Freistaat des Grauens

Die Farce, die die Regierung als Krisenmanagement in der Corona-Pandemie ansieht, geht weiter. Während sich all diejenigen, welche die Impfbeschaffung verbockt haben, sich gegenseitig Rückendeckung geben, gehen überall die Diskussionen zu Impfzwang und zur juristischen Rechtmäßigkeit der Impfreihenfolge weiter. Dabei ist das Thema komplett sinnbefreit und jeder, der hier einsteigt, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Es ist weder genug Impfstoff vorhanden noch genug Impfpersonal verfügbar, um alle, die es wollen auch maximal schnell impfen zu können (Anm.d.Red.: Selbst wenn wir die fast 50% Impfgegner abziehen, wäre die Situation die gleiche). Erschwerend kommt hinzu, dass die zuständigen Einrichtungen, die für die Anmeldung zur Impfung verantwortlich sind, noch nicht einmal mit der derzeitigen Aufkommen hinterherkommen.

Unmoralisch ist die gesamte Diskussion ohnehin. Ich würde mich nicht unbedingt als Impfbefürworter bezeichnen, aber selbst dann käme ich nicht auf die Idee dieses Thema zu stressen. Man braucht kein Genie zu sein, um anhand der Statistiken zu sehen, dass zurzeit die vulnerablen Gruppen über 80 und Personen mit multiplen Vorerkrankungen ein vielfach höheres Sterberisiko haben als der Rest der Bevölkerung. Wenn also die Regierung weder in der Lage ist, genügend Impfstoff zu beschaffen, noch diese Gruppen in den Alten- und Pflegeheimen zu schützen, sollte eigentlich jedem Menschen mit Resten von sozialer Kompetenz klar sein, wo die Impf-Prioritäten liegen. Jeder, der mit diesem Wissen eine juristische Diskussion vom Zaun bricht, ob dieser hochgefährdete Personenkreis das Recht hat bevorzugt behandelt zu werden, dem gehört ohne Vorwarnung einfach eins aufs Maul. Punkt! Nun kann man die Alten und Kranken, die nicht in diesen Pflegeeinrichtungen leben, noch teilweise verstehen, wenn sie sich beschweren, dass ihnen als Hochrisikogruppe ebenfalls eine sofortige Impfung zustehen würde. Wenn aber in dieser Situation nun auch die Lehrer irgendwo zwischen Präsenzunterricht, Quarantäne und Schulschließungen bei vollen Bezügen genau diese Diskussion mitbefeuern, stelle ich mir manchmal schon die Frage, ob unsere Gesellschaft noch zu retten ist, wenn solche Spacken ungestraft vor sich hin blubbern dürfen. Es ist erschreckend zu sehen, wie die komplett falsche Regierungsstrategie in der Corona-Pandemie von großen Teilen der Deutschen, dank Dauerbeschallung und Panikmache durch die Medien, inzwischen ohne Hinterfragen so sehr gelebt wird, dass man offensichtlich keine Scham empfindet, wenn man mit einem solchen Egoismus nach Impf-Gleichberechtigung schreit.

Bei den Menschen, denen in diesen Tagen eins aufs Maul gehört, schreit Markus Söder wie üblich am lautesten. Nicht nur seine übergriffige, wie sinnlose Forderung nach einem Impfzwang für Pflegekräfte prädestinieren ihn für eine solche Spezialbehandlung. Die Einführung der FFP2 Masken im Nahverkehr und Einzelhandel reichen vollkommen aus. Natürlich hat er zunächst einmal mehr das erreicht, was er durch solche Vorstöße immer beabsichtigt: Die Bestätigung seines Rufes als Corona-Heiland, sowie die mediale Aufmerksamkeit. Beides Faktoren, mit der er beim Kampf um die Kanzlerkandidatur punkten will. Die Diskussion ist erwartungsgemäß voll entbrannt. Die Befürworter sehen den besseren Selbstschutz als ausreichendes Argument für eine flächendeckende Nutzung, die Kritiker dagegen haben, wenig überraschend, dieselben unwiderlegbaren Fakten im Gepäck, die in diesem Blog an diversen Stellen bereits thematisiert wurden. FFP2 macht eigentlich nur Sinn, wenn sie ordnungsgemäß dicht angelegt wird und auch ansonsten das Handling korrekt erfolgt, das heißt ein andauerndes Anpacken, beziehungsweise ein ständiges Auf- und Absetzen unterbleibt. Wir kennen alle die Realität. Ich gehe davon aus, dass noch nicht einmal 10% aller FFP2 Masken, die in Deutschland im Umlauf sind, sich in einem akzeptablen, desinfizierten Zustand befinden. Wie auch, wenn sie seit Monaten griffbereit zum Einkaufen am Rückspiegel rumhängen?

