Endlich wieder Zahlen, Teil 2

Heute wurde mit 29.875 positiven PCR-Tests ein neues Allzeithoch erreicht. Ich muss zugeben, dass ich nicht mit einem so sprunghaften Anstieg gerechnet hätte, auch wenn die neue Testsituation eine Entwicklung in diese Richtung vermuten ließ. Wie gestern ausgeführt bin ich der Meinung, dass durch das verstärkte Verwenden von Schnelltests in Schulen, Kitas sowie Alten- und Pflegeheimen, die klassischen Labortests viel zielgerichteter eingesetzt werden können und damit die Zahl der positiven Tests in die Höhe treiben. Zusätzlich finde ich vermehrt Artikel in den Medien, wonach es Deutschland-weit inzwischen immer mehr neue Schnelltestzentren gibt, die gerade im Hinblick auf Weihnachten der Bevölkerung die Möglichkeit geben soll, sich für die Festtage ´freitesten´ zu lassen, damit man beruhigt mit den Risikogruppen feiern kann (Anm.d.Red.: Es ist sicherlich keine kontraproduktive Maßnahme, allerdings dürften sich wieder viele in falscher Sicherheit wiegen, da der unreflektierte Bürger totsicher schon wieder verdrängt hat, dass die Tests weniger verlässlich sind, nur eine Virenbelastung genau zum Testzeitpunkt darstellen und, wie ich es schon sehr oft feststellen musste, immer die Gefahr besteht, dass er aufgrund einer unfachmännischen Probenentnahme falsche Ergebnisse liefert. Eben wegen der kurzfristigen Aussagefähigkeit des Schnelltests möchte ich mir den Andrang ab dem 23.12. an diesen Testzentren nicht ausmalen). Je mehr wir uns Weihnachten nähern, umso mehr positive Schnelltestergebnisse wird  es geben, die dann wie gesagt meist einen klassischen PCR-Test zur Verifikation nach sich ziehen und somit die Erfolgsquote, sprich die Zahl der täglichen positiven PCR-Tests explodieren lassen. Liefert auf jeden Fall der Regierung die passenden Argumente für den angestrebten harten Lockdown.

Trotzdem oder gerade deshalb bleibe ich bei meinen Einschätzungen von gestern: Die Zahl der täglich neu gefundenen positiven PCR-Tests kann den Infektionsverlauf nicht wiederspiegeln, da sie ohne die Information, wie viele PCR-Tests im gleichen Zeitraum insgesamt durchgeführt worden sind, keine Aussagekraft haben kann (Anm.d.Red.: Das ist wie gesagt nicht meine Meinung, das ist Stochastik. Siehe mein Blog vom 21.08.20, `Stochastik`). Wie gestern das Robert-Koch-Institut auf seiner Pressekonferenz zugeben musste, wird dieses Dilemma noch dadurch verstärkt, dass das RKI zwar ganz gut über die Zahl der positiven Schnelltests Bescheid weiß, weil hier eine verstärkter freiwilliger Meldedruck der entsprechenden Stellen besteht, aber keine Ahnung hat, wie viele negative Schnelltests dem gegenüberstehen. Auch das Internet liefert hier keine erhellenden Informationen.

Aus diesen Gründen sollte man dem neuen Rekordwert nicht allzu viel Gewicht beimessen. Immerhin ist ein Trend abzulesen, vorausgesetzt die Testkapazitäten sind konstant und damit vergleichbar (Anm.d.Red.: Am Montag wird das RKI die Gesamtzahl der, in der aktuellen Woche durchgeführten Labortests veröffentlichen. Sollten diese deutlich über 1,3 Millionen liegen, müsste der Rekordwert weiter relativiert werden). Dieser Trend zeigt nach oben, aber erst die, lange nicht mehr erwähnten Dunkelziffer dürfte Klarheit schaffen. Zur Erinnerung: Einfach ausgedrückt ist es die Zahl, mit der man die theoretischen Daten multiplizieren muss, um halbwegs auf die Realität schließen zu können. In der Corona Pandemie wäre das der Multiplikator, mit dem man die positiven PCR-Test erst multiplizieren müsste, um die realen Infektionszahlen zu erhalten. Diese sind meiner Meinung nach sehr hoch.

Bevor wir aber dazu kommen diese genauer auszurechnen, brauchen wir wie gesagt, belastbarere Zahlen, als die Zahl der positiven PCR-Tests. Zahlen, die wirklich nicht verfälscht sind. Ich möchte vorausschicken, dass ich dabei die, von Markus Söder kreierte Ethik- und Moralgrenze, die er, zum Schutz vor Kritik der Regierungsstrategie perfider-weise gezogen hat, überschreiten muss. Nur so kann ich auf Basis seelenloser Zahlen argumentieren (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 09.12.20, ´Münchner Puppenkiste´). Eigentlich ist die Einigung auf verlässlichen Zahlen ein Hauptproblem, warum man bei den verschiedenen Corona-Interessengruppen keine gemeinsame Diskussions- und letztlich auch Entscheidungsbasis findet. Dreierlei Zahlen gibt es einfach nicht. Die einzigen Zahlen, die in etwa in die Nähe von etwas kommen, was als ´unverfälscht´ bezeichnet werden kann, sind die Corona-Todeszahlen (Anm.d.Red.: Letzten Endes auch nicht wirklich, da nach wie vor die Problematik besteht, ob ein Patient ´an´ oder ´mit´ Corona gestorben ist, aber sie ist wenigstens seit dem Frühjahr unverändert konstant überhöht und  damit letzten Endes brauchbar). Schon bei der Intensivbettenbelegung habe ich so meine Zweifel, da ich nicht herausfinden konnte, wie viele Patienten wegen einem schweren Corona-Verlauf oder eines anderen Eingriffes, wie einer geplanten Operation, eines Unfalles etc., auf Intensiv liegen, aber aufgrund eines positiven Corona-Tests in der entsprechenden Statistik geführt werden. Dies geben die Statistiken des Divi Intensivregisters allerdings nicht her (Anm.d.Red.: Es ist wie bei den Todeszahlen offensichtlich nicht gefordert oder sagen wir eher nicht gewünscht, hier zu unterscheiden, da es zu viel Druck vom Panikkessel der Regierung nehmen könnte). Da wir aber keine besseren Zahlen haben, müssen wir nehmen was wir kriegen können.

Auffällig ist zunächst, dass seit Anfang November die Experten von Regierungs Gnaden, wie beispielsweise Prof. Janssen, Präsident des Divi, der deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, konstant rumlamentieren, sie und seinesgleichen würden wegen Corona an der Kapazitäts-, aber vor allem Belastungsgrenze arbeiten. Dabei haben sich die Anteile der Corona-Patienten an der Gesamtzahl der Intensivpatienten seitdem gerade mal um circa 4% auf insgesamt 4.400 erhöht (Anm.d.Red.: Die Gesamtzahl der verfügbaren Betten ist übrigens im gleichen Zeitraum um 10% auf etwa 27.000 gesunken, was viel mehr Einfluss auf die Situation hat und am Personalmangel liegen dürfte. Ein Argument, was ich nur bedingt gelten lassen kann, denn erst seit Corona schickt man Pflegekräfte ohne Krankheitssymptome für 14 Tage nach Hause nur weil irgendein verpflichtender Test aussagt, dass eine Virenbelastung vorliegt und das unabhängig davon, ob der Betreffende schon vorher einen Corona-Infektion durchgemacht, also mit 99,99%iger Sicherheit immun ist. Hätte man so etwas 2018 bei der Influenza gemacht, wäre man definitiv in einen Notstand gelaufen). Selbst wenn die Corona-Patienten auf den Intensivstationen noch bis auf 10.000 steigen würden, könnte das mit der Verlegung nicht notweniger Operationen und der Notfallreserve an Intensivbetten abgefedert werden. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass insbesondere Prof. Janssen, in seiner Funktion als Präsident des Divi, besonders laut lamentiert, da er dank Corona eine Chance sieht, die Situation für seinen Verantwortungsbereich zu verbessern. Denn auch auf den Intensivstationen herrscht, dank einer verfehlten Gesundheitspolitik seit Jahren ein akuter Personalmangel und damit vollkommene Überlastung (Anm.d.Red.: Kleiner Auszug aus einem Artikel des Deutschen Krankenhausinstitutes vom September 2019 gefällig: ´37 Prozent aller Kliniken mussten Betten auf Intensivstationen schließen, um die Pflegepersonaluntergrenzen einhalten zu können. Auch auf den pflegesensitiven Allgemeinstationen mussten 23 Prozent der Kliniken aus diesem Grunde Bettensperrungen vornehmen, und 29 Prozent mussten sogar ganze Bereiche zeitweise von der Notfallversorgung bei der Leitstelle des Rettungsdienstes abmelden. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstitutes (DKI) hervor…´ Hat wahrscheinlich damals kein Schwein interessiert). Wenn nicht jetzt, wo Milliarden fließen und man im Mittelpunkt des Interesses steht, wann dann sollte man für seine Ziele kämpfen? Noch dazu, wenn man dem Robert-Koch-Institut nahesteht und ohnehin mit dem ständigen Ausmalen von Endzeitszenarien der Regierung die notwendigen Argumente zu liefern hat.

Jeder, der hier mit sorgenvoll aufgerissenen Augen die täglichen Horrorszenarien anhört, sollte mal im Internet bei Google ´Deutschland Intensivbettenbelegung 2018 durch Influenza´ eingeben (Anm.d.Red.: Meine Favoriten:  ´https://pflege-professionell.at/at-wenn-die-influenza-auf-der-intensiv-landet´ und ´https://www.klinikum-bad-hersfeld.de/grippewelle_krankenhaeuser_stossen_an_kapazitaetsg.html´). Es wird dem Betreffenden schwerfallen, nun in der Corona-Krise Unterschiede in den Formulierungen beziehungsweise den beschriebenen Situationen in den Krankenhäusern zu finden.

Kommen wir also wieder zu den Todeszahlen als einzigem Wert in der Corona-Pandemie, der bekanntlich zu hoch angesetzt ist, aber dennoch halbwegs frei von Schwankungen sein dürfte. Um mit ihm auf die wirkliche Infektionslage schließen zu können, brauchen wir zunächst eine Aussage zur Letalität des Corona-Virus. Hier bestätigt die neuste Studie der Weltgesundheitsorganisation aus diesem Herbst das, was ich bereits in diversen Blogs seit Frühjahr auf Basis der verfügbaren Zahlen ausgerechnet habe: 0,23% im Mittel weltweit, unter 0,2% für Deutschland wegen des besseren Gesundheitszustandes (Anm.d.Red: Ja, ich weiß Eigenlob stinkt, aber was kann ich dafür, wenn Stanford-Professor John Ioannidis in einer Metastudie für die WHO zu fast den gleichen Ergebnissen kommt, wie ich schon in diversen Blogs, unter anderem in dem  vom 26.06.20, ´Geistesblitz´, in dem ich auf Basis verfügbarer Studien von 0,18% ausgegangen bin. Da machen sich schlaue Theoretiker einen Kopf um die Entwicklung der Pandemie und kommen mit vielen komplizierten und sicher teuren Modellen zu denselben Ergebnissen, auf die ich nach Betrachtung einiger weniger Kennzahlen von der Webseite des RKI oder der WHO auch gekommen bin. Hätten mal meinen Blog lesen sollen. Ich gehe trotzdem auf die 0,2% der WHO, um mir nicht nachsagen zu lassen, ich würde die Situation beschönigen).  Mit diesen Zahlen können wir nun die Dunkelziffer errechnen. Der Einfachheit halber stelle ich die Situation nun in Tabellenform dar, und zwar gerechnet auf das Infektionsgeschehen pro Woche:

 

KW16 (1. Welle – Ende harter Lockdown)

Corona-Todeszahlen: 1582

Intensivbettenbelegung Covid/Non-Covid: 2900/18.000

Positive PCR Tests/Gesamtkapazität: 22.082/331.902

Infektionszahlen gemäß 0,2% Letalität: 791.000

Dunkelziffer: 35

 

KW47 (2. Welle – 3. Wochen nach Lockdown ´light´)

Corona-Todeszahlen: 1586

Intensivbettenbelegung Covid/Non-Covid: 3500/21.500

Positive PCR Tests/Gesamtkapazität: 127.330/1.363.700

Infektionszahlen gemäß 0,2% Letalität: 793.000

Dunkelziffer: 6

 

KW48 (2. Welle – 4. Wochen nach Lockdown ´light´)

Corona-Todeszahlen: 2146

Intensivbettenbelegung Covid/Non-Covid: 3800/21.500

Positive PCR Tests/Gesamtkapazität: 124.511/1.340.00

Infektionszahlen gemäß 0,2% Letalität: 1.073.000

Dunkelziffer: 8

 

KW49 (2. Welle aktuell)

Corona-Todeszahlen: 2683

Intensivbettenbelegung Covid/Non-Covid: 4100/22.500

Positive PCR Tests/Gesamtkapazität: 132.961/1.297.300

Infektionszahlen gemäß 0,2% Letalität: 1.341.000

Dunkelziffer: 10

 

 

Erste Folgerung: Viel testen wirkt sich positiv auf die Dunkelziffer aus. Auch da stimme ich mit den Experten und sogar der Regierung überein. Ich gehe noch weiter und glaube zu erkennen: Verdoppelt man die Testzahlen halbiert man in etwa die Dunkelziffer.

 

Mit dieser freudigen Erkenntnis kann man doch ins Wochenende gehen. Jeder darf sich bis nächste Woche selbst ausrechnen, wo wir etwa an Weihnachten stehen werden, wenn wir mit den aktuellen Erkenntnissen eine Prognose abgeben wollen. Ich denke, es ist alles nicht so schlimm, wie uns der kommende Lockdown und damit die Regierung Glauben machen will. Schönes Wochenende!