Stell Dir vor es ist Impfung und keiner geht hin!

Man verzeihe mir diese kleine Adaption des pazifistischen Spruches der späten 70er, der, nebenbei bemerkt völlig zu Unrecht, Bertold Brecht zugeschrieben wird. Ich finde ihn gerade in der aktuellen Situation sehr passend, spiegelt er doch das wieder, was mir nach diversen Gesprächen zu diesem Thema so schwant. Ich habe nicht den Eindruck, dass es eine der leichteren Übungen von Jens Spahn werden wird Herdenimmunität in Sachen Corona zu erzeugen (Anm.d.Red.: Manchmal frage ich mich, ob er das überhaupt anstrebt oder eher durch Dauer-Corona die Kanzlerkandidatur). Mit anderen Worten, es steht in den Sternen, wie er mehr als 70% der Deutschen überzeugen will, sich in einem der vielen Impfzentren eine Dosis von dem in den Arm jagen zu lassen, was auch immer da einige Pharmaunternehmen mit viel Geldgeilheit unter Zeitdruck zusammengebraut haben.

Natürlich sind da die altersbedingten Risikopatienten in Alten- und Pflegeheimen, die entweder nicht mehr für sich selbst entscheiden können, was man ihnen spritzt oder, wenn noch klaren Verstandes, nach Monaten der Abschottung einfach jedes Risiko eingehen würden, um wieder am Leben teilnehmen zu können, nachdem man ihnen seit Beginn der Pandemie dieses Recht mehr oder weniger genommen hatte. Dann wären da natürlich noch die übrigen vulnerablen Gruppen, die die Wahl zwischen Pest und Cholera haben, beziehungsweise zwischen Corona und Adipositas, Corona und Autoimmunerkrankung, Corona und ´auf was auch immer eine Virusinfektion sich halt sehr negativ bis tödlich auswirken kann´. Der Rest der Impfopfer in spe rekrutieren sich schließlich aus den absoluten Coronatikern, den Teilen der Bevölkerung, denen man einfach alles erzählen kann und der kompletten Regierungsbank, die nach Monaten des Rührens in der Werbetrommel selbstredend nicht mehr um die Impfung herumkommen würde (Anm.d.Red.: Ich bestehe auf eine Liveübertragung der Impfung der Corona-Prediger Spahn, Lauterbach, Söder, Drosten und des Weiteren aller angeschlossenen Speichellecker/innen, wie beispielsweise Jansen oder Priesemann, die mir jetzt seit Wochen wieder mit der potentiellen Überlastung der Intensivstationen auf die Nüsse gehen). Damit hätten wir dann mit viel gutem Willen und dem Fälschen einiger Statistiken etwa 30% zusammen, die mit mehr oder weniger freudiger Erwartung zur Impfung schreiten würden.  

Die überwältigend große Mehrheit aber ist, nach meinen Recherchen, zunächst einmal raus. Hier scheint man erst einmal argwöhnisch beobachten zu wollen, inwieweit den Geimpften in absehbarer Zukunft ein zweiter Kopf wächst oder sie einfach tot umfallen werden (Anm.d.Red.:Dabei dürfte der Großteil noch nicht einmal aus Corona-Skeptikern wie mir bestehen, die sich nicht nur mit der neuen Gen-basierten Impfstoffentwicklung schwertun und auch mit der beschleunigten Zulassung ein Problem haben, sondern auch den gesamten Umgang der Bundesregierung mit der Pandemie als weitestgehend falsch ansehen. Ich habe bekanntlich vielmehr ein Problem mit den Spezialisten, die die letzten Monate opportunistisch bei der Regierungsstrategie mitgelaufen sind und dafür gesorgt haben, dass alle noch so schwachsinnigen Regelungen kritiklos hingenommen werden mussten, aber jetzt, wo es ans Impfen geht, plötzlich einen auf Impfgegner machen und Zweifel äußern. Ich erwarte von diesen Leuten, dass sie den eingeschlagenen Weg nun auch gefälligst bis zum Ende gehen, sprich das Risiko einer Impfung eingehen, um für alle wieder so etwas wie Normalität einkehren zu lassen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es diese Normalität nie wieder geben wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt). Die Aussagen ähneln sich an dieser Stelle doch stark. Man will erst einmal abwarten, bis die vulnerablen Gruppen, Pfleger, Mediziner und Beamte geimpft sind und entscheiden, wenn der Tag gekommen ist. Da kein Impfzwang besteht und auch viele der Betroffenen aus der ersten Impfgruppe nicht blindwütig ins Ungewisse starten wollen, wird dieser Tag wohl schneller kommen als so mancher denkt.

Ungeachtet oder gerade wegen der zurückhaltenden Impfeuphorie übertreffen sich die Medien täglich mit Berichten über Pharmaunternehmen wie Biontec, Pfizer, und Moderna, wie sie Eilzulassungen in den USA und bei der EU beantragen. Man hat gefühlt vor jedem Impfzentrum im Aufbau einen Reporter stehen und die Experten geben sich die Klinke in die Hand, um dem geneigten Zuschauer zu versichern, dass der Impfstoff absolut sicher und weitestgehend frei von Nebenwirkung ist. Unterstützt wird das Ganze von FAQ-Berichten, in dem man dem potentiellen Impf-Probanden alle Fragen beantwortet, die er eigentlich nie gestellt hat, weil er sich die Infos als aufgeklärter Bürger schon vorher beantwortet hat oder sie ihm einfach vollkommen egal sind.

Ich kann nur hoffen, dass meine Umfragen nicht repräsentativ sind und doch mehr Deutsche brav zum Impfen gehen als gedacht. Die Alternative wäre ein Wahnsinn ohne Ende, denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass man auf eine andere Vorgehensweise umschwenkt. Im Gegenteil, alle Bundesländer können sich zwar, wie üblich nicht auf gemeinsame Regelungen einigen, aber alle setzen in schöner Eintracht nach wie vor uneingeschränkt auf rigide Kontaktbeschränkungen des Allgemeinheit, statt sich auf die Risikogruppen zu konzentrieren, die nach wie vor 99% der hospitalisierten Corona-Infizierten ausmachen (Anm.d.Red.: Zumindest 99% der Infizierten, die wegen der eigentlichen Corona-Infektion im Krankenhaus sind und sich nicht mit Corona beim Fällen des Weihnachtsbaums die Hand abgetrennt haben oder sich erst im Krankenhaus dank eines Hygiene-Fauxpas infiziert haben). Doch gleich wie viele neue Impf-Helden sich letzten Endes nun auch noch in die Reihen der ziemlich vollen `Hall of Fame´ der Bundesregierung für übermenschliche Anstrengungen in der Corona Pandemie einreihen werden, macht keiner der Verantwortlichen einen Hehl daraus, dass wir auch noch mindestens das komplette Jahr 2021 mit dem Thema beschäftigt sein werden. Damit rückt langsam ein neues Horror-Szenario in den Focus, das wir in der angespannten Wirtschaftslage gerade überhaupt nicht brauchen können, weil sich Politiker dann erfahrungsgemäß die Spendierhosen anziehen: Der Bundestagswahlkampf.

Ich habe schon letzte Woche einige Ideen zu warmen Geld-Duschen für einige Teile der Bevölkerungsgruppen oder -schichten kritisch beäugt. Was zunächst nach dem üblichen Corona Schwachsinn ausgesehen hat, muss inzwischen schon als Vorbote des aufkommenden Wahlkampfes betrachtet werden. So hat Markus Söder damit begonnen im linken Revier zu fischen und in Bayern eine Corona-Zulage für Erzieherinnen gefordert, während die Grünen offensichtlich die, dank Krise und Zuwanderung stark wachsende Gruppe des Sozialhilfeempfängers als relevantes Wahlvieh für sich entdeckt haben (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 27.11.20, ´Gruppenzwang´). Da wollte sich die Regierungskoalition wiederum nicht lumpen lassen und hat für die neue Zielgruppe der Homeoffice-Arbeiter eine entsprechende Pauschale von bis zu 600€ angekündigt, die über die Steuererklärung eingefordert werden kann. Angeblich will man damit erhöhte Heiz- und Stromkosten kompensieren. Ich habe zwar eher die Erfahrung gemacht, dass die Einsparungen, beispielsweise an Kosten für Anfahrt und Kantine diese Mehrkosten doppelt aufwiegen, aber wer bin ich, darüber urteilen zu dürfen.

So gesehen dürfte es der Politik sehr recht sein, dass sich die Corona-Pandemie noch mindestens bis zur Bundestagswahl zieht. Das spart den Protagonisten im Wahlkampf nicht nur unnötiges Kopfzerbrechen, wie man mit Corona-fremden Themen umgehen sollte, wie beispielsweise der Migrations- oder Klimapolitik, sondern verschiebt auch die Problematik, wie man diese verfehlte Pandemiepolitik finanzieren soll, praktischerweise in die nächste Legislaturperiode.

Ich bin sicher es wird in den nächsten Monaten noch mehr dieser monetären Segnungen für wahlrelevante Zielgruppen geben, zumal eine weitere Milliarde hier und da im Gesamtschaden, den Corona gerade verursacht, nicht weiter auffallen wird (Anm.d.Red.: Denen, die es wirklich brauchen, wie die Gastronomie, ist man dagegen schon wieder dabei Überbrückungsgelder wegzunehmen, noch bevor sie zur Auszahlung gekommen sind. Man redet von bis zu 10 Milliarden Euro, weil angeblich einige Restaurants während der Schließung im November mehr Geld erhalten werden, als sie erwirtschaften würden, wenn sie geöffnet hätten. Leider wird dabei offensichtlich vergessen, dass die meisten schon seit Monaten ohne Unterstützung mit weniger Gästen und dank teurer Hygienekonzepten in den Seilen hängen. Dumm wenn man größenmäßig für die Politik keine relevante Zielgruppe im Wahlkampf ist). Den meisten wird ohnehin nicht auffallen, dass es sich um eine dieser typischen Milchmädchenrechnungen handelt, bei dem man dem Wähler vor der Bundestagswahl hinten etwas reinbläst, nur um es dem Steuerzahler hinterher mittels Steuererhöhungen zur Finanzierung der Corona-Schäden gleich wieder aus der Tasche zu ziehen. Leider gilt dabei stets die mathematische Beziehung, nach der die Menge der geschröpften Steuerzahler stets um ein Vielfaches niedriger ist als die der begünstigten Wähler.