Die Politik hat es noch nicht einmal geschafft alle Pflegekräfte in den entsprechenden Einrichtungen flächendeckend mit FFP2 zu versorgen. Hier laufen schließlich die meisten und tödlichsten Infektionen ab und nur dort ist auch eine professionellste Benutzung gegeben. Mit seinem unabgestimmten Vorstoß hat es Markus Söder nicht nur geschafft eine weitere sinnlose Maßnahme dem Volk vor die Füße zu werfen, er verknappt damit auch die Verfügbarkeit von FFP2 für die Bereiche, die mit dieser Spezialmaske umgehen könnten, wenn sie denn in ausreichendem Maße dorthin geliefert werden würden. Besonders perfide ist die Tatsache, dass es Markus Söder überhaupt nicht zu stören scheint, dass die Kosten für die FFP2 Maske besonders die Teile der Bevölkerung belasten, die es dank des Lockdowns ohnehin nicht so dick auf dem Konto haben. In diesem Zusammenhang wird auch gerne vergessen, dass Experten davon abraten die FFP2 Maske länger als 75 Minuten am Stück zu tragen. Das sind allein schon gesundheitliche Bedenken, die auch nicht gerade den Normalbürger für die FFP2 Maske prädestinieren. Es bedeutet aber auch, dass man schon allein mehrere Masken pro Person und Tag benötigt, damit sie ihre Aufgabe entsprechend sinnvoll erfüllen kann. Selbst wenn man sie regelmäßig im Backofen desinfizieren würde, was die Mehrheit ohnehin nicht praktiziert, kommt in einer mehrköpfigen Familie monatlich schnell ein dreistelliger Betrag zusammen. Allein deshalb ist der Vorstoß vom Kosten/Nutzen-Standpunkt absolut zu verurteilen (Anm.d.Red.: Auch die Medien sind schon fleißig dabei den Weg für eine Deutschland-weite Einführung zu ebnen, indem sie schon jetzt ungefragt darüber informieren, woran man eine zertifizierte FFP2 erkennen kann. Schwarz gedruckte Zahlen und ein `CE-Zeichen`, welches jeder chinesische Fälscher mit unterdurchschnittlichem Talent einfach aufdrucken kann. Freuen wir uns schon jetzt auf Tonnen gefälschter Masken, die im Internet verkauft werden und die neben Ebbe im Geldbeutel meist auch noch zu ekelhaftem Ausschlag im Gesicht führen werden).

Natürlich kritisieren die Opposition im bayrischen Landtag, wie auch andere politische Gegner den FFP2-Vorstoß des bayrischen Ministerpräsidenten. Statt aber sinnvolleren FFP2-Einsatz oder verpflichtende Corona-Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen zu fordern, schreit man, fast schon reflexartig, nur nach Finanzhilfen für Bevölkerungsgruppen, die sich entweder permanent oder dank des Lockdowns in Schieflage befinden (Anm.d.Red.: Zu groß ist die Angst, Söder würde ihnen mit dem Totschlagargument kommen, mit ihrer Haltung würden seine politischen Gegner zusätzliche Corona-Tote in Kauf nehmen. Dabei ist er es, der mit seinen pressewirksamen, aber sinnlosen Entscheidungen den effektiven Schutz der vulnerablen Gruppen vor sich herschiebt und damit Tag für Tag den Tod vieler hochbetagter Corona-Patienten in Kauf nimmt). Wenn die krude Idee mit den FFP2 Masken Deutschland-weit Schule machen sollte, wären die Steuerzahler schnell wieder mit ein paar weiteren Milliarden dabei, die wir nach der Pandemie ebenfalls brav zurückzahlen dürfen.

Übrigens, falls sich jemand gefragt haben sollte, was die bayrische Regierung als Begründung für eine FFP2 Masken Pflicht heute in der Regierungserklärung gebracht hat, ich zitiere: ´Was wir nicht wollen, ist sich mit einer billigen Maske irgendwo zu infizieren…Billig ist an der Stelle nicht gut und hier kommt es auf Qualität an. Deshalb setzen wir in Bayern auf FFP2, um die Bürger zu schützen, um die Infektionszahlen zu senken und um mehr Sicherheit im Handel und ÖNPV zu geben, um dann vielleicht im Februar Dinge öffnen zu können, die wir vorher nicht guten Gewissens öffnen könnten`. Wenn sich beim Leser mit Resthirn der Blutdruck wieder normalisiert hat, weil hier durch die Blume gesagt wird, die bisherige Maskenpflicht war eigentlich vollkommen für den Arsch, dann könnte einem immerhin das Hintertürchen auffallen, das sich diese kleinen Wendehälse mit der FFP2-Pflicht für den Februar geöffnet haben. FFP2-Maske als Lockdown-Bezwinger. Ich möchte aber nicht zu viel Hoffnung machen. Dieser Winkelzug wird wahrscheinlich die Deutschland-weite FFP2 Maskenpflicht bringen. Solange aber die Infektions-/Todeszahlen nicht merklich sinken, wird sie nur eine weitere leere Versprechung auf Besserung und eine Ablenkung von den wahren Corona-Todesfallen in den Pflegeheimen bleiben. Dann sitzen wir dann mit unserem dummen Entenschnabel-Gesicht nach vorn und haben uns in die nächste Ungeheuerlichkeit klaglos gefügt.

Zurück zur Impfstrategie der entsprechenden Erklärung des Bundesgesundheitsministers heute im Bundestag. Es ist schon wieder bezeichnend, dass allein die AfD, in der anschließenden Debatte, die einzigen war, die auf das gebetsmühlenartige Geseiere zu angeblich alternativlosen Lockdown-Maßnahmen und aus der Luft gegriffenen Entschuldigungen für die pannenbehaftete deutsche Impfsituation mit deutlichen Forderungen nach einem Umdenken in die Offensive gegangen ist. Um Deutschland noch vor dem totalen Kollaps retten zu können, kann ich nicht anders, als deren Forderung zu unterstützen, den Lockdown umgehend zu beenden und nur noch dort zu schützen, wo auch gestorben wird. Die Regierung ist schon lange mit ihrer Lockdown-Strategie gescheitert.

Leider hat der demokratische Rest der sogenannten Opposition sich einmal mehr fast ausschließlich darauf beschränkt, sich mit sinnlosen Detailaspekten zu beschäftigen. Indem man mit den Egoisten und Blockwarten der deutschen Gesellschaft mitdiskutiert, wie das Fell des Impf-Problembären verteilt werden kann, bevor man ihn überhaupt in Deutschland gesichtet, geschweige denn erlegt hat, hilft man nur den Unfähigsten der Regierung dabei, sich auf Nebenkriegsschauplätzen zu verstecken.

Was nützen darüber hinaus Diskussionen über Ausstiegsstrategien aus dem Lockdown, wie sie von Christian Lindner gefordert werden, wenn von vornherein klar ist, dass die gesetzten Grenzwerte bei den Inzidenz-Zahlen ohnehin nie erreicht werden. Warum sollte man eine deutschlandweite FFP2-Maskenpflicht mit allen finanziellen Belastungen für die Bevölkerung beschließen, wenn man bisher nicht ansatzweise versucht hat, mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten die zu schützen, die es wirklich brauchen. Christian Lindner hat gleich schon mal im Bundestag heute demonstriert, dass er wie die Mehrheit keine Ahnung hat, wie eine FFP2 Maske zu handhaben ist. Indem er am Rednerpult die eigene FFP2 in den Händen herumgeknetet hat und zu allem Überfluss auch noch drauf herumschlug, mag er vielleicht seine, ohnehin laschen Argumente visuell verstärkt haben. Er gab aber gleichzeitig ein gutes Beispiel, wie sich Keime zwischen Umgebung, Maske, Hand, Gesicht und letzten Endes Schleimhäuten bewegen, wenn man keine Ahnung hat. Ein Zustand, in dem sich das Gros der 85 Millionen Deutsche ohnehin seit Beginn der Pandemie befindet.

Es fehlt nicht mehr viel und so mancher Deutsche wird irgendwann das Undenkbare denken. Bei dem Einheitsbrei aus linken und konservativen Kräften im deutschen Bundestag die nur noch auf dem Papier deutlich unterscheidbare Positionen vertreten, muss man Verständnis haben, wenn einige über Alternativen für die Bundestagswahl im Herbst nachdenken (Anm.d.Red.: In dem Zusammenhang eine kleine Wahlkunde, falls bei dem ein oder anderen die Suche ergebnislos verlaufen sollte: Indem man sich wegduckt und nicht zur Wahl geht, wählt man zwar nicht automatisch extrem, aber man schadet, wenn überhaupt nur der Partei, der man die eigenen Stimme nicht gegeben hat. Wenn man dagegen zur Wahl geht, aber  seinen Wahlzettel ungültig macht, treibt man dagegen die Wahlbeteiligung hoch. Da nicht unterschieden wird, ob man bewusst den Wahlzettel ungültig gemacht hat oder schlicht zu doof zum Wählen war, unterstützt man allein die Statistik. Mit anderen Worten, man trägt zu einer hohen Wahlbeteiligung bei. Da sie das anerkannte Maß für die Zufriedenheit im Volk ist, kontrakariert man seine Absichten und vermittelt so einen falschen Eindruck, der wiederum unsere Volksvertreter für weitere vier Jahre in ihrem zweifelhaften Tun bestärkt. Ein Dilemma und es sieht nicht so aus, als wenn es bis zum Herbst gelöst werden könnte).

Um das Maß des heutigen Tages voll zu machen, meldet sich unsere Bundeskanzlerin mit einer bahnbrechenden Erkenntnis, die ihr angeblich sinnigerweise beim gestrigen Treffen mit Jens Spahn eingefallen sein soll. Während ich seit Monaten von ungeschützten vulnerablen Gruppen in Alten- und Pflegeheimen berichte, ist es jetzt auch Angela Merkel aufgefallen. Hat immerhin auch nur ein Jahr gedauert zu erkennen, dass man beim Schutz dieser Risikogruppen vollkommen versagt hat. Alle Politiker in Regierungsverantwortung haben dann auch brav Versäumnisse zugegeben. Versäumnisse? Allein in Hessen beträgt der Anteil der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen an der Gesamtzahl aller Corona-Toten sagenhafte 86%. Das ist schlicht ein Offenbarungseid. Ein Beweis dafür, dass wir gemütlich ohne Maske in der Kneipe sitzen könnten, statt mit Bewegungsmangel und Herzverfettung daheim mit den brüllenden Blagen auf den Sofas, wenn die Regierung nur rechtzeitig die richtigen Entscheidungen getroffen oder eine funktionierende Opposition sie dazu gezwungen hätte.

 

Hier zeigt sich, dass eine Demokratie in Wirklichkeit nur alle vier Jahre lebt. Den Rest verbringt man in einem weniger volksbestimmten Staat, der von Sozipathen geführt wird, die sich ins Amt ´networken´, ohne sich jemals dafür im Berufsleben eine irgendwie geartete Qualifikation erarbeitet zu haben. Das Wohl der Bevölkerung ist nur dann von Belang, wenn es zufällig dem eigenen Machterhalt nicht entgegensteht und Tote werden nur dann Tränendrüsen-reich thematisiert, wenn man sie, wie Söder zu seinen Zwecken missbrauchen kann. So gesehen ist sogar mein Freund Recep Erdogan noch altruistischer. Der drückt wenigstens nicht dem ganzen Volk Repressalien aufs Auge, sondern nur seinen Gegnern.