Grippale Zwischenrufe

Der Affentanz im Vorfeld des Treffens der Bundeskanzlerin mit ihren Landesfürsten begann heute mit einer Pressekonferenz zur Grippeschutzimpfung. Dieses Mal durfte wieder Jens Spahn mit dem üblichen großäugigen Blick antreten, der offensichtlich die Dringlichkeit der Krise vermitteln soll, aber auch genauso gut der dicken Brille oder Schmerzen im Analbereich geschuldet sein könnte. Intension der Veranstaltung war offensichtlich, den etwas verhaltenen Impfenthusiasmus der Bevölkerung beim Grippeschutz zu brechen. Wie immer lief die Sache nach dem üblichen Prozedere ab: Ein Regierungs-Obermufti, in diesem Fall Jensemann, beginnt damit dem Volk die angebliche Gefährlichkeit der Lage in den Kopf zu hämmern und fordert die strikte Einhaltung der AHA-Regeln zum Schutz vor einer Corona-Ausbreitung ein (Anm.d.Red.: AHA - ´Abstand-Hygiene-Atemschutz´, die alte Mär, dass mit dieser fatalen Unterbrechung des sozialen Miteinanders im öffentlichen Raum eine Ansteckung vermieden wird, die erwiesenermaßen aber fast ausschließlich hinter verschlossenen Türen im privaten Raum erfolgt. Weil die Regierung sich damit auch noch zur nächsten Wahl schleppen will wäre ´Anlügen-Hinhalten-Abkapseln´ der treffendere Slogan). Dann kommt das Zuckerbrot an die Coronatiker, indem man sie als Teil einer angeblich überwältigenden Mehrheit lobt, die devot die Corona-Regeln einhält, gefolgt von der Peitsche für die paar rechten, antisemitischen Verschwörungstheoretiker, die als Feindbild aufgebaut wurden, um stets einen Entschuldigung für steigende Infektionszahlen zu haben (Anm.d.Red.: Schließlich darf nicht der Verdacht aufkommen, die ganzen Corona-Regeln der Regierung wären nutzlos).

Endlich beim Kernthema der Pressekonferenz angekommen, rief der Bundesgesundheitsminister dazu auf, sich gegen Grippe impfen zu lassen, um die Gefahr einer Doppelinfektion zu vermeiden. Offen ließ er dabei allerdings, wie sich jemand, der mit Influenza ans Bett gefesselt ist auch noch eine Corona-Infektion einfangen soll oder umgekehrt. Selbst wenn es im Einzelfall passieren kann, ist mir echt nicht klar, wieso wegen dieser zwei Unglücksraben, die es sicher deutschlandweit geben wird, plötzlich Millionen Menschen zur Grippe-Impfung rennen sollen, die es bisher auch nie getan haben. Ich gehe eher davon aus, dass der Bundesgesundheitsminister mit seinem Aufruf die Werbetrommel rühren will, weil er 26 Millionen Impfdosen für etwa eine viertel Milliarde Euro bestellt hat und sichergehen will, dass nicht, wie jedes Jahr üblich, Millionen davon zurückgeschickt werden müssen. Der von Jens Spahn verwendeten Terminus des ´Rückschickens´, stört in diesem Zusammenhang etwas. Schwer vorstellbar, dass die Bundesregierung in diesem Fall auch nur einen müden Euro von der Pharmaindustrie zurückbekommen würde (Anm.d.Red.: Es sind keine Bierfässer auf Kommission vom Getränkelieferanten um die Ecke, sondern Arzneimittel hergestellt von wenig altruistischen Großkonzernen). Ich gehe eher davon aus, dass dort wieder einiges an Lobbyismus im Vorfeld gelaufen ist. Wahrscheinlich hat man der Bundesregierung von entsprechender Stelle nahegelegt doch mal ein paar Millionen Influenza-Impfdosen mehr abzunehmen, wenn man vermeiden möchte, dass die Protagonisten in der Corona-Impfstoffforschung bei der Stange bleiben. In den letzten Tagen haben nämlich immer mehr Pharmaunternehmen ihre Testreihen beim Corona-Impfstoff wegen Komplikationen gestoppt. Ich denke dort wird man sich langsam bewusst, dass die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes doch nicht so die blühenden Landschaften verspricht, wie am Anfang angenommen. Da dürfte es nicht nur um die Tatsache gehen, dass meinen, natürlich nicht repräsentativen Umfragen zufolge nur etwa 20% der Bevölkerung so wahnsinnig sind, sich einen schlecht ausgetesteten Impfstoff in den Körper spritzen zu lassen, der noch dazu mit einem neuartigen Entwicklungsansatz gewonnen wird (Anm.d.Red.: Ein paar mehr Gedanken zu diesem neuartigen Verfahren auch in meinem Blog vom 10.09.20, ´Impfverweigerer, Teil 2´). Eng mit dieser Tatsache verwoben, das immer wieder besonders in den USA gern gestresste Thema der ´Schadensersatzklagen´. Die Aussicht auf mögliche Milliardenverluste, im Falle nicht vorhersagbaren Langzeitschäden, dürfte angesichts der aktuellen Komplikationen die Euphorie bei den Pharmakonzernen ebenfalls dämpfen.

