Flick-Werk

Ich bin kein Fan des FC Bayern München. Aber seit dort Hansi Flick trainiert, sammelt dieser Verein einen Sympathiepunkt nach dem anderen. Jetzt hat er sich mit Daueralarmglocke Karl Lauterbach angelegt und hat dadurch endgültig einen Stein bei mir im Brett.

Wir erinnern uns: Noch 2019 war Karl Lauterbach ein relativ unbedeutender SPD-Politiker, Mitglied des Bundestages und sogenannter Gesundheitsexperte seiner Partei. In dieser Position fiel er eigentlich immer mehr wegen seiner lustigen Fliege auf, denn durch sinnvolle Vorschläge in Sachen Gesundheitspolitik (Anm.d.Red.: Da aber auch der Bundesgesundheitsminister auf diesem Gebiet vor der Pandemie nicht viel Sinnvolles beizutragen hatte, sollte man Herrn Lauterbach jetzt nicht zu große Vorwürfe machen). Mit Beginn der Corona-Pandemie haben die Medien, angesichts der allgemeinen weltweiten Panik, angefangen, jeden zu interviewen, der irgendetwas mit Viren zu tun hatte und denen man habhaft werden konnte. Dabei war es offensichtlich vollkommen ausreichend, dass der gute Karl in den 90ern ein paar Mal mit dem Thema in Berührung gekommen war, um als Experte gehört zu werden. Der Fairness halber sollte hier angemerkt sein, dass er eigentlich während seines Studiums der Gesundheitsökonomie Viren eher von der betriebswirtschaftlichen Seite betrachtet hatte. Mit der wissenschaftlichen Seite hatte er eigentlich weniger zu tun. Genaugenommen dürfte er nur viermal mehr oder weniger tief in der Materie gesteckt haben, und zwar als er mit der Epidemiologin Angela Spelsberg vier Kinder zeugte. In jedem Fall nicht genügend Expertise, um auf einem hohen Kompetenz-Niveau mitreden zu können. Letzteres ist bekanntlich nicht meine Meinung, sondern die seiner Ex-Frau (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 02.09.20, ´Endlich!´).

In der Corona-Pandemie haben es viele nervtötende Menschen geschafft zu Dauergästen vor den Mikrofonen der Medienvertreter zu werden, vorausgesetzt sie waren auf Linie der Regierung oder hatten maximal ein paar kleine Kurskorrekturen anzumerken. Es war der Zeitpunkt, als Laien wie ich sich verwundert die Augen rieben und sich fragten, wo die Regierung diese riesige Schar an Epidemiologen, Virologen und andere Experten bisher versteckt gehalten hatte, um sie nun angesichts dieser Pandemie hervorzuholen, damit sie die Alternativlosigkeit der Regierungsmaßnahmen absegnen konnten. Seitdem kamen und gingen selbst- oder fremdernannten Fachleute, doch nur Karl Lauterbach hat es indes zu dieser medialen Dauerpräsenz gebracht. Er legte zuerst seine Fliege und danach jegliche Skrupel ab, um uns fortan als personifizierter Zeigefinger der erhobenen Art auf den Sack zu gehen. Als hauptberuflicher Besucher jeglicher Talkshow im deutschen Fernsehen hat er es seit Beginn der Pandemie mit traumwandlerischer Sicherheit geschafft ein Corona-Horrorszenario nach dem anderen zu zeichnen, ohne dass auch nur eines davon eingetreten wäre. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, auf nahezu jede Corona-Regelungssinnlosigkeit, die die Regierung im Laufe der letzten Wochen und Monate ersonnen hat, immer noch einen drauf zu setzen.

Gerade erst hat er es wieder geschafft. Während die Bevölkerung noch paralysiert auf den Bildschirm starrt, auf dem uns gerade Merkel, Spahn und Söder den ruinösen Fahrplan bis Ostern gezeichnet haben, ist Karl Lauterbach schon weiter und kritisiert jegliche Lockerungen auch nach Ostern als das komplett falsche Signal. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass ihm die weniger tiefenentspannten Bürger inzwischen die Pest an den Hintern wünschen (Anm.d.Red.: Auch wenn man den Frust von so manchem Kleinunternehmer, Gastronom und Künstler nur zu gut verstehen kann, die Morddrohungen, die Herr Lauterbach erhält, sind natürlich vollkommen inakzeptabel). Verwunderlich ist dagegen, wie man sich als selbsternannter Totengräber der deutschen Wirtschaft allerdings über so viel Feindseligkeit wundern kann.

