Sie hassen den DJ

Mit der Meinungsfreiheit ist das auf der Welt so eine Sache. Es gibt Regime auf dieser Welt, wie beispielsweise China, denen, dank genügend Staatsgewalt, die Meinung des Volkes relativ egal ist und seine Untertanen durch Kontrolle und Einschüchterung führt. Persönliche Freiheit und eigenen Meinung sind nicht erwünscht (Anm.d.Red.: Wenn die Zentralregierung nur lange genug mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Bewohner von Hong Kong vorgeht, wird die kleine, aufsässige Enklave das letztendlich auch noch begreifen). Noch einfacher macht es sich Nordkorea. Da hat das Volk dank jahrelanger kollektiver Gehirnwäsche gar nicht erst eine eigene Meinung und glaubt noch dazu jeden Scheiß, den die Führung von sich gibt. Das geht so weit, dass große Teile des Volkes ernsthaft überzeugt sind, ihr großer Führer könne das Wetter beeinflussen und müsse niemals auf den Pott gehen. Letzteres wäre sogar nachvollziehbar, denn das kleine dicke Führerlein sieht immer aus, als wenn es gleich platzen würde.

Laut Kim Jong-un gibt es auch kein Corona in seinem großartigen Land (Anm.d.Red.: Gut, nach unbestätigten Meldungen hat er den ersten und einzigen Corona-Infizierten, also praktisch ´Patient Null´, damals zu Beginn der ersten Welle einfach erschossen, aber man darf bei der Pandemie Bekämpfung einfach nicht zimperlich sein. Wir in Europa lassen schließlich auch Millionen in der dritten Welt verhungern oder in Südamerika einen neuartigen Corona-Impfstoff testen, nur weil man das Leben hierzulande für rettungswürdiger erachtet). Erst letzte Woche bei der Abnahme einer Parade zum 75. Jahrestag der Gründung der regierenden Arbeiterpartei hat uns der Chinesen-Trump dieses medizinische Wunder erneut bestätigt. Seine Großmut ging dieses Mal soweit, dass er dem Rest der Welt nicht nur, wie üblich mit einem Atomschlag drohte, sondern uns allen darüber hinaus Mut und Glück bei der Bekämpfung der Pandemie wünschte. Ich hoffe in diesen Momenten immer, dass die Tränen, die seinem Volk bei solcherlei Reden wie auf Knopfdruck über die eingefallenen Wangen kullern, doch nicht gebrainwashte Freude, sondern ein Zeichen ohnmächtiger Wut sind. Allerdings wäre es etwas zynisch diesen armen gebeutelten Menschen die Segnungen der Demokratie zu wünschen. Das eine Demokratie nicht der Garant für hemmungslose Zufriedenheit ist, mussten schon viele Bewohner Nordafrikas nach dem arabischen Frühling genauso schmerzlich einsehen, wie Millionen Ossis nach der Wiedervereinigung.

Aber wenigstens auf die Meinungsfreiheit war bei uns Verlass. Während man in vielen Teilen der Welt schneller einen Krummdolch im Wanst hat, als man ´Religionsfreiheit´ sagen kann, durfte hierlande wirklich jeder an jeden Scheiß glauben und zu allem seinen Senf ungestraft dazugeben, solange er keine Minderheiten beleidigte oder seine Ansichten mit ´Heil Hitler´ beendete.

Ich muss zugeben, dass ich darüber meist nicht sehr begeistert war, denn die meisten, die in den sozialen Medien ihre Fresse aufreißen haben sich zuvor nur unzureichend in ein Thema eingelesen, verstehen komplexere Zusammenhänge nicht oder sind schlicht strunzdumm. Aber so war das damals in einer Demokratie. An die uneingeschränkte Ausgewogenheit der Berichterstattung habe ich schon damals bisweilen meine Zweifel, aber ansonsten fand ich unser Land ganz in Ordnung. Dann kam Corona und das Undenkbare wurde möglich. Die Meinungsfreiheit hat sich still und leise verdrückt, ohne dass sie offensichtlich ernsthaft jemand vermisst.

Aktuelles Beispiel: Michael Wendler, der sich letzte Woche auf Twitter kritisch in Sachen Corona geäußert hatte (Anm.d.Red.: Ich erspare dem Leser an dieser Stelle ausschweifende Beschreibungen, was ich von diesem Mann, seiner geistigen Kapazität und allen Schwachmaten in seinem Umfeld halte. Das dürfte sich der geneigte Leser inzwischen denken können). Nun ist der Wendler nicht unbedingt das, was sich der Corona-Kritiker wie ich als prominente Unterstützung wünscht, aber vor dem Hintergrund, dass alle anderen, die den Regierungskurs kritisieren und in der Öffentlichkeit stehen, normalerweise der AfD angehören, koksende Fantasten oder vegane Verschwörungstheoretiker sind, darf man nicht allzu wählerisch sein. Vor dem Hintergrund, dass eine überwältigende Mehrheit der Menschen, die ich befragt habe, allesamt irgendwo zwischen leichten Zweifeln an der Corona-Maßnahmen, bis zur absoluten Ablehnung der Regierungsstrategie gelegen haben, stellt sich mir nicht die Frage, ob, sondern eher warum es keine prominenten Corona-Skeptiker gibt, der sich in die Öffentlichkeit traut. Ich denke die Antwort ist einfach wie einleuchtend: Weil derjenige nur verlieren kann. Erinnert sich noch jemand an Kachelmann, den Meteorologen vom öffentlich-rechtlichen? Er wurde damals von einer Frau der Vergewaltigung beschuldigt. Er wurde von der Öffentlichkeit und den Medien vorverurteilt, verlor alles, saß im Knast und viel später stellte sich heraus, dass er unschuldig war. Seine Karriere war trotzdem beendet. Auch hier hatten sich weder Freunde noch andere Prominente gewagt in der Öffentlichkeit Partei zu ergreifen, hätte man doch damit ein potenzielles Vergewaltigungsopfer der Lüge bezichtigt. Damit ist man per se gesellschaftlich geächtet und wird in der Öffentlichkeit lebendig gegrillt, selbst wenn es später wahr sein sollte. Mit Corona ist es noch schlimmer, denn hier wird eine andere Meinung zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur geächtet, sondern eine Rehabilitierung ist ebenfalls nicht möglich, denn es steht noch nicht einmal zu erwarten, dass wir jemals die Wahrheit über die echte Gefahr des Virus erfahren werden (Anm.d.Red.: Genausout kann man hoffen, dass irgendwann bewiesen wird, dass Putin den Giftangriff auf Nawalny befohlen hat).

Zurück zum Wendler. Es geht hier nicht um die Person, sondern vielmehr um die öffentliche Reaktion, die die, etwa anderthalb minütige Videobotschaft des C-Promis ausgelöst hat. Ich habe mir aus investigativen Gründen natürlich den Auftritt in voller länge angesehen. Wie beim geistigen Potential des Wendler zu vermuten, war er nicht in der Lage eine zweiminütige freie Rede zu halten und musste ablesen (Anm.d.Red.: Allein von den Formulierungen er, würde ich nicht davon ausgehen, dass die Zeilen seinem einfach gestrickten Gehirn entsprungen sind. Aber auch das tut nichts zur Sache). Wichtiger war aber der Inhalt, der sich nicht sehr von den Gedanken unterscheidet, die nicht nur ich mir seit Monaten mache. Ist Corona wirklich die große Bedrohung, die alle in ihr sehen oder nur ein Vehikel für die Regierungen dieser Welt Sonderregeln am geltenden Recht vorbei zu erlassen, um die jeweiligen eigenen Interessen in ihrem Land durchzusetzen?

Eigentlich alles in allem kein Highlight der Corona-Kritik, eher ein Nachplappern bereits bekannter Antithesen und vielleicht sogar die eigene Meinung dieses armen Tropfes. Allerdings gleicht das was in den folgenden Tagen passiert ist einem schlechten Witz. Es mag sein, dass sich Boulevardmagazine nachmittags beim Assi-TV noch mit diesem Thema beschäftigen, aber das renommierte Nachrichtensender eigens mit Experten über die Aussagen von Michael Wendler nicht nur diskutieren, sondern auch noch verdrehen, legen den Verdacht nahe, dass der Mann in Corona-Zeiten offensichtlich in ein Wespennest gestochen haben muss und dass mit der Meinungsfreiheit etwas nicht mehr stimmt. Dabei waren es die üblichen Totschlagargumente und weder die Reporterin noch der sogenannte Experte waren sich zu schade,  jemanden, der die Gefährlichkeit des Virus in Zweifel zieht als Corona-Leugner zu bezeichnen und der Zweifel am gesetzeskonformen Vorgehen der Regierung äußert, als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen. Michael Wendler mag ein Idiot sein, aber es gibt im Netz massenweise größere Spacken, die ihr Geld mit sinnloser Selbstdarstellung verdienen müssen, weil es für eine ordentliche Arbeit nicht gereicht hat. Keiner sollte dafür so niederknüppelt werden, dass er von einem Tag auf den anderen seine komplette Lebensgrundlage verliert (Anm.d.Red.: Inwieweit die ganze Sache doch nur Promotion gewesen sein könnte und der Wendler am Ende Kapital daraus schlagen kann, erschließt sich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht). Vor allem, wenn er ausnahmsweise mal etwas Substantielles zum Thema beitragen konnte.

 

Letzten Endes dürfte der Wendler ein ganz anderes Problem gehabt haben, weswegen er ins Visier der Medien geraten ist. Hätte es sich bei dem Sender der provokanten Videobotschaft beispielsweise um einen Theaterintendanten gehandelt, wäre es gar nicht weiter aufgefallen, denn hier hätten es nur ein paar kulturinteressierte Lehrerehepaare gesehen. Wenn man allerdings dieselbe Zielgruppe hat wie die Bundesregierung, wird’s eng…