Menschen, Mittel, Mutationen

Befremdlich! Das ist das Einzige, was mir noch zu aktuellen Vorgängen in Politik und Medien so einfällt. Hierzu zählt nicht nur der naive Umgang mit dem mutierten Virus B.1.1.7 , sondern auch der seltsame Medikamentenkauf des Bundesgesundheitsministers, die Diskussion über Corona-Selbsttests oder die aufgespritzten Wangenknochen von Anne Will in der allsonntäglichen Corona-Blubberrunde (Anm.d.Red.: Ich musste gestern zweimal schauen, ob ich noch bei Anne Will weilte oder doch schon ins Dschungelcamp geraten war, wo Schlauchbootlippen oder andere Hyaluron- und Botox-Verbrechen nicht weiter auffallen. Was das mit Corona zu tun hat? Wahrscheinlich nix, na und? Allerdings, wissen wir doch noch so wenig über das Virus. Wenn es Menschen gibt, die sich zwei Mal mit Corona infizieren, die ohne Vorerkrankungen schwere Verläufe haben können, in jungen Jahren daran sterben oder Langzeitfolgen haben, wieso sollte es dann nicht auch welche geben, denen vom Virus das Gesicht anschwillt. Mir schwillt auch regelmäßig der Hals, wenn ich Markus Söder sehe).

Seit November wissen wir, dass das mutierte Virus in Deutschland angekommen ist und Deutschland es nur so selten gefunden hat, weil die dazu notwendigen Sequenzierungstests nicht in ausreichendem Maße durchgeführt wurden. Es ist angeblich um ein Vielfaches ansteckender als das herkömmliche Virus (Anm.d.Red.: So gefährlich, dass es für sein buckligen Vorfahr Sars-CoV-2 in seiner bisherigen Ausprägung in der Berichterstattung gerade noch zu einer Randnotiz kurz vor dem Wetterbericht reicht). Trotzdem wird nach wie vor dergestalt über die Mutante gesprochen, als könne man sie in irgendeiner Weise in Deutschland an der Ausbreitung hindern. Wenn man bedenkt, dass im Frühjahr Corona nicht mehr aufzuhalten war, obwohl man den ersten Infizierten relativ schnell nach der WHO-Meldung fand, wieso sollte es bei dieser Mutation klappen, die bereits seit mindestens zwei Monaten hier in Deutschland durch die Landschaft streift? An diesem Wochenende wurde nun ein ganzes Krankenhaus in Berlin unter Quarantäne gesetzt, als die neue Corona-Variante dort entdeckt wurde. Dieses Ereignis war ebenso wenig überraschend, wie die prompte Stellungnahme der Klinik, dass man nicht wisse, wie die Mutante ins Krankenhaus gelangen konnte. Für mich ist die Antwort ganz einfach, ich vermute, sie kam durch die äußerst rudimentär bewachte Tür und ist sicher nicht an der Außenwand hochgekrabbelt (Anm.d.Red.: Zwei weitere Krankenhäuser in NRW haben ähnliche Probleme, allerdings wurde B.1.1.7 hier noch nicht bestätigt. Was meiner Meinung nach keine Rolle spielt, denn der Eintrag jeglichen Keims in ein Krankenhaus, dass angeblich alles Erdenkliche zum Infektionsschutz getan hat, ist ein Armutszeugnis und zeigt einmal mehr, dass die jahrelang vernachlässigten Hygienekonzepte mit Corona immer noch nicht überall optimiert worden sind. Von den unterbezahlten osteuropäischen Putztrupps ganz zu schweigen. Siehe mein Blog vom 08.12.20, `Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb´). Mir ist vollkommen unklar, wie alle Verantwortlichen so tun können, als könne man diese hochansteckende Variante des Corona-Virus in irgendeiner Weise an der Verbreitung hindern, nachdem man schon die Standard-Variante durch diverse Lockdowns nicht aufhalten konnte und die medizinischen Einrichtungen sowie Alten- und Pflegeheimen permanent beliebte Hotspots von Sars-CoV-2 waren.

