Corona Symptome zeige. Idioten, die hier eine Frage mit ´Ja´ beantworten, haben in meinen Augen auf Lebenszeit ebenso die Reisetätigkeit einzustellen, wie Leute, die auf USA Flügen angeben, dass sie vorhaben ein Kind eines amerikanischen Staatsbürgers zu entführen oder vor 1945 an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt waren. Angela Merkel hat diese Woche noch, für ihre Verhältnisse sehr emotional, darauf hingewiesen, dass wir alles tun müssen, um die Alten in der Gesellschaft durch Corona nicht abhängen dürfen. Ich bezweifle, dass online Formulare und vier Seiten Corona-Erklärung in einer fremden Sprache dazu beitragen, dass solcherlei Reden nicht nur ein frommer Wunsch bleiben). Mit einem freundlichen ´Gibt´s nicht´ bekomme ich die italienische Version. Im Bus allgemeine Verständnislosigkeit angesichts der vollgeschriebenen vier Seiten. Ein hilfsbereiter Mitreisender mit der Maske am Kinn erklärt uns, wir sollen oben die Adresse eintragen und am Ende unterschreiben. Es würde ohnehin nur eingesammelt werden, ohne dass es jemand kontrollieren würde.

Im Flieger haben zunächst alle Maske an, auch wenn viele schon nach kurzer Zeit die Nase freilegen. Als es später zu Turbulenzen kommt, ziehen ohnehin alle die Maske ans Kinn um besser hyperventilieren zu können. Sollte den Coronatiker nicht weiter entrüsten, zumal es allgemein bekannt ist, dass die bösen Viren doch sofort nach ihrer Exposition nach unten abgesaugt werden. Ich wage das allerdings zu bezweifeln, denn zumindest für giftige Gase scheint das nicht zu gelten, was die absausenden Darmwinde (Anm.d.Red.: Einschließlich des vollständigen Fäulnisbakterienspektrums) eines Mitreisenden beweisen, die alle Kabineninsassen den gesamten Flug über beglücken (Anm.d.Red.: Die Hemmschwelle zu furzen liegt im Flugzeug, meinen langjährigen Beobachtungen nach aufgrund des alles übertönenden Triebwerksgeräusches, sehr niedrig).

Kurz vor der Landung sammelt eine Stewardess dann zwar die Formulare ein, ohne allerdings einen Blick darauf zu werfen. Meine Frage, warum man die Corona-Fragen zweimal ausfüllen muss, einmal online unter Zuweisung eines QR-Codes und einmal im Flugzeug manuell, quittiert sie mit der üblichen Unwissenheit, die seit Antritt der Reise alle an den Tag legen, von denen ich eigentlich als geschultes Personal eine einigermaßen logische Erklärung erwartet hätte. Wie immer bleibt festzuhalten Logik und Corona passen nicht zusammen, aber alle machen mit. Hier werden sinnlose Regeln von Regierungen aufgestellt, die dann von irgendwelchen Vollpfosten, die vor Corona aus gutem Grund keine Sau ernst genommen hat, in der Realität in sinnlosen Blödsinn kanalisiert werden.

Apropos sinnlose Regeln. Beim Aussteigen wurden wir angewiesen, Reihe für Reihe auszusteigen. Eine Variante, die schon vor Corona einer gewissen Logik entbehrte. Allerdings ergibt sich der Virenschutz für mich nicht, wenn man bei Antritt des Fluges ungeordnet eingestiegen und an allen Passagieren der Business Class vorbei nach hinten gegangen ist. Solange das Statusdenken immer noch vor dem Einhalten der Corona Regeln steht, kann es nicht so schlimm sein.

Sardinien Flughafen: Keine besonderen Vorkommnisse, bis auf die Tatsache, dass alle Ankommenden zum Kofferband stürmten und an den elektrischen Schiebtüren eine Menschentraube bildeten, die schon vor Corona zumindest zu Beklemmungen geführt hätte. Aber wir haben schließlich Masken. Alles wird gut!

 

Ich mache jetzt ne Woche Urlaub. Ich melde mich, wenn es wichtig ist und wenn ich was mitzuteilen habe. In der Zwischenzeit kann sich jeder selber seine Gedanken machen, warum Trump nun aus einem Militärhospital heraus seine Staatsgeschäfte führt. Ich glaube noch nicht an eine ernsthafte Lage. Melania hat ihren geliebten Mann wohl rausgeworfen, weil er Männergrippe hat.