Biblische Katastrophen

Es schneit und der Winter verdrängt Corona von der Pool-Position in den Nachrichten. Aus dem `Lockdown´ wird ´Flockdown´, wie es seit gestern durch die Medienlandschaft geistert. Köstlich. Möge man den Erfinder dieses Wortspiels in einen Sack stecken und draufschlagen. Man wird nie den Falschen treffen!

Ausnahmsweise muss ich mal eine Lanze für die Corona-Pandemie treffen. Es liegt dieses Mal nicht an der seit Monaten durch die Regierung angezüchteten Panik durch das Virus, dass gerade mal wieder ganz Deutschland angesichts von ein paar Tagen Schneefall am Rad dreht. Dieses Phänomen scheint bereits mit den sozialen Netzwerken in den letzten Jahren gekommen sein. Eine Strömung, die versucht aus jedem noch so unwichtigen Event eine Katastrophe biblischen Ausmaßes zu stilisieren und entsprechend sensationsheischend auf kleinen Videos oder großen Bildern zu bannen. Denn sind wir doch mal für einen Moment ehrlich. Es schneit. Gut, und weiter? Nichts! Seit Jahren heulen wir wegen der Klimaerwärmung und wenn es dann zum ersten Mal im gesamten Winter auch in den Niederungen schneit, glaubt die halbe Nation an die Strafe Gottes. Keine Ahnung wie alt meine Leser sind, aber ich bin es aus meiner Kindheit noch gewohnt, dass wir über Wochen mit einer geschlossenen Schneedecke gelebt haben, ohne dass das ein größeres Gewese darum gemacht worden wäre.

Am Ende ist der Wintereinbruch, über das bescheuerte Flockdown-Wortspiel hinaus, dann doch von der Corona Pandemie maximal beeinflusst. Zunächst einmal konnte man sehr gut den Corona-Klatschreflex beobachten, den uns die Regierung in der Pandemie antrainiert hat. Die ersten Schneeflocken hatten noch nicht den Boden berührt, da wurde den Bediensteten der Straßenverkehrsbetriebe und der Räumdienste auch schon für ihren übermenschlichen Einsatz gedankt.  Ich selbst habe mich dabei erwischt, wie ich frierend auf meinem Balkon stand und für alle Meteorologen Beifall gespendet habe. Auch das neue Regierungsverhalten gegenüber dem gemeinen Bürger kann man in diesen schneereichen Tagen sehr gut studieren. Dank der Pandemie findet inzwischen mit einer Selbstverständlichkeit eine, als Ratschlag getarnte Bevormundung statt, die mir zumindest in der Form in den Vorjahren noch nicht aufgefallen ist (Anm.d.Red.: Gut, vielleicht bin ich inzwischen auch sehr empfindlich, was Empfehlungen meiner Regierung angeht). Das geht von der Empfehlung das Haus nur für notwendige Besorgungen zu verlassen, über den dringenden Aufruf unnötige Fahrten mit dem Auto zu unterlassen, bis zu einem kompletten Fahrverbot in manchen Teilen Deutschlands. Aus Bayern wurde sogar berichtet, dass heute Morgen mancherorts der Schulunterricht ausgefallen wäre, was insbesondere deshalb verwunderlich ist, weil die Schulen eigentlich geschlossen sind (Anm.d.Red.: Heutzutage werden Schulen ohnehin schon bei lächerlichen 20 cm Neuschnee geschlossen, und das obwohl die lieben Kleinen inzwischen von den Eltern zur Schule kutschiert werden. Da ändert es auch nichts daran, dass Mama von Welt in über 50% der Fälle sogar einen SUV mit Allrad hat – auch im Flachland. Zu meiner Schulzeit haben die Eltern morgens aus dem Fenster geschaut, einen halben Meter Neuschnee detektiert, uns in die Moonboots gesteckt und vor die Tür gesetzt, damit wir in die Schule latschen). Ich vermute, man konnte es den, für ihre übermenschlichen Leistungen beklatschten Lehrern nicht zumuten mit den anderen Berufstätigen heute Morgen in die Schulen Bayerns zu fahren, um die seit Wochen zu Hause sitzenden Schüler vom Schulrechner aus zu unterrichten. Ist aber auch egal. Ein Tag mehr oder weniger Unterricht dürfte auf das gescheiterte Projekt ´Homeschooling´ ohnehin keinen Einfluss mehr haben.

 

Aber wir sollten nicht undankbar sein. Freuen wir uns auf eine Woche Winterchaos als kleine Ablenkung vom täglichen Corona-Wahnsinn und erinnern wir uns daran, dass Schnee noch vor einigen Jahren zum üblichen Begleiter in den Wintermonaten gehört hat. Damals haben wir es auch geschafft ohne größere Blessuren an Mensch und Fahrzeug durch die weiße Pracht zu kommen. Es gibt eigentlich nur eine Volksgruppe, der man hierzulande Verständnis entgegenbringen muss, wenn sie mit den aktuellen Straßenverhältnissen nicht zurechtkommen: Das sind unsere frisch aus dem Süden eingetroffenen Clanmitglieder im ersten Schneewinter ihres Lebens. So wurde mir berichtet, dass Freunde aus den südlicheren Gefilden gestern mit ihren BMW und AMG-Mercedes in Dortmund beim sonntäglichen Innenstadtposen vermehrt in parkende Autos gerutscht sein sollen. Hier muss man dann doch entsprechendes Verständnis aufbringen. Ich bin sicher, es laufen bereits Bestrebungen von Seiten der linken Gutmenschen unseren neuen rechtschaffenen Mitbürgern entsprechende kostenlose ADAC-Fahrtrainings zu vermitteln.