Helau!

Heute wäre Altweiberfasching gewesen (Anm.d.Red.: Ich habe keinen blassen Schimmer, wie dieser Tag in Zukunft genderkonform genannt werden wird. Der Terminus ´fetter Donnerstag´, der in einigen Regionen gebräuchlich ist, dürfte ebenfalls diskriminierendes Potential haben. Ich bin aber überzeugt, dem Gutmenschen wird noch ein politisch korrekter Ausdruck einfallen, etwa `Senior*innen-Mummenschanz´ oder `Oversized Thursday´, bevor er dann als Relikt einer sterbenden christlich-abendländischen Tradition ganz verschwinden wird, weil er andere Religionen und Volksgruppen ausgegrenzt hat). Fällt leider nur keinem auf. Nicht weil die Alten und Adipösen zur Risikogruppe gehören, sondern weil alle Kneipen geschlossen haben, die Veranstaltungen abgesagt sind und der Jeck sich inzwischen gemütlich zu Hause auf dem Sofa eingerichtet hat und nur noch eine vage Erinnerung daran hat, wie man so richtig feiert.

Doch nicht alle Karnevalsveranstaltungen waren abgesagt. Denn heute hat wieder eine traditionelle Prunksitzung im Bundestag stattgefunden. Dummerweise, wie üblich in Corona-Zeiten, einen Tag nach der privaten Kappensitzung bei der Kanzlerin, auf der nur die üblichen Pappnasen aufgetreten sind. So war auch diesmal die Debatte über den Umgang mit der Pandemie nur eine nachgelagerte und damit sinnlose Aneinanderreihung von Büttenreden in einem Gremium, dass eigentlich als Vertreter des Volkes die Themen vor den Beschlüssen diskutieren muss und nicht hinterher vor vollendeten Tatsachen stehen sollte. Ein Satz in der Rede des Vorsitzenden der CDU/CSU Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus hat dann denn auch die aktuelle Gesamtsituation unserer Demokratie ungewollt, aber sehr gut auf den Punkt gebracht: ´Bei den Toten liegen wir gut!´

Man muss es nüchtern und ungeschönt auf den Punkt bringen. Die Einzigen, die im Bundes- und den Landtagen noch klare, sinnvolle Ideen im Umgang mit der aktuellen Situation haben und ein umgehendes Ende des Lockdowns fordern, sind die Abgeordneten der AfD. Ich gebe zu, ich benutze die Adjektive ´klar´ und ´sinnvoll´, weil die rechte Partei, in Sachen Corona zu großen Teilen meine Ansichten teilen. Es geht aber auch darum, dass sie ihre Sichtweisen mit Zahlen und Argumenten untermauern, wie Corona zu begegnen wäre. Die anderen Fraktionen arbeiten fast ausschließlich mit einer diffusen Angst, die davon geprägt ist, dass es sich um permanent wechselnde Hypothesen handelt, was das Virus uns Unsägliches antun wird, wenn wir nicht seine Ausbreitung mit allen ruinösen Konsequenzen verhindern.

Keines dieser Horrorszenarien hat sich im Laufe der Pandemie als haltbar herausgestellt und es wird lediglich mit Einzelfällen argumentiert. Zu keinem Zeitpunkt waren Kinder betroffen, junge oder gesunde Menschen waren mit unter 0,2% an schweren Verläufen beteiligt und auch in den Risikogruppen hält sich die Mortalität irgendwo zwischen Schlaganfall und Influenza auf. (Anm.d.red.: Einzig hier bei den vulnerablen Gruppen, wo die Regierung etwas hätte tun können, hat sie versagt und unzählige Todesopfer auf dem Gewissen. Zumindest, wenn man es mit den Augen der Coronatiker sieht, wonach jeder immer noch leben würde, wäre er nicht an Corona erkrankt. Dabei hat man die Intensivstationen mit hochbetagten Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen überflutet, während man sich gleichzeitig das medizinische Fachpersonal dezimierte, indem man es auf Basis eines unsicheren PCR-Tests für zwei Wochen in die Quarantäne schickte). Im Moment ist die aktuelle Wahl des theoretischen Grauens die Mutation und auch hier wird wieder sehr diffus über angeblich schwerere Verläufe und eine höhere Sterblichkeit fabuliert. Dabei hat man nicht mehr als Einzelfälle vorzuweisen, die noch dazu von keiner pathologischen Untersuchung bestätigt worden wären. Über all diesen gesammelten Halbwahrheiten und unbewiesenen Behauptungen wabert dann noch dieses geheuchelte Verständnis für die schlimme Lage der Bevölkerung im allgemeinen und der Gastronomen, Einzelhändler und Friseure im speziellen, mit dem alle Regierungsmitglieder ihre Reden beginnen, um dann aber in der Folge, ohne Rücksicht auf Verluste ihre alternativlosen Ungeheuerlichkeiten durchzudrücken. Ein Verhalten, dass vor allem Markus Söder inzwischen zu einer perfiden Perfektion getrieben hat. Es ist nur noch zum Kotzen, zuzuhören, wie er in seinen Reden zum Volke mit selbstsicherem Grinsen zunächst immer alle Betroffenen bedauert, ihr Leiden aber umgehend mit unbewiesenen Behauptungen zum Nutzen des Lockdowns und aller anderen Maßnahmen der Bundesregierung rechtfertigt, um in der Folge im besten Fall ein ´weiter so´, aber meist ein ´schlimmer noch´ im Corona-Wahnsinn zu verkünden.

