Sterbehilfe

Die Art, wie Politik und Medien über die Situation der Gastronomie sowie Hotellerie reden, hat sich in den letzten Monaten geändert. Inzwischen ist der Tonfall in der Berichterstattung nicht mehr von einem Beitrag aus den Regionen der Welt zu unterscheiden, die nicht so sehr im Focus des Interesses stehen: ´In Kongo wurden 200 Schülerinnen von der Boko Haram missbraucht und getötet´, ´auf dem Mittelmeer sind vor der Lybischen Küste 120 Flüchtlinge ertrunken´, ´bei einem Erdbeben in Indonesien kamen 70 Menschen ums Leben´, ´nach derzeitigen Schätzungen werden bis zu 70.000 Unternehmen in der Gastronomie den Lockdown nicht überstehen´. Ein sachlicher Tonfall, in dem aber auch ein Unterton herauszuhören ist, der etwas anders ausdrückt: Wahlweise kann er, je nach Sender gedeutet werden als Desinteresse oder Resignation. Man muss sich eigentlich nicht die Mühe machen diese beiden Gefühle weiter zu differenzieren, denn sie bewegen in beiden Fällen dasselbe: Gar Nichts!

Deutschland hat sich mit dem Gastronomiesterben offensichtlich genauso arrangiert, wie die Betroffenen selber. Zumindest hört man außer ein paar Wirten, die im Interview nach Staatshilfen schreien, keine Stimmen, die sich vehement gegen die Maßnahmen der Regierung und ein Wiedereröffnen dieses Wirtschaftssektor stark machen würden. Waren die harmlosen Kundgebungen, die auf die Probleme von Gastronomie und Kultur im Lockdown aufmerksam machen sollten schon ein sinnloses Unterfangen, weil es von der Regierung einfach im Tagesgeschehen totgeschwiegen werden konnte, ist die inzwischen eingekehrte Totenstarre bei den Wirten und Kulturschaffenden, die nur noch auf ihre als Überbrückungshilfen getarnte Almosen warten, praktisch gelebte Zustimmung für den Regierungskurs. Mir fällt dazu nur eins ein: Schande über alle Betroffenen, die offensichtlich etabliert sind und/oder noch so viele Reserven haben, um sich ohne Rücksicht auf andere existenzbedrohte Kollegen vor den Mikrofonen der Mainstreammedien zu produzieren! Gastwirte, die mit Verständnis zur Notwendigkeit der Regierungsmaßnahmen reagieren und sich damit zur angeblichen Alternativlosigkeit der Situation in der Gastronomie bekennt, dem wünsche ich zur Wiedereröffnung Kakerlaken und Nagetiere in der Küche und einen Mitarbeiter vom Gesundheitsamt, der froh ist mal wieder etwa Sinnvolleres zu tun, als Infektionsketten zu verfolgen.

Hier haben die Verantwortlichen eine Berufsgruppe bereits aufgegeben und unterstützen sie nur noch mit Geld auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit (Anm.d.Red.: Wenn man andernorts Mittel verabreicht, um das Unvermeidliche möglichst leicht zu machen, nennt man das begleitendes Sterben). Dabei sei angemerkt, dass es eine ungeheuerliche Wahrheit ist, dass die verantwortlichen Stellen noch nicht einmal diese Hilfen bisher ordentlich zur Auszahlung bringen konnten. Mir liegen nur lückenhafte Informationen über die Höhe der Staatshilfen vor, die an Kultur und Gastronomie gezahlt werden sollen, da ich zu wenig Kontakte in diese Szene habe. Allerdings habe ich erfahren, dass diese Hilfen nicht nur absolut unzureichend sind, um davon leben zu können, sondern auch zu einem großen Teil später zurückgezahlt werden müssen. So gesehen eine super Sache für die Regierung in der aktuellen Situation. Man verschleppt nicht nur die Insolvenz bis nach der Wahl, sondern muss zynischer Weise in der derzeitigen Situation deutlich weniger Geld für diese Personengruppe ausgeben, als sie später kosten, wenn sie arbeitslos sind.