Da man aber mit dem Zeichnen von düsteren Horrorszenarien allein nicht den Tag füllen kann, hat Karl Lauterbach sich als Nebenjob darauf verlegt, alles und jeden zu kritisieren, der bei der Umsetzung der Corona-Regeln die notwendige Akribie vermissen lässt. Mit dem Angriff auf den FC Bayern München zeigt sich jedoch, dass dem guten Karl der Bezug zur Realität verloren gegangen ist. Selbst wenn man mit Fußball nichts am Hut hat, sollte man wissen, dass Kritik an diesen ´Mia san Mia´-Egomanen schnell mal nach hinten losgehen kann (Anm.d.Red.: Auch wenn ich nichts mit Stierkampf am Hut habe, weiß ich trotzdem das ein roten Pullover in dem Zusammenhang suboptimal sein kann). Anders ist nicht zu erklären, wie Lauterbach auf das schmale Brett kommt, den großen Bayern ans Bein zu pinkeln, indem er sie beschuldigt sich über die geltenden Corona-Regeln hinwegzusetzen. Den Schutzpatron des irgendwie hereingestocherten Tores, Thomas Müller, in der Folge noch zu kritisieren, weil er sich nach detektierter Corona-Infektion mit einem Privatjet hat zurückfliegen lassen, kann demnach nur noch unter ´lebensmüde´ verbucht werden.

Auslöser für die Kritik war wohl die Reise vom FC Bayern zur Clubmeisterschaft nach Katar. Lauterbach fand es offensichtlich despektierlich und ein schlechtes Beispiel für die Bevölkerung, wenn Bayern solcherlei Reisen durchführe, obgleich die Politik vom Rest der Bevölkerung verlange zu Hause zu bleiben. Es mag seinem Corona-Wahn und vielleicht auch dem notorischen Neid geschuldet sein, der jedem von Seiten linker Politiker entgegenschlägt, der über mehr Geldmittel verfügt, als dem schnöden Bundestagsabgeordneten zusteht, trotzdem sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass es auch bei Fußballclubs in diesen Regionen des Profisports ums reine Geschäft geht. Letzten Endes agiert Bayern München nur im Rahmen der engen Grenzen, die ihnen die Politik im Rahmen von Corona gesetzt hat.

Das dachte sich offensichtlich auch Hansi Flick. Es muss schon viel passieren, wenn man bei dem sonst so ruhigen Trainer des Rekordmeisters förmlich die Halsschlagader pochen sieht. Dabei hatte Karl Lauterbach noch Glück. Bei Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß wäre die Zündschnur kürzer und die Explosion ungleich lauter gewesen. So beschränkte Flick sich darauf zu verdeutlichen, dass man sich regelkonform verhalten habe, kritisierte aber auch die diskussionswürdige Vorgehensweise von Regierung und Experten in der Corona-Krise.

Ich finde die Stellungnahme von Hansi Flick nicht nur in Bezug auf das regelkonforme  Handeln des eigenen Vereines gut, es war auch höchste Zeit, dass einmal jemand offen die Lage in Deutschland kritisiert, der ein deutlich besseres Standing hat, als der gemeine Corona-Kritiker. Er kritisierte nämlich nicht nur die Äußerungen vom selbsternannten Vollpfosten Lauterbach, sondern kritisierte die Perspektivenlosigkeit in der Pandemie an sich (Anm.d.Red:. Er teilt sogar meine Ansicht, dass es der Politik nur um Machterhalt bis zur Bundestagswahl geht. Auf Kosten der Bevölkerung. Es ist schön mal so starke Zustimmung von unerwarteter Seite zu erhalten). Ohne es zu wissen, würde ich davon ausgehen, dass Hansi Flick nicht nur vielen Deutschen aus der Seele gesprochen hat, sondern auch all den kleinen Unternehmern, Gastronomen, Einzelhändlern und Kulturschaffenden, die seit Monaten dank geschlossener Geschäfte  am Tropf der Staatshilfen hängen, die ohnehin nur tropfen und meist erst gar nicht fließen.

Die Tatsache, dass sich die Medien zur Zeit mehr auf Hansi Flick statt auf Karl Lauterbach einschießen, zeigt, wie einseitig über das Thema Corona nach wie vor berichtet wird, obwohl immer größere Teile der Bevölkerung langsam ihre Meinung ändern (Anm.d.Red.: Bereits 78% kritisieren inzwischen die fehlende Perspektive). Allerdings befürchte ich, dass es noch nicht schlimm genug ist in unserem Lande, denn auch die Coronatiker haben bereits zum Angriff geblasen und so ist in den unsägliche sozialen Netzwerken ein Shitstorm über den Bayern-Trainer hereingebrochen.

Mir bleibt nur zu betonen, wie mutig es von Hansi Flick war sich zu dieser ungeheuren Situation in unserem Land zu äußern. Die meisten Prominenten sind viel zu feige, weil sie fürchten, eine Konfrontation mit der Regierung könnte der Karriere abträglich sein. Ich kann nur hoffen, dass die Manager des FC Bayern wie auch sonst ganz dicke Eier in der Hose haben und verhindern, dass jetzt zur üblichen Hexenjagd geblasen wird, die immer dann startet, wenn jemand Kritik am Regierungskurs übt.