Wie gesagt ist es nur noch die AfD, die den Finger in die Wunde legt. Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass alle anderen Fraktionen im Bundes- und den Landtagen sich schon vor der Pandemie davon verabschiedet hatten, der rechten Partei auf der Sachebene zu begegnen. Alle ergehen sich nur in Beschuldigungen, ob der rechtsradikalen Wählerschaft und des ausländerfeindlichen Gedankengutes. Dabei vermitteln sie in der Öffentlichkeit den Eindruck, als wäre die AfD keine demokratisch gewählte Partei. Dieses etablierte, aber nicht minder armselige Vorgehen im Umgang mit AfD macht es der Regierung sehr einfach, deren Corona-Kritik wirksam zu ignorieren und unter dem  Aufmerksamkeitsradar des weniger politisch interessierten Teiles der Bevölkerung fliegen zu lassen.

Mir ist bewusst, dass ich bereits des Öfteren meine Meinung kundgetan habe, dass Parteien vom rechten wie linken Rand wegen ihrer Anhängerschaft und leider auch Teilen der Abgeordneten nicht wählbar sind. Nun ist es aber so, dass es auch hier Politiker gibt, die sehr brauchbare Ansichten haben. Gerade zum Thema Corona hatte beispielsweise diese Woche die AfD in Person des Landtagsabgeordneten in NRW, Dr. Martin Vincentz (Anm.d.Red.: Leicht zu finden seine Rede im Landtag diese Woche ´Realität überholt Verschwörungstheorien´) oder vor einiger Zeit des MdB, Peter Boehringer (Anm.d.Red.: Aus meinem Blog vom 08.12.20, ´Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb!´) viel Sinnvolles zu sagen, was eigentlich auch Gegner der AfD  nachdenklich machen sollte. Man kann auch Alice Weidel finden, wie man will, aber ihre Reden, wie heute Morgen im Bundestag zum Thema Corona haben meist Hand und Fuß (Anm.d.Red.: Gut, manchmal geht sie dann auch Fake-News auf den Leim. So hat sie der Legende geglaubt, dass das Ordnungsamt Überlingen Corona-Verstöße provozieren würde, um in der Folge mehr Bußgeld verhängen zu können. Aber wer von uns kann sich davon freisprechen und den ersten Stein werfen. Ganz von der Hand weisen würde ich solche Machenschaften allerdings nicht). Es mag angehen, dass es viele Mitglieder in dieser Partei gibt, die mit ihren kranken, ausländerfeindlichen und antisemitischen Ansichten Deutschland in die Katastrophe führen würden. Trotzdem darf man sich deshalb nicht grundsätzlich verschließen, wenn die Themen inhaltlich stimmig sind. Ich bin auch der Meinung, dass viele soziale Themen der linken Parteien Beachtung finden müssen. Das ändert aber nichts daran, dass ich auch viele Politiker in der linken Ecke und demzufolge auch Teile ihrer Wählerschaft für brandgefährlich halte. Ich bin überzeugt, sie würden in Regierungsverantwortung, aufgrund ihrer schmerzfreien Multikulti-Haltung und freigiebiger Verteilung von Sozialleistungen unser Land mittelfristig auch in die Katastrophe führen. Eine Katastrophe, die sich inhaltlich von der rechten Version unterscheiden würde, aber mir persönlich wäre es am Ende egal, ob mir in einem Deutschland der Zukunft ein rechter Glatzkopf den Schädel spaltet, weil ich etwas gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit schreibe oder mich ein fanatischer Muslim in die Luft sprengt, weil ich seinen Propheten beleidigt habe.

 

Es ist im Moment nur wichtig, wie wir es in Corona-Zeiten noch schaffen, zu retten, was zu retten ist. Da muss Kritik ungeachtet der politischen Grundhaltung gestattet sein und muss gehört werden (Anm.d.Red.: Ich hätte auch nie Donald Trump gewählt, allerdings hielt ich seinen Umgang mit China und dessen unfairen Wirtschaftsgebaren mit staatlich subventionierter Wirtschaftsspionage für richtig). ´Der Feind meines Feindes ist mein Freund´. Es mag eine ausgelutschte Redewendung sein. Aber das Essentielle daran ist, dass eine Redewendung erst dazu geworden ist, weil sie zu unzähligen früheren Anlässen funktioniert hat. Im Gegensatz zu ´Knurrende Hunde beißen nicht´ oder ´Auch wer zehn Mal lügt, dem glaubt man noch´. Wobei letztere nach der Corona-Pandemie enormes Potential haben könnte.