Wenn B.1.1.7 so ansteckend ist, wie derzeit abzusehen, dann werden die Infektionszahlen wieder steigen, das heißt, wenn sie es nicht ohnehin schon tun. Schließlich liegen laut RKI seit Weihnachten keine verlässlichen Zahlen mehr zu der Zahl der positiven PCR-Testungen vor. Es war scheinbar doch keine so gute Idee, dass die Gesundheitsämter über die Feiertage wie in jedem normalen Jahr ihren unverdienten Urlaub gemacht haben. Wenn man sich schon nach Aussage der Verantwortlichen in einer Pandemie nie dagewesenen Ausmaßes befindet, wäre es doch schön gewesen, wenn unsere vielbeklatschten Beamten dieses Mal durchgearbeitet hätten. Ich halte mich zur Abschätzung der Situation deshalb lieber an die Todeszahlen. Die können nicht lügen und deuten, bei durchschnittlich 5000 Menschen, die pro Woche ´mit´ beziehungsweise ´an´ Corona gestorben sind,  auf etwa 2,5-3 Millionen Neuinfizierte pro Woche hin (Anm.d.Red.: Berechnungen siehe mein Blog vom 17.12.20, ´Endlich Zahlen, Teil 3´). Damit dürften wir seit meiner letzten Abschätzung vom 08.01.21 nun mit großen Schritten auf etwa 30 Millionen zugehen, die in Deutschland bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben. Das entspräche einer Durchseuchung von über 30%. Deshalb keine Angst, die dritte Welle, wie sie die Regierung schon wieder prophezeit kommt nicht. Es mag sein, dass die zweite Welle noch einmal an Fahrt aufnimmt, aber spätestens mit Ende der Corona-Saison im Frühling dürften wir das Gröbste überstanden haben, Durchseuchung und Herdenimmunität sei Dank! Die Impfungen werden es sicher nicht sein. Wenn wir im April 20 Millionen Geimpfte hätten, wäre das bei den derzeitigen Lieferpannen schon eine Leistung.

Derweil kauft Spahn für 400 Millionen Euro sagenhafte 200.000 Dosen eines Antikörper-Präparates, dass im Ruf steht schwere Corona-Verläufe abmildern zu können. Damit ist das Zeug nicht nur pro Dosis über 1000mal teurer als der Impfstoff selbst, sondern auch eine Bankrotterklärung des Bundesgesundheitsministers. Eine Krücke, die herhalten muss, weil man den Impfstoff auch nach knapp einem Monat immer noch nicht allen Risikopatienten zugänglich machen konnte. Erschwerend kommt hinzu, dass das Medikament, das angeblich auch Donald Trump bei seiner gefakten Corona-Infektion erhalten haben soll, bereits verabreicht werden muss, wenn ein schwerer Verlauf abzusehen ist, also wenn die Virenlast hoch ist, aber noch keine körpereigenen Antikörper gebildet wurden. Dumm nur, dass dann meist noch gar keine Symptome zu erkennen sind. Wie also die Betroffenen finden?

Wir erinnern uns: Von 100 positiven PCR-Tests kommen etwa 12% ins Krankenhaus (Anm.d.Red.: Diese Zahl ist nicht besorgniserregend. Bitte immer daran denken, dass die Dunkelziffer aufgrund symptomfreier Verläufe viel höher ist. Diese Menschen lassen sich nicht testen und damit ist die echte Zahl der Corona-Infizierten etwa 10mal höher, was die Prozentzahl der Hospitalisierungen unter den Corona-Fällen auf etwa 1% drückt). Davon gehören laut RKI 20%, also noch etwa 2 von 100 Patienten einer Risikogruppe an.  Anders ausgedrückt, es sind nicht nur verdammt wenige, denen man einen schweren Verlauf prognostizieren kann, es wird auch verdammt schwer ihnen das Wundermittel rechtzeitig verabreichen zu können, zumal Unikliniken zur Zeit die einzigen sind, die das Antikörpermittel zur Verfügung haben. Wenn Risikogruppen dort mit schweren Symptomen auflaufen, dürfte es bereits zu spät für die Behandlung mit dieser Medizin sein. Ich gehe allerdings schon davon aus, dass der Bundesgesundheitsminister wirklich etwas abzumildern suchte. Allerdings weniger die schweren Verläufe bei den Risikogruppen, sondern eher die die nicht enden wollende Kritik an seiner Person. Zwischen den Milliarden, die gerade rhythmisch aus dem weit offenen Corona-Fenster geworfen werden, dürften die 400 Millionen auch nicht weiter auffallen (Anm.d.Red.: Die Presse lässt ihn jedenfalls in Ruhe und hat sich stattdessen heute auf Bodo Ramelow eingeschossen. Der Ministerpräsi Thüringens hatte sich in einem Online Chat offensichtlich zu wohl gefühlt und ausgeplaudert, welche Kosenamen er seiner Chefin gibt, wenn er in endlos langen Corona-Sitzungen vor sich hinträumt, wie ihm ´Merkelchen´ ausgiebig den Hintern versohlt).

 

Über die Sinnhaftigkeit von Corona-Selbsttestungen wurde in diesem Blog bereits alles gesagt. Solange es keine Schnelltests gibt, die einfache Probenentnahmen durch simples Gurgeln erlauben oder denen Abstriche in der Nase oder der Mundhöhle genügen, um einigermaßen verlässliche Ergebnisse zu erhalten, braucht man diesen Nebenkriegsschauplatz nicht aufzumachen (Anm.d.Red.: Daran ändert auch keine Studie etwas, die herausgefunden haben will, dass der selbsttestende Lehrer neben Essensresten zwischen seinen Zähnen allen Ernstes mit den aktuell verfügbaren Schnelltests auch noch Corona-Viren gefunden haben will. Da ich keine Informationen im Internet zu der Studie bekomme, gehe ich eher davon aus, dass hier ein weiterer Experte noch schnell ein wenig Rampenlicht abbekommen will, bevor die helle Corona-Lampe für immer erlischt. Dafür spricht, dass ich innerhalb von 24 Stunden bereits zwei Mal die Verantwortliche Virologin Professor Sandra Ciesek in den Medien gesehen habe, wie sie sich zu verschiedenen Corona-Themen äußerte, die nichts mit ihrer Studie zu tun hatten). Insbesondere, wenn überhaupt kein irgendwie gearteter Vorteil aus solchen Test erwachsen könnte. Es wäre noch zu verstehen, dass bei Lehrern oder Kindergärtnern solche Tests ansatzweise Sinn machen. Mir erschließt sich aber nicht, wo der optische Nährwert liegen würde, wenn plötzlich jeder Volldepp mit zwei linken Händen mit einer fifty/fifty Trefferwahrscheinlichkeit herauszufinden versucht, ob er mit Corona infiziert ist. Vor allem stellt sich dann sofort die Frage, welche Privilegien ihm daraus erwachsen? Antwort: Sicher gar keine, wenn man verhindern will, dass zukünftig irgendwelche Spacken mit gefakten Selbsttests Risikolosigkeit vortäuschen. Solange nicht jedes Krankenhaus, beziehungsweise Alten- und Pflegeheim mit ausreichend Schnelltests und Bundeswehrsanitätern oder anderem entsprechend geschultem Personal ausgestattet ist, um eine lückenlose Kontrolle aller Personen zu gewährleisten, die die Einrichtung jeweils betreten, verbietet sich jedwede Diskussion darüber, ob man medizinische Tests an ein Volk verteilt, dem man in der Hälfte der Fälle eigentlich noch nicht einmal eine Wahlbenachrichtigung schicken sollte.