Würde man das Wirtschaftssterben auf die fünf Stufen der Trauer abbilden (Anm.d.Red.: 1. Leugnen, 2. Wut, 3. Verhandeln, 4. Depression, 5 Akzeptanz), befänden sich Künstler und Gastronomen bereits zu großen Teilen am Ende des Weges in Stufe 5. Andere Dienstleistungssektoren treiben sich dagegen noch irgendwo zwischen Stufe 2 und 4 herum. Auch hier hält sich die Gegenwehr in Grenzen. So haben sich beispielsweise gestern die Friseure in Regensburg mit einer Kerze und brav mit Abstand und Mundschutz schweigend im Dunkeln auf einen Platz gestellt und glauben nun ernsthaft,  dieser stille Protest hätte  die Regierung auch nur im Ansatz interessiert, als sie heute die noch strengeren und noch sinnloseren Maßnahmen  beschlossen hat (Anm.d.Red: Die Tatsache, dass bei diesem Berufszweig der Leidensdruck zwar existent, aber lange nicht so hoch ist, wie etwa bei den Gastwirten könnte daran liegen, dass der genneigte Hairstylist in den Untergrund gegangen ist. Wer sich mit offenen Augen durch die Welt bewegt, wird feststellen, dass nach über zwei Monaten des Lockdowns, die meisten Mitmenschen nach wie vor mit annehmbaren Frisuren rumlaufen. Da mir nicht bekannt ist, dass auf diesem Gebiet irgendwelche You Tube Anleitungen viral gegangen wären, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Bürger einen Termin beim Guerilla-Friseur seines Vertrauens besorgt hat. Der hat so viel zu tun, dass ich über eine Woche auf einen Termin warten musste. Jetzt könnte sich der Coronatiker darüber aufregen, dass auch hier die Corona-Maßnahmen fahrlässig unterlaufen werden. Bekanntlich etwas, was ich als Gegner der Regierungsmaßnahmen ohnehin begrüße, aber in diesem speziellen Fall sollte sich niemand schämen. Solange unsere Fußballer jedes Wochenende mit perfekt gestylten Haaren spielen und unsere Politikerinnen mit neuen Strähnchen vor die Kamera treten, braucht hier niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er den örtlichen Friseur in seiner unverschuldeten Misere aktiv unterstützt).

Die Regierung kümmern diese Schicksale nicht, denn sie können keine Entlastung beschließen. Sie müssen bis zur Bundestagswahl weiter mit Aktionismus das Trugbild aufrecht erhalten, die Situation zu bestimmen und verschleiern, dass alle ihre Corona-Maßnahmen nur ein  vollkommen wirkungsloses Rahmenprogramm für eine natürlich verlaufende Grippesaison sind, die sich gerade in diesen Wochen auf oder kurz vor ihren alljährlichen Höhepunkt befindet. Zumindest lassen die stagnierenden Infektions- und Todeszahlen, sowie die leichte Entspannung auf den Intensivstationen darauf schließen.

Eigentlich spielt es keine Rolle, ob es gerade ein kurzes Wellental vor dem nächsten Hoch ist oder aber, so herzlos es klingen mag, das Virus gerade nicht genug Todkranke findet, um sie zu infizieren. Wenn die Regierung schon der Ansicht ist, dass das Ableben hochbetagter Menschen mehr einem Virus zu verdanken ist und nicht dem natürlichen Lauf des Lebens, sollten die aktuelle Lage und damit die kurze Verschnaufpause wenigstens dazu genutzt werden, die gröbsten Versäumnisse beim Schutz der Alten- und Pflegeheime zu korrigieren, für die die Bundesregierung seit Beginn der Pandemie vollumfänglich verantwortlich ist (Anm.d.Red.: Kein Pfleger oder Besucher dürfte mehr ein Altenheim betreten, ohne am Eingang einen Corona-Schnelltest gemacht zu haben. Dazu könnte man beispielsweise Sanitäter der Bundeswehr abstellen. Die korrekte Probenentnahme kann ein halbwegs begabter Menschen innerhalb weniger Minuten erlernen). Da ein Erfolg aber sofort die bisherige Regierungsstrategie ad absurdum führen würde, lässt man willfährige Corona-Paniker wie Karl Lauterbach darüber fabulieren, dass noch niemand auf der Welt den Schutz der Alten- und Pflegeheime gestemmt hätte und man stattdessen besser weiter die übrigen Bürger in den Maßnahmen-Wahnsinn treiben solle.

Am Ende des Tages haben Bund und Länder noch nicht einmal, wie bisher die 14-tägige Mindestlaufzeit abgewartet, bis die Sinnlosigkeit ihrer Beschlüsse offensichtlich wurde, sondern wollten, getrieben von dieser seltsamen Angst der Bundeskanzlerin heute weitere Ungeheuerlichkeiten für die Gesamtbevölkerung ersinnen. Was man so hört, ist es zum Glück größtenteils in die Hose gegangen, denn mehrere Landesfürsten haben dem drohenden, harten Lockdown angeblich eine Absage erteilt. Irgendwie hat man eingesehen, dass man sogar den Dümmsten im Volke langsam das Motto ´viel hilft viel` nicht mehr plausibel machen kann.

Was am Ende des Tages von FFP2, Ausgangssperre und Homeoffice Pflicht übrigbleiben wird, muss man sehen, denn der Blog muss nun raus und die Kanzlerin lässt mit Verkündung ihres Scheiterns auf sich warten.

 

Möge die Regierung und allen voran der Bundesgesundheitsminister an den unverdienten Lorbeeren ersticken, die sie gerade wegen der sinkenden Coronainfektions- und Todeszahlen ernten. Wenn es noch ein wenig Gerechtigkeit auf der Welt gibt, dann werde ich in ein paar Jahren im Januar vor dem Fernseher sitzen und genüsslich zusehen, wie Jens Spahn und Heiko Maas dem Beispiel von Ex-Verkehrsminister Günther Krause folgen mussten, um sich im Dschungelcamp bei Schweine-Anus und Känguru-Hoden ihrer Unfähigkeit bewusst zu machen.