Gute Idee

Der neue Christian Drosten heißt Thomas Jäger. Statt Virologe, nun ein Politikwissenschaftler, statt der ständigen einseitigen Berichterstattung zur Corona Pandemie, jetzt die einseitige Berichterstattung von den US-Präsidentschaftswahlen. Wie gesagt, ich bin der Erste, der bei der Front von Aufatmern ein Haufen Aerosole in die Luft pustet, wenn Trump endlich weg ist. Allerdings nervt mich schon wieder die parteiische Berichterstattung in den Nachrichtensendern, die jetzt schon einen müden, gealterten Trump zeigen, der sich ans Amt klammert und mit unbeweisbaren Wahlbetrugsmeldungen versucht zu retten, was zu retten ist, während plötzlich ein, über Nacht um 20 Jahre  verjüngter Biden besonnen auftritt und die Wahl praktisch schon gewonnen hat, obwohl die Auszählungen noch laufen. Auch wenn die Medien ein anderes Bild in Deutschland vermitteln, man darf nie aus den Augen verlieren, dass sowohl Republikaner als auch Demokraten jeweils fast 50% des amerikanischen Volkes hinter sich haben, beide Lager nachts marodierend durch die Straßen rennen und es eben nicht um eine Minderheit von Trump-Anhängern geht, die es einzufangen gilt.  Wenn Trump damit durchkommt haben wir ihn noch vier Jahre am Bein und der Mann ist, besonders was Angriffe gegen seine Person betreffen, äußerst nachtragend.  Die Medien, aber auch die Politik hierzulande würden gut daran tun, zu lächeln und neutral bei allen Einschätzungen zu bleiben. Totgesagte leben länger und ´It ain´t over till the fat lady sings`!

Aber das hier ist ein Corona Blog. Ich bin schon den dritten Tag im Stand-by Modus, sehe die steigenden Infektionszahlen und  bin gespannt auf die Neuigkeiten in Sachen Corona, wenn die USA endlich wieder aus dem Fokus rückt und die Infektionszahlen nächste Woche voraussichtlich zum ersten Mal sinken werden. Jens Spahn und Markus Söder laufen sich bestimmt schon warm.

Einziges coronales Thema, was es durch den Medienfilter geschafft hat ist die Diskussion darum, dass die Intensivbetten knapp werden, beziehungsweise überhaupt nicht genug Personal für Selbige zur Verfügung steht. Dazu werde ich noch eine Anmerkung machen, bevor auch ich mich ins Wochenende verabschiede.

Gestern wurde ein Aspekt der medizinischen Pflege im Windschatten zum obligatorischen Interview zum Tage von Uwe Janssens thematisiert (Anm.d.Red.: Zur Erinnerung, Herr Janssens ist der Drosten-Ersatz aus meinem Blog vom 03.11.20, ´Wie Spahn aus der Asche´. Im Nebenberuf Präsident der Vereinigung deutscher Intensivmediziner, aber inzwischen bei allen Medienformaten hauptamtlich zum Meinungsdouble und -verstärker von Spahn und Söder mutiert, wenn die gerade auf dem Pott sitzen). Neben der üblichen Warnung zum drohenden Armageddon auf den deutschen Intensivstationen wurde endlich auch einmal, neben dem bekannten Personalmangel, die überbordende Bürokratie angesprochen, die ein effizientes Ausnutzen der vorhandenen Personalressourcen unmöglich macht. Nicht nur auf den Intensivstationen, sondern auch auf den normalen Stationen muss das Personal inzwischen so viele Berichte zu den einzelnen Patienten führen, dass 50% der Arbeitszeit inzwischen auf Schreibarbeiten entfällt.  Falls dieser Fakt jemandem bekannt vorkommen sollte, täuscht er sich nicht, denn eine Kennerin des Genres hat sich bereits zwei Tage vor diesem Interview bei mir darüber echauffiert (Anm.d.Red.: Siehe gleicher Blog vom 03.11.20, ´Wie Spahn aus der Asche´, indem auch schon Herr Janssens seinen ersten Auftritt hatte. Ich möchte das zum Anlass nehmen mich an dieser Stelle einmal zu bedanken, wie viel Input, Lob aber auch Kritik ich aus meinem Umfeld, aber auch über E-Mail von mir völlig unbekannten Personen bekomme – und das obwohl ich auf meiner Kontaktseite nicht gerade wirklich dazu einlade. Zeigt es nicht nur, dass man den Blog liest, sondern auch, dass sich noch mehr Menschen Probleme mit dem Umgang mit Corona haben und über brauchbarere Alternativen nachdenken, ohne gleich ein Verschwörungstheoretiker zu sein). Allerdings wurde in dem Interview mit Herrn Janssens nur gefordert, wegen Corona in den Krankenhäusern diesen Dokumentationsaufwand einzustellen, weil man endlich in den Notfallmodus wechseln sollte. Damit wären wir dann wieder auf dem Niveau vom Frühjahr, bei dem man, unter anderem, nicht notwendige Operationen und Untersuchungen zurückstellt, Vorsorgeuntersuchungen einstellt, sowie Prämien für das Freihalten von Bettenkapazitäten zahlt und das Pflegepersonal dabei beklatscht, wie es untätig davorsteht und auf den Supergau wartet (Anm.d.Red.: Anders ausgedrückt, nichts aus der ersten Welle gelernt. Wieder leidet die Krebsvorsorge und Menschen trauen sich beispielsweise, trotz schwerwiegender Nicht-Corona-Symptome, nicht ins Krankenhaus. Siehe mein Blog vom 27.04.20, ´Luftnummern´).

 

Nun ist dieser Dokumentationsaufwand alles andere als reine Systembefriedigung. Er ist wichtig, den Krankheitsverlauf, Behandlung und die Medikationen eines Patienten festzuhalten, damit auch nach einem Schichtwechsel schnell, effizient und vor allem richtig auf Komplikationen regiert werden kann. Anders ausgedrückt, Dokumentation, zum Freischaufeln von Ressourcen, einfach wegfallen zu lassen, wie im Interview gefordert, muss sich sogar für den Laien blödsinnig anhören. Zumindest, wenn er einmal kurz darüber nachdenkt. Da klingt der Vorschlag meiner Quelle doch etwas plausibler, nämlich gelernte Sekretärinnen, von denen es auf dem Arbeitsmarkt gerade sicher genug gibt, kurzfristig soweit zu schulen, damit sie diesen Aufwand von den Pflegekräften übernehmen können. Wäre wie bereits erwähnt auch schon im Sommer möglich gewesen, aber wie sagt Loddar so schön: ´Wäre, Wäre, Fahrradkette´.