Schmerzfrei

Wie blindwütig und sinnlos die seit Montag geltenden schärferen Corona-Regeln sind, dürfe in den letzten Blog-Beiträgen ausführlich behandelt worden sein. Wie stur und borniert man am eingeschlagenen Weg festhalten will, konnte man heute wieder von Lothar Wieler hören. Auf der Pressekonferenz des RKI gibt auch er endlich zu, dass das Hauptproblem bei den nach wie vor hohe Inzidenzen der bisher vernachlässigte Schutz der Alten- und Pflegeheime ist. Statt aber als Hauptberater von Jens Spahn Selbstkritik zu üben und logischerweise anzuraten sich mehr auf das Sterben an dieser Stelle zu konzentrieren, fabuliert auch er weiter über Verschärfungen für Gesamtdeutschland. Sinkende Inzidenzen als Allheilmittel, um die eklatant hohen Todeszahlen in den Griff zu bekommen. Eine Handvoll Uneinsichtige in Entscheidungspositionen sehen weiter beim Sterben zu und planen gleichzeitig auch noch den Rest von dem, was von der deutschen Wirtschaft übrig geblieben ist, auf dem Altar von Macht und Eitelkeit zu opfern (Anm.d.Red.: Es ist putzig zu sehen, wie Wirtschaftseinbrüche in der Corona-Krise durch den Vergleich mit früheren Krisen relativiert werden. Auch heute wieder haben die Medien die 5% Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt durch die 5,7% aus der Finanzkrise verharmlost. Dabei wird wie immer verschwiegen, dass durch Maßnahmen, wie das Aussetzen der Insolvenzmeldepflicht die wahren Konsequenzen noch gar nicht abzusehen sind. In Deckung dieser trügerischen Sicherheit gibt die Regierung immer mehr Geld aus, dass schon lange nicht mehr vorhanden ist, nur um die Diskussion über das dringend notwendige Öffnen von Gastronomie, Einzelhandel und Kultur zu vermeiden).

In diesem Zusammenhang möchte ich, wie schon so oft noch einmal daran erinnern, dass die leichtfertige Diskussion über Lockdown-Verschärfungen hierzulande, viel katastrophalere Konsequenzen in den Entwicklungsländern nach sich zieht. Allein die ungewöhnlich hohe Anzahl an Spendenaufrufen für hungernde Kinder, die derzeit auf allen Sendern in den Werbepausen geschaltet werden, sollten allein schon Beweis genug sein, dass die Politik mit ihrer Corona-Strategie des Lockdowns vollkommen daneben liegt (Anm.d.Red.: Ich möchte erneut an die Studie erinnern, die schon früh herausfand, dass 1,2 Mio. Kinder auf der Welt an den Folgen der Corona Maßnahmen sterben werden, siehe mein Blog vom 20.05.20, ´Circus Maximus´). In der Zwischenzeit wissen, vielmehr ignorieren die Verantwortlichen der deutschen Corona-Politik auch die Berichte, dass die übermäßige Konzentration auf Corona, Laborkapazitäten blockiert, die eigentlich dringend für den Kampf gegen  Tuberkulose und  Malaria gebraucht werden. Da es sich aber dabei um Krankheiten handelt, die typischerweise in Slums grassieren, verhallen die Hilferufe ungehört. Da wegen der Lockdowns in vielen Ländern die Lieferketten für die dringenden Medikamentenlieferungen zusammengebrochen sind, schätzt die WHO allein 6 Millionen zusätzlich Tote, die an den Folgen von Aids sterben (Anm.d.Red.: Auch wenn der menschliche Körper bei Aids nie eine schützende Immunantwort aufbauen konnte, bin ich trotzdem überzeugt, dass diese Krankheit mit Abermillionen Toten heute kein Thema mehr wäre, hätte nur ein Bruchteil des Geldes zur Verfügung gestanden, das man nun weltweit bei Corona in den Ring wirft). Aber warum sollten uns die Toten in anderen Ländern stören, wenn sie noch nicht einmal an Corona verreckt sind? Der Politiker hierzulande thematisiert schließlich noch nicht einmal die eigenen Kollateralschäden. In Deutschland gibt es Erhebungen, die besagen, dass auf jeden Corona-Toten mindestens ein Opfer kommt, dass mittelbar an Corona gestorben ist. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Menschen, die sich aus Angst vor dem Virus nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus getraut haben und dabei Schlag- oder Herzanfälle nicht behandeln ließen, Suizide infolge von Depressionen, beziehungsweise Verlust der Existenz während des Lockdowns oder ausgesetzte Vorsorgeuntersuchungen. Hier kann sich jeder selbst die ethische Frage stellen, die bereits der Tübinger OB Boris Palme in der ersten Welle andiskutierte und für viel Aufregung sorgte (Anm.d.Red.: Damals sagte er: ´Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären´. Siehe mein Blog vom 07.05.20, ´Wenn zwei das Gleiche tun…´). Machtmenschen wie Markus Söder unterschlagen Kollateralschäden einfach, kann man sie doch so gar nicht zur Durchsetzung der eigenen Ziele gebrauchen. Da taugt jedes Corona-Opfer doch viel mehr, hochbetagt hin, multiple Vorerkrankungen her.

