Bajuwarische Treibjagd

Gleich zu Anfang dieses Beitrages muss ich den Leser doppelt enttäuschen. Einmal, weil ich Weihnachtsgeschenke abholen und mich dementsprechend kurzfassen muss (Anm.d.Red.: Nebenbei bemerkt bin ich ein wenig in der Zwickmühle. Einerseits will ich nicht, wie das Gros der Bevölkerung, alles Amazon & Co.  in den Hals schmeißen, andererseits macht es ebenso wenig Spaß unter der Maske schwitzend durch die Einkaufspassage zu rennen, vorbei an geschlossenen Cafés, nur weil die Politikerspacken uns erzählen wollen, in der Gastronomie bekäme man Corona, aber im vollgestopften Bus nicht. Als Lösung habe ich mich auf ebay-Kleinanzeigen verlegt. Da war schon jemand vorher für mich einkaufen und falls ich Zopf-Greta treffe, kann ich sogar was von Nachhaltigkeit faseln, vorausgesetzt sie versteht Deutsch und sieht nicht, dass ich mit dem SUV unterwegs bin. Aber irgendwas ist ja immer). Deshalb kann ich mich erst morgen um die aktuelle Corona-Zahlenlage kümmern. Womit wir bei der zweiten Enttäuschung wären: Auch morgen werde ich keine Ahnung haben, wie hoch die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Deutschland wirklich ist. Damit stehe ich im krassen Gegensatz zur Bundesregierung. Die hat zwar auch seit Beginn der Pandemie keinen blassen Schimmer, wie hoch diese Zahlen sind, allerdings vermittelt sie permanent diesen Eindruck, um in der Folge darauf ihre Handlungsweise zu begründen. Denn nur für den Fall, dass es jemanden bei dem permanenten Beschuss der Bevölkerung mit Panik, Beschränkungen und vor allem Beschuldigungen durch Politik und Medien entfallen sein sollte, das, was dort, seit Beginn der Pandemie im Frühjahr, jeden Tag in den Nachrichten gemeldet wird, sind nicht die täglichen Corona-Neuinfektionen. Es sind vielmehr die Zahlen der positiven Corona-Testungen, die nach Auswertung der täglich durchgeführten Corona-Tests gemeldet werden (Anm.d.Red.: Da ein Arzt den Unterschied zwischen Neuinfektionen und positiven Corona-Testungen besser erklären kann, hierzu ein Auszug aus dem Ärzteblatt,  Ärzteblatt: ´In Nachrichten und Medien wird die Zahl positiv PCR-Getesteter als „neue Coronafälle“ oder „Neuinfektionen“ bezeichnet. Bedeutet ihr Ansteigen eine besondere Gefahr? Nein! PCR-Tests sagen weder etwas darüber aus, ob ein Mensch krank noch ob er infektiös ist, d. h. andere mit COVID-19 anstecken kann. Sie stützen allein die Diagnostik bei bereits bestehender Erkrankung. Da ein positiver Test weder gleich Infektion noch gleich Erkrankung ist, müsste es in den Medien „positiv PCR-Getestete“ heißen. Laienpresse und Politiker setzen positive PCR-Tests mit Infektion oder Krankheit gleich. Die drei Begriffe haben jedoch unterschiedliche medizinische Bedeutung. Über 80 % der positiv Getesteten sind gesund und können ihrer Arbeit nachgehen. Über 15 % haben mittlere Grippesymptome. 1–2 % sind schwerer krank oder intensivpflichtig, Todesfälle bewegen sich je nach Quelle um 0,2 %. Weil unklar ist, ob positiv Getestete ansteckend sind, bringt auch die PCR-Nachverfolgung ihrer Kontaktpersonen keine echte Klärung. Gegenteilige Ansichten von Regierungsvertretern sind irrig, diesbezügliche Maßnahmen sinnwidrig…´). So weit, so uninteressant werden sie sagen! Allerdings ist es wichtig immer wieder auf diesen Zusammenhang, beziehungsweise vielmehr die Abwesenheit desselben hinzuweisen. Sonst vergisst man schnell, dass die Regierung auf einer dermaßen diskussionswürdigen Basis einen Maßnahmen-Bock nach dem anderen schießt.

Auch heute wieder, nur wenige Tage nachdem auch die letzte Verschärfung der Regeln erwartungsgemäß verpufft sind, wird weiter auf der stagnierenden Zahl der positiven Corona-Testungen rumgeritten. Sinnigerweise wurde sie zu einem großen Teil in Kitas und Schulen ermittelt und natürlich anschließend, nachdem die Plagen sich fröhlich im Bus im Kreis angesteckt haben, beim heiteren Infektionskettenraten des beliebig unfähigen Gesundheitsamtes. Hauptsache man hat jemanden wie mich, den man der unkontrollierten Corona-Ausbreitung beschuldigen kann, nur weil er nicht jeden Mist mitmacht und sich erdreistet diesen riesigen Bockmist, den die Regierung als Krisenmanagement bezeichnet, anzuprangern. Dabei bin ich seit Beginn des Lockdown ´light´ die Woche über kaum vor die Tür gekommen und weder ich noch meine wenigen Kontakte am Wochenende haben sich mit Corona infiziert (Anm.d.Red.: Und ja, ich halte die Maskenpflicht dort ein, wo sie sinnvoll ist, also im Einzelhandel).

 

Beim sinnlosen Verschärfen ist wie immer Markus Söder vorne dabei. Getreu seinem Motto ´immer einmal mehr wie Du´ ist er auch dieses Mal wieder vorangeprescht, um mit weiteren Verschärfungen das rechte Licht auf sich und seine Kanzlerambitionen zu rücken. Die Strategie des bayrischen Ministerpräsidenten auf dem Weg ins Kanzleramt ist dabei perfide genial. Ich vermute es ist ihm gar nicht so wichtig, ob die ständig neuen Maßnahmen etwas gegen die, auf hohem Niveau stagnierenden Zahlen der positiven Corona-Testungen ausrichten (Anm.d.Red.: Leider auch nicht, ob er der Bevölkerung damit die Feiertage ruiniert). Die Idee ist eine ganz andere. Wenn man stur alle zwei Wochen irgendwelche neuen Einschränkungen beschließt, werden diese irgendwann zwangsläufig zufällig mit einer entsprechenden Verbesserung der Situation einhergehen, die dann in der Folge medial ausgeschlachtet werden kann. Man muss nur im Gespräch bleiben. Angenehmer Nebeneffekt für den bayrischen Ministerpräsidenten, solange er den Takt vorgibt, braucht er nicht zu fürchten, einen Konkurrenten zu bekommen, denn er treibt mit dieser Strategie alle seine Ministerkollegen aus fast allen anderen Bundesländern permanent vor sich her (Anm.d.Red.: Laschet hat er schon abgefrühstückt und Friedrich Merz tut gut daran sich bei diesem Rennen nicht zu beteiligen). Diejenigen, die das nicht tun, sind jedoch auch keine Helden, stecken sie doch bis zur Hüfte im Rektum des Bayern und hoffen auf einen Posten in Berlin, sollte Söder Erfolg haben. Namen werde ich allerdings nicht nennen. Es sei jedem überlassen die Tagespresse zu durchforsten, wer direkt nach dem bayrischen Ministerpräsidenten ebenfalls umgehend überlegt hat, dessen Verschärfungen zu übernehmen.