Ängste einer Kanzlerin

Ich wollte gerade über die ´unquantifzierte´ Argumentation philosophieren, als mir eine Forsa-Umfrage in die Parade fuhr. Danach sind über die Hälfte der Deutschen mit den aktuellen Lockdown Maßnahmen einverstanden und 25% halten sie sogar für zu lasch (Anm.d.Red.: Immerhin ist seit dem Frühjahr der Anteil der Gegner der Maßnahmen von 15 auf 25 % gestiegen). Zu letzterer Gruppe gehört offensichtlich auch Angela Merkel, ihres Zeichens Bundeskanzlerin und offensichtlich auch Mitglied irgendeiner vulnerablen Gruppe, von der das Land noch keine Kenntnis hat. Anders ist es nicht zu erklären, wieso die Frau, der ich mal meine Stimme gegeben habe, inzwischen eine größere Corona-Bedenkenträgerin ist, als Corona-Heiland himself, Markus Söder. Die Tinte ihrer Unterschrift unter den letzten Corona-Verschärfungen ist noch nicht trocken und schon denkt sie über weitere Maßnahmen nach, inklusive dem kompletten Einstellen des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs.

Wenn man der Umfrage trauen darf, sitzen trotzdem immer noch 75% der Deutschen bräsig auf deutschen Sofas, beziehen Kurzarbeitergeld, Hartz IV, Rente oder Taschengeld, beziehungsweise stehen in Lohn und Brot, weil sie zu einer relevanten Industrie gehören und unterstützen den Regierungskurs. Nach meinen Erfahrungen ist etwa die Hälfte zu gleichgültig, der Rest schlicht zu dumm, um zu verstehen, dass durch den unwirksamen Lockdown und das vollkommene Fehlen einer Ausstiegsstrategie Leben und Existenzen in Deutschland vernichtet werden, die Kollateralschäden mittelfristig auch sie treffen werden, es in einigen Innenstädten danach nicht mehr so aussieht wie vor der Pandemie und bestimmte Einschränkungen, die uns in Corona-Zeiten aufgeladen wurden, nie mehr verschwinden werden (Anm.d.Red.: Wer kann heute schon sagen, ob die neuen Vorgaben, wie übermäßige Hygiene oder Masken langfristig nicht kontraproduktiv für unser Immunsystem sind?). Ohne zu wissen, wie ihnen geschieht, stehen sie in naher Zukunft mit ihrem dummen Gesicht nach vorn und leerem Geldbeutel in der Gesäßtasche da, wenn das Telefon klingelt und das Altenheim ihnen mitteilt, dass die Oma trotzdem gestorben ist. Nicht etwa, weil sie die Corona-Impfung nicht rechtzeitig bekommen hat oder aber ein Pfleger das Virus eingeschleppt hätte, sondern schlicht, weil die Zeit für die betagte Dame gekommen war. Im Laufe der Pandemie haben scheinbar alle vergessen, dass es der Lauf des Lebens ist und Menschen sterben. Man kann es nicht oft genug erwähnen, aber es sind, bereinigt um die demographischen Aspekte 2020 weniger Menschen gestorben als in den Jahren davor. Angela Merkel und alle Regierungsmitglieder werden zumindest von den wirtschaftlichen Folgen persönlich wenig merken. Ihre Diäten werden unverändert weiter fließen und es ist ihnen gleich, ob sie über ein reiches oder ein armes Volk herrschen. Wäre es anders, würde es Despoten wie Kim Jong-Un nicht geben.

Während die Kanzlerin noch nach weiteren Verschärfungen sucht, um den Kampf gegen die Windmühlen des Mutanten B.1.1.7 zu führen und, aus Angst vor Whistle Blowern in den eigenen Reihen nur in ganz kleinem Kreis eine Lockerungsstrategie andiskutiert, sind alle ihre Ministerpräsidenten, inklusive der Opposition fleißig und öffentlich am Diskutieren, wie eine Öffnungsstrategie aussehen könnte. Bevor jetzt irgendjemand in Euphorie verfällt, was hier, je nach 7-Tages-Inzidenz in mehreren Stufen geplant wird, ist nicht den Gehirnschmalz wert, den die meisten Beteiligten an dieser Diskussion offensichtlich ohnehin vermissen lassen. Bevor es nicht deutlich unter den Wert von 100 geht, ergeben sich ohnehin nur Lockerungen für Schulen und Kitas. Erst ab einer Inzidenz von unter 50 wird über die Öffnung des Einzelhandels nachgedacht. Besonders bitter, dass davon abgekoppelt die Gastronomie und Kultur erst bei unter 35 berücksichtigt wird, was die himmelschreiende Dummheit noch deutlicher werden lässt, zumal die Hygienemaßnahmen hier um Längen besser sind als in allen anderen Bereichen, wahrscheinlich inklusive der Krankenhäuser. Da ich nicht mit einer Abnahme der Infektionszahlen unter diese Grenzwerte bis April rechne, dürften die Diskussionen in Regierungskreisen nicht mehr als ein Scheingefecht sein, um Geschäftigkeit vorzutäuschen.

In den nächsten Wochen ist also keine Entspannung zu erwarten. Voraussichtlich wird es aber wie immer 75% der Bevölkerung nicht stören und die anderen haben ohnehin resigniert. Wenn sie von Forsa gefragt werden, sagen die meisten brav, dass sie zufrieden sind mit dem Lockdown. Dann drehen sie sich auf dem Absatz um, bringen die Kinder zu den Großeltern, treffen sich mit Freunden und Familie, fahren Bus und Bahn und lassen sich im Hinterzimmer die Haare schneiden (Anm.d.Red.: Keine Ahnung, ob es jemandem aufgefallen ist, aber heute hat der rasende Unsympath Karl-Josef Laumann angemerkt, dass in den Altenheimen in NRW die Insassen morgens und nachmittags jeweils 2 Besucher empfangen dürfen. Wenn nicht am Eingang getestet wird, wären das zunächst einmal, zuzüglich zu den Pflegern noch einmal zusätzlich vier potenzielle Todesengel für die vulnerablen Gruppen, die unsere Politiker angeblich doch so sehr schützen wollen. Richtig unerträglich wird es aber vor dem Hintergrund, dass es damit sagenhafte drei Personen mehr sind, die Oma im Heim treffen darf, als es im Gegensatz dazu dem normal Sterblichen pro Tag in seinen vier Wänden erlaubt ist. Eine bodenlose Frechheit und ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung, zumal man uns erzählt, die Kontaktbeschränkungen dienten insbesondere dem Ziel, selbige Altenheimbewohner vor Corona zu bewahren). Saubere Leistung vom deutschen Michel! Allerdings stimmt mich versöhnlich, dass viele dieser Passivitätswunder genau wie ich die Rechnung spätestens Ende des Jahres präsentiert bekommen.

 

Morgen versuche ich dann einen neuen Anlauf bezüglich meiner Ausführungen zur ´unquantifizierten´ Argumentation. Isch schwör!