Was auch immer letzten Endes die wahren Gründe sein werden, der Bundesgesundheitsminister möchte die Bevölkerung auf jeden Fall zahlreich an der Impffront sehen. Immerhin hat er dabei betont, dass eine Impfpflicht auch für eine etwaige Corona-Schutzimpfung nicht zur Debatte steht. Hoffen wir mal, dass er das in ein paar Monaten noch weiß (Anm.d.Red.: Konrad Adenauer mit seinem Geschwätz von gestern und der gute Walter Ulbricht mit der Bauabsicht einer Mauer lassen grüßen!).

Was für Harald Schmidt Herbert Feuerstein war, ist für Jens Spahn Lothar Wieler. Wenn man nicht wüsste, dass der Mann das ernst meint, hätte man in der Folge mal wieder über den beliebten Sidekick der Bundesgesundheitsminister herzhaft lachen können. Lothar Wieler hat, gefragt nach möglichen anderen Effekten der Corona-Schutzmaßnahmen, geantwortet, dass die Sterblichkeit im ersten Halbjahr 2020 niedriger als in den letzten Jahren war und das allen Ernstes als positiven Effekt der AHA-Regeln hingestellt (Anm.d.Red.: Gut, Professor René Gottschalk vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main hat letzte Woche angesichts dieser Statistik noch davon gesprochen, dass es trotz Corona keine Auffälligkeiten in der Sterbestatistik gäbe, aber das sind wohl unwichtige Details. Siehe mein Blog vom 06.210.20, ´Sternschnuppen der Wahrheit´). Zunächst einmal hatten wir einen monatelangen Lockdown, der die Möglichkeiten zu sterben, von Selbstmord abgesehen einmal drastisch sinken gelassen haben dürfte. Wenn man darüber noch trefflich diskutieren könnte, sind die folgenden Aussagen allerdings doch schon irgendwo zwischen ´weit aus dem Fenster gelehnt´ bis ´die Leute verarscht´. So führte Lothar Wieler aus, dass die Masern dieses Jahr dank des vorbildlichen Hygieneverhaltens der Bevölkerung kein Thema waren. Hallo? Impfpflicht gegen Masern, geschlossenen Kitas und Schulen bis in den Sommer hinein, dürften eine größere Rolle gespielt haben. Höhepunkt der Ausführungen war allerdings, als der RKI-Chef es doch allen Ernstes den Corona-Hygienemaßnahmen zuschrieb, dass die Zahl der Infektionen mit Krankenhauskeimen, von bisher 400-600.000 auf eine nicht näher bezifferte Zahl, drastisch zurückgegangen wäre. Eigentlich eine Unverschämtheit so etwas zu behaupten, denn wir wissen doch alle, dass Kapazitäten wegen Corona freigehalten und aufschiebbare und sogar teilweise wichtige Operationen in den letzten Monaten gar nicht durchgeführt wurden. Wie soll man sich da mit einem Krankenhauskeim infizieren? Dann wären dann noch die Unglücklichen, die sich doch einen Keim eingefangen hatten und sogar daran gestorben sind, allerdings wegen einer Corona-Infektion nicht gezählt wurden (Anm.d.Red.: Als ich mich in einem meiner frühen Blogs vom 01.04.20, ´Schnöde Zahlen´, fragte, was der gemeine Krankenhauskeim in Corona-Zeiten so treibt, hätte ich nie gedacht, dass Lothar Wieler ein halbes Jahr später diesen Unsinn mit der Corona-Zählweise - an/mit Corona sterben - ernsthaft für seine Zwecke nutzen würde). Diese Aussagen des RKI-Chefs sind übelste Manipulation und eine Schamlosigkeit gegenüber jedem Opfer eines Krankenhauskeimes.

Solche Probleme seit Beginn der Corona-Pandemie als Folgen einer jahrelangen verfehlten Gesundheitspolitik totzuschweigen ist eine Sache, eine kurzfristige Verbesserung dann aber noch selbstherrlich als Erfolg der irrwitzigen Corona-Maßnahmen verkaufen und damit auch noch weitere Einschränkungen unseres sozialen Zusammenlebens legitimieren zu wollen ist einfach nur noch unethisch.

 

Dieser Blog sollte eigentlich nur die Zeit bis zur Vorstellung der Ergebnisse des Kanzlergipfels dienen. Da aber inzwischen das Abendessen auf dem Tisch steht und sich die Landeschefs offensichtlich in nächster Zeit nicht einig werden, vertagen wir uns auf morgen…oder nächste Woche…oder bis zum Lockdown, den eigentlich keiner für möglich gehalten hat.