Die Ordnungsämter unterstützen den neuen Lockdown-Wahnsinn im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ich habe bekanntlich schon lange den Verdacht, dass dieselben Spacken, die schon vor der Pandemie mehr durch Faulheit und Unfähigkeit aufgefallen sind, jetzt denselben dilettantischen Job abliefern, nur eben beklatscht von einer verunsicherten Bevölkerung, die es plötzlich als übermenschliche Leistung ansehen, wenn eine Berufsgruppe zum ersten Mal annährend die ganzen 35 Stunden arbeiten muss, für die sie eigentlich bezahlt werden (Anm.d.Red.: In schlechten Zeiten hat es immer Heldengeschichten bedurft. Diese Regierings-verordnete Massen-Heroisierung ganzer Berufsgruppen hat mit dem Beklatschen der Fahrlehrer letzte Woche aber langsam einen peinlichen Höhepunkt erreicht. Siehe mein Blog vom 08.01.21, ´Nur die Ruhe´). Der Ableger des Ordnungsamtes in Recklinghausen hat aber heute Morgen den Vogel abgeschossen. Dort liegt die 7-Tage-Inzidenz über dem entsprechenden Grenzwert, um die seit Montag geltende 15km-Richtlinie auspacken zu dürfen. Sie besagt, dass man sich nur noch mit einem triftigen Grund weiter als 15km von seiner Wohnung entfernen darf. Aus verlässlicher Quelle habe ich erfahren, dass unsere Helden des Alltags, beim Kontrollieren dieser ohnehin diskussionswürdigen Vorschrift auf dem Parkplatz eines großen Ärztehauses gesichtet hat. Jedem, der nicht versteht, was daran besonders lächerlich ist, der sollte sich umgehend auf seinen Balkon begeben und noch ein wenig vor sich hin klatschen.

Auch wenn ich keine in meinem Umfeld kenne, scheint es trotzdem sehr viele zu geben, die ernsthaft auf diese Heldensagen der Bundesregierung abfahren. Als überzeugter Gegner der sozialen Netzwerke hatte ich bisher keinen tieferen Einblick, inwieweit die ohnehin massenhaft vorhandenen Poser und Selbstdarsteller im Internet sich in Corona-Zeiten durch diesen Regierungs-getriebenen Aufmerksamkeitsbonus noch mehr befeuert fühlen, mit bunten Bildern und Filmchen den Rest der Menschheit mit ihrem unbedeutendem Leben zu langweilen. Jedes Mal aber, wenn  solcherlei Treiben dann doch mal den Weg aus dem WWW in die Medien fand und damit mir zur Kenntnis gelangte, fragte ich mich stets, ob die Damen und Herren nichts Sinnvolleres zu tun haben. Eine Frage, die bei den sogenannten Influencern, klar mit ´nein´ beantwortet werden kann. Sie verdienen ihr Geld damit, noch blöderen Zeitgenossen, den sogenannten Followern, Konsummüll an die Backe zu nageln, den sie zuvor von den Konzernen geschenkt bekommen haben.

 

In Corona-Zeiten hinterlässt solcherlei Tun aber bisweilen einen bitteren Nachgeschmack. Wie die Videotagebücher von Intensivstationen, die zwei Pflegekräfte im Twitter-fähigen Alter produziert hatten und über das die ARD gestern unbedingt berichten musste. Es gab schon viele kurze verwackelte Videos, in denen Pfleger gezeigt wurden, wie sie an leblos rumliegenden Körpern mit zig Schläuchen hantierten oder schwerst-adipöse und künstlich beatmete Menschen umlagern mussten (Anm.d.Red.: Nicht dass auch schon vor Corona das Risiko hoch gewesen wäre, nach jahrelangen Raubbau an seiner Gesundheit so zu enden, allerdings hatten beispielsweise durch Fettleibigkeit bedingte Intensivmedizinisch-relevante Fälle bis dato, abgesehen von einem eiskalten ´selber schuld´, wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Das mag nicht sehr emphatisch gewesen sein, aber meiner Meinung nach der aktuellen Corona-Bigotterie durchaus vorzuziehen). Dieses Mal ging man aber sogar soweit, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um auf dem zentralen Intensivmonitor, der offensichtlich alle Einzelbetten in einer Zentralen Kontrollstelle zusammenführt, den Moment zu filmen, als eine der Intensivpatienten auf Nulllinie gegangen ist. Da kann man doch richtig froh sein, dass die Betreffenden vor diesem Monitor rumlungerten und nicht im Zimmer dem medizinischen Personal im Weg gestanden haben, als diese sich um die Unglückliche in ihren letzten Momenten gekümmert haben. Ansonsten zeigten sich die Protagonisten stets gut gestylt und wenig ermattet beim Tagebuch-Selfie, wie sie, sehr zum Wohlgefallen der Regierung wahrscheinlich, etwas von einer großen Herausforderung herunterleierten, dem man in Corona Zeiten gegenübersteht und beim Sinnieren, vielleicht alles hinzuschmeißen (Anm.d.Red.: Um was zu werden? Raketenphysiker oder am Ende doch hauptberuflicher Influencer?) Ich habe im Laufe meiner beruflichen Laufbahn viele mit dieser kleinen menschlichen Charakterschwäche getroffen. Mitarbeiter, die sich gerne und ständig als die darzustellen, die am meisten arbeiten und quasi unersetzlich sind. Auch wenn es in meinem Beruf nie um Menschenleben ging, dürfte hüben wie drüben die Gesetzmäßigkeit gelten: Je lauter das Lamentieren, desto unbedeutender der Output! Allerdings schmerzt mich zu erfahren, dass Klappern nicht nur zum Handwerk, sondern inzwischen offensichtlich auch auf dem medizinischen Sektor salonfähig geworden ist. Mein Problem ist, dass die Ärzte und Krankenschwestern, die ich kenne, auch schon in den Zeiten vor Corona Tag für Tag 15-Stunden auf Station abgerissen haben und zu Hause unter der Dusche eingeschlafen sind. Das waren dann noch die guten Zeiten. In der Ausbildung und später im Schichtdienst als Assistenzarzt, konnte es dann auch rund um die Uhr gehen, zeitweise auch gerne mal ohne Bezahlung. In der freien Zeit wurden Berichte geschrieben. Mit anderen Worten, ich kenne keinen Arzt oder Pfleger, der sich ernsthaft in den Dienst seiner Patienten gestellt hat, der noch Zeit gefunden hätte, sich auf Kosten von sterbenskranken Menschen im Internet für seine fünf Minuten Ruhm zu produzieren. Man muss der ARD danken, dass sie diese Mischpoke nun auch noch aus den Untiefen der sozialen Netzwerke ins Rampenlicht zerrt und so noch mehr junge Ärzte und Pfleger dazu motiviert, ihre kostbare Zeit in turbulenten Zeiten mit solchen Belanglosigkeiten zu verschwenden. Der Bevölkerung bringen solche Beiträge keinen Mehrwert, die ist ohnehin dank der großartigen Corona-Strategie der Regierung im Dauerpanikmodus.