Von Lebenden und Toten, Teil 1

Der gestrige Vorstoß von Armin Laschet mit seiner Kritik an den immer neuen Grenzwerten, die er eigentlich in seiner Rolle als Ministerpräsi kurz zuvor noch mitgetragen hatte, sowie der Bevormundung der Bevölkerung hat ein geteiltes Echo hervorgerufen. Die Coronatiker sind natürlich schockiert, dass Laschet mehr und schneller lockern will und sehen Deutschland schon entvölkert vom Virus und seinen angeschlossenen Mutationen. Die gegnerischen Parteien ärgern sich mehr darüber, dass der potentielle CDU-Kanzlerkandidat mediale Aufmerksamkeit bekommt und beschuldigen den politischen Gegner, wie in solchen Fällen meist, der Polemik und/oder der Überforderung, wobei meist auf sachdienliche Kritik verzichtet wird. Jegliche Beschäftigung mit dem Thema selbst würde schließlich beweisen, dass der Vorstoß etwas anderes gewesen ist als Wahlpropaganda.

 Ich als Corona-Kritiker bin natürlich froh, dass über die Aussicht auf schnelle Lockerungen und eine Rückgabe der Eigenverantwortung ans Volk diskutiert wird, obwohl auch ich noch nicht über die Brücke gehen würde, dass bei Armin Laschet ein grundsätzliches Umdenken begonnen hat. Zu lange und zu vehement hat er sich in die Reihen derer eingeordnet, die sich für die Lockdown-Strategie um jeden Preis ausgesprochen haben. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich der Vorstoß am Ende doch nur als Wahlkampftaktik herausstellen würde.

Wie schon gestern erwähnt, gibt es Anlass zur Hoffnung, wenn in den Medien endlich auch wieder vermehrt kritische Stimmen gehört werden. So fand auch eine lange unterdrückte Meinung endlich wieder den Weg zu den Nachrichtensendern. Es geht um die ewig schwelende Frage, ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Infektionsschutz und Kollateralschäden zu finden. Die Ersten und leider fast die Einzigen, die hierzulande in der ersten Welle den Mut hatten darauf hinzuweisen, dass man nicht ein ganzes Land in den Ruin treiben kann, um hochbetagte Menschen mit multiplen Krankheiten ein paar Tage länger am Leben halten zu können waren Wolfgang Schäuble (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 25.04.20, ´Schäuble´). und Boris Palmer (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 07.05.20, ´Wenn zwei das Gleiche tun…´). Während Wolfgang Schäuble schnell Opfer der Parteiraison geworden sein dürfte und sich zu dem Thema in der Folge nicht mehr äußerte, dürfte der Tübinger Oberbürgermeister zwar an seiner Meinung festgehalten haben. Allerdings musste er wahrscheinlich einsehen, dass er damals gegen den Mainstream nicht ankommen würde und hat in der Folge natürlich den Anweisungen seiner Landesregierung Folge leisten müssen. Trotzdem hat er nicht aufgegeben und wenigstens für Tübingen bewiesen, dass der Schutz der vulnerablen Gruppen die weitaus bessere Alternative ist, das heißt, wenn man schon der irrigen Meinung ist, man könne dem Tod ein Schnäppchen schlagen. So hat er seit letztem September keinen Corona-Todesfall mehr in einem der Tübinger Altenheime zu verzeichnen gehabt.

Heute erlebten die Ideen der beiden Politiker eine Renaissance, denn beim Nachrichtensender Welt wurde endlich mal wieder die essentielle Frage gestellt, inwieweit eine Null-Opfer-Strategie um jeden Preis der richtige Weg ist. Sie kam vom Institut der deutschen Wirtschaft: ´Man wird Corona nicht vollständig besiegen können und muss sich die Frage stellen, ob zum Wohle der Gemeinschaft eine gewisse Fallsterblichkeit in Kauf zu nehmen ist?´. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass an dieser Stelle auch gleich eine Antwort gefunden wird. Zu feige ist die gesamte Journalistengilde in der Pandemie bis dato gewesen und hat schon Anfang letzten Jahres jegliche Form des Enthüllungsjournalismus eingestellt. Solcherlei Fragen aber überhaupt zu stellen, beweist, dass einigen langsam klar wird, dass Leben das ist, was den Menschen passiert, während sie paralysiert auf das Ende der Corona-Pandemie warten (Anm.d.Red.: Die Nähe zu dem sehr schönen Zitat aus der Fernsehserie ´Der König von St. Pauli´ ist dabei durchaus gewollt: ´Leben ist das was einem zustößt, während man auf die Erfüllung seiner Träume und Wünsche wartet´). Mit anderen Worten, man muss auch noch andere Aspekte des Lebens im Auge behalten und darf nicht dem Kampf gegen Corona alles unterordnen. Es existiert inzwischen eine klare Zahlenbasis, auf der man die Gefährlichkeit des Virus bewerten kann (Anm.d.Red.: In unzähligen Blogbeiträgen habe ich diese Zahlen aufgeführt und auch bewertet. Deshalb nur die wichtigsten Eckdaten in aller Kürze: Die Mortalität von Corona liegt bei etwa 0,2% in Deutschland und die Opfer sind zu über 90% hochbetagte Menschen mit multiplen Vorerkrankungen). Selbst wenn man die größte Verarsche der Pandemie gelten lässt, dass alle Menschen als Corona-Tote zu zählen sind, ganz gleich ob sie ´mit´ oder ´an´ Corona gestorben sind, hat das Virus nie den Schrecken verbreiten können, den man ihm angedichtet hat.  An diesen Fakten ändert auch keine Mutation etwas. Unsere Regierung schürt damit nur die diffuse Angst, die sie zum ungebrochenen Durchdrücken der eigenen Strategie benötigt, nachdem das Standard-Virus nicht mehr so recht zum Schreckgespenst taugen will.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als legitim, dem potentiellen Nutzen eines Infektionsschutzes um jeden Preis, auf der anderen Seