Komödiantenstadl

Vorhang auf im Lockdown ´light´, 1. Akt 2. Szene. Auftritt der Bundeskanzlerin zum Interview, zwei Wochen nach dem erneuten Tiefschlag für die Gastronomie und einen Tag nach dem ziemlich ergebnislosen Gipfel zwischen Angela Merkel und ihren Landesministern.

Der Reporter der süddeutschen Zeitung hat eine, für ihre Verhältnisse verstimmte Kanzlerin zu Gast, die sich mit ihrer Forderung nach Verschärfungen offensichtlich nicht durchsetzen konnte. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass nur weichgespülte Fragen gestellt wurden und dementsprechend auch wenig Konfliktpotential bestand. Ich hatte nicht das Gefühl etwas essenziell Neues zu hören. Man sieht es als notwendig an, dass die Bevölkerung die notwendigen Einschränkungen versteht, die Corona App in der jetzigen Form eine Erfolgsgeschichte und das Vorgehen der Bundesregierung in der aktuellen Situation alternativlos ist. Soweit so diskutabel.

 Es gibt meiner Meinung nach sinnvollere Alternativen, um Wirtschaft und Leben zu schützen. Die nachdenkenden Teile der Bevölkerung verstehen nicht, wieso die Kneipen geschlossen sind, aber die Menschen in vollgestopften Bussen und Bahnen rum fahren, beispielsweise ins überfüllte IKEA oder zum verkaufsoffenen Sonntag nach Köln und letzten Endes ist die Akzeptanz der Warn-App unterirdisch (Anm.d.Red.: Die gern zitierten 22 Millionen Downloads sind nicht nur zu wenig für eine sinnvolle Funktion, sie spiegeln auch nicht die echte Nutzerzahl wider. Ich kenne viele, die die App nach Abfrage des Ergebnisses ihres Pflichttests nach der Reiserückkehr wieder gelöscht haben. In einem Leserbrief wurde mir berichtet, dass ein Automobilunternehmen diese App sogar einfach ungefragt aufs Firmenhandy gespielt hat, nur um dann zahlreich entsprechend von den Mitarbeitern wieder deaktiviert zu werden. Wenn das bei anderen Unternehmen auch passiert ist, dürfte die echte Nutzerzahl irgendwo bei 10 Millionen liegen. Unterirdisch! Allerdings mache ich keinen Hehl daraus, wie armselig ich Menschen finde, die schleimerisch alle Regeln der Regierung für uns alle befürworten, aber selber die App nicht nutzen. Wenn die Umfragen zur Akzeptanz der Regierungsmaßnahmen stimmen, reden wir von mindestens 40 Millionen Menschen, die dem kritischen Restdeutschland eine Erklärung schuldig sind).

Grundlage des Treffens zwischen Bund und Ländern war eine Beschlussvorlage aus dem Kanzleramt mit weiteren sinnlosen Verboten. Dummerweise waren diese nicht nur, wie aktuell üblich, ohne das Parlament ersonnen, sondern es traf dieses Mal auch die Länderpräsidenten vollkommen überraschend. Die Kanzlerin hatte den Bogen überspannt, die Minister gingen auf beleidigten Widerstand und wir gehen entsprechend zunächst ohne größere Verschärfungen in die nächste Lockdown-Woche.

Ich bin froh, dass sich die Regierung selbst torpediert hat, zumal man versuchte die deutsche Bevölkerung schon bei Erkältungssymptomen zu einer selbstgewählten Quarantäne zu verpflichten. Wahrscheinlich wie üblich mit einer nicht durchsetzbaren Bußgeld Androhung. Erleichterung allerorten, hätte doch ein unbedachtes Schnäuzen im öffentlichen Raum den deutschen Denunzianten auf den Plan gerufen und vielleicht sogar Konsequenzen für Leib und Leben haben können (Anm.d.Red.: Insbesondere bei der derzeitig gängigen Praxis gewisser Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund ihre Meinung mit einem Stickwerkzeug zu verstärken). Gut, dass der Rohrkrepierer erst gar nicht gestartet ist.

Geblieben ist die Empfehlung, mit Erkältung Alte und Kranke nicht zu besuchen. Kunstpause! Was soll der Scheiß? Jeder Idiot, der in einer beliebigen Grippesaison der letzten Jahre mit einer Tropfnase bei meiner Oma, Gott hab sie selig,  aufgetaucht wäre, den hätte ich persönlich aus dem Haus gejagt. Wir reden hier von Selbstverständlichkeiten, die mir niemand plötzlich als Corona-Regel vorschreiben muss. Der Vollpfosten-Anteil in der Bevölkerung begreift ohnehin nicht den Zusammenhang ´Omma versus Corona´ und dem Rest der Bevölkerung gibt man das Gefühl, man hält sie für eben solche Vollpfosten. Ein Fauxpas, der der allgemeinen Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung an anderer Stelle sicher nicht förderlich ist.

Der Regierung fällt ernsthaft nichts Besseres ein, als mit weiteren sinnlosen Verboten für die Nicht-Risikogruppen die Welle brechen zu wollen, statt endlich dort anzusetzen, wo man die Engpässe bei den Intensivbetten entspannen und Menschenleben retten könnte. Wieder einmal wurde nicht ein Gedanke daran verschwendet die vulnerablen Gruppen mit FFP2 Masken zu versorgen und ihnen damit die Möglichkeit verwehrt, selbst etwas für den Eigenschutz zu tun (Anm.d.Red.: Ich bin begeistert, dass heute die FDP, in Person von Wolfgang Kubicki, das Thema FFP2 vehement gefordert hat). Irgendwie hat man das Gefühl, die Regierung hat kein Interesse an Selbstschutzmaßnahmen. Offensichtlich fürchtet man den Verlust der Kontrolle über die Gesamtbevölkerung so sehr, dass man es vorzieht, statt konzentriert sinnvolle Maßnahmen an neuralgischen Punkten zu beschließen, lieber mit den üblichen und üblen Schuldzuweisungen weiterzumachen. Obwohl man schon längst große Teile der Bevölkerung durch den ständigen Zwang verloren hat, diskutiert man weiter öffentlich, dass man mit Freiwilligkeit nicht weiterkomme und noch mehr Verschärfungen hermüssten.

Grund des ganzen Hin und Her ist die Befürchtung, dass die Intensivstationen respektive das entsprechende Personal überlastet werden könnte. Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass mir die ganze bigotte Berichterstattung von überlastetem Krankenhauspersonal ziemlich auf die Nüsse geht. Die entsprechenden Abteilungen sind kaum stärker belegt als sonst. Natürlich finden sich immer Ärzte und Personal, die, für ihre paar Sekunden mediale Aufmerksamkeit, brav bestätigen, wie überaus hart sie zu Corona-Zeiten arbeiten müssen. Ich kenne medizinisches Personal, die seit Jahren nach Doppelschichten und durchgearbeiteten Wochenenden permanent kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Das ist aber die Normalität in deutschen Krankenhäusern, weil die Probleme auf dem Gesundheitssektor von keiner Regierung jemals angepackt wurden. Jetzt so zu tun, als wäre Corona daran schuld ist einfach unwahr. Es tut sich keiner vom medizinischen Personal hinsichtlich seiner zukünftigen Situation einen Gefallen, wenn er jetzt, gebauchpinselt von Jens Spahn, den Corona-Helden gibt.

Inwieweit wir überhaupt durch die Corona-Neuinfektionen in ein Intensivbetten-Chaos laufen können, erschließt sich mir aus mehreren Gründen nicht. Zunächst einmal hatten wir in der ersten Welle in Hochzeiten 6000 Neuinfektionen pro Tag, es waren in der Spitze 3500 Intensivbetten belegt und es starben bei 160.000 Infizierten knapp 6000 Menschen an beziehungsweise mit Corona (Anm.d.Red.: Bitte beachten, Daraus kann man keine Letalität ableiten, da die Dunkelziffer gerade in der ersten Welle viel höher war). Jetzt in der zweiten Welle haben wir bis zu 23.000 Neuinfektionen, es sind aber trotzdem ebenfalls nur 3500 Betten belegt und es starben bei weit über 500.000 bestätigten Infektionen ´nur´ 3000 Menschen an beziehungsweise mit Corona. Rein statistisch ist also die Problematik des Kollapses auf den Intensivstationen, die uns Politik und Medien suggerieren wollen, nicht zu erklären. Insbesondere wenn man bedenkt, dass bei weiter steigenden Bedarfen, von den 75% belegten Intensivbetten, Kapazitäten kurzfristig freigemacht werden können, wenn man die geplanten Eingriffe zurückfahren würde.

Soweit wird es aber nicht kommen, denn auch die Zahlen, die ich beim RKI gefunden haben, betätigen meine recht simplen Betrachtungen.

Rechenbeispiel für 20.000 Neuinfektionen pro Tag: Laut RKI werden davon 12% oder 2400 Infizierte hospitalisiert. Knapp 20% oder 400 Personen gehören davon zur Risikogruppe. Das ist ein wichtiges Detail, denn außerhalb der Risikogruppen kommen etwa 8% der Hospitalisierten auf die Intensivstation, während es bei vulnerablen Gruppen laut RKI 37% sind. Bisschen Prozentrechnung und wir kommen zu dem Ergebnis, dass pro Tag circa 300 Corona-Infizierte auf die Intensivstationen verlegt werden müssen, wovon etwa 50% der Risikogruppe angehören.

Die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation, das heißt bis zur Rückverlegung auf eine Normalstation, liegt bei Corona-Patienten im Durchschnitt bei 9 Tagen. Wurde man dagegen invasiv beatmet verlängert sich dieser Wert auf 18 Tage. Es mag zynisch klingen, aber wenn diese äußerst schwere Maßnahme erfolglos bleibt, reduziert sich die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation laut RKI auf durchschnittlich 6 Tage. So oder so beträgt die durchschnittliche Corona-bedingte Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation unabhängig vom Behandlungsergebnis durchschnittlich 12 Tage. Bei 300 Infizierten pro Tag wären das 3600 Intensivbetten, die bei 20.000 Neuinfektionen pro Tag ständig belegt wären.

Das RKI spricht von einer durchschnittlichen Dauer von Symptombeginn bis zur Verlegung auf die Intensivstation von 10 Tagen. Am 06.11.20 hatten wir erstmals 20.000 Neuinfektionen und 10 Tage später sind 3500 Intensivbetten belegt. Passt fast genau.

Damit betätige ich mich jetzt als Hellseher und sage voraus, dass nächste Woche ein Höchststand von etwa 4100 Intensivbetten erreicht wird. Sollten die Neuinfektionen nicht über 23.000 steigen, wird sich die Situation nicht weiter verschärfen. Umgekehrt, bei einer Anzahl von immer noch 5.500 freien Intensivbetten könnten wir ohne Sondermaßnahmen noch locker bis zu 50.000 Neuinfektionen pro Tag verkraften. Also kein Grund zur Panik und auch keine Notwendigkeit Leute mit martialischen Schmerzen auf ein neues Hüftgelenk warten zu lassen oder auch die normalen Stationen in den Notfallmodus zu versetzen und Chemo beziehungsweise Vorsorgeuntersuchungen, wie im Frühjahr geschehen, erneut abzusagen.

 

Aber noch etwas kann festgehalten werden. Zurzeit gehören etwa die Hälfte der Corona-Infizierten, die auf Intensiv müssen, zu den Risikogruppen. Würde man diese stattdessen vorher besser schützen, wie oben erwähnt beispielsweise mit FFP2 und Schnelltests bei Angehörigenbesuchen, könnte man aktiv Einfluss auf die Hälfte der Intensivbettenbelegung bei den Corona-Patienten nehmen und Deutschland wäre ein großes Stück weiter. Stattdessen verbreitet die Regierung Panik, sucht Schuldige und hat keine neuen Ideen, außer mit verblödeten Ratschlägen an die Bevölkerung heranzutreten, bei Erkältungssymptomen doch bitte nicht die Omma im Altenheim zu besuchen. Schneller Abgang Kulisse rechts. Vorhang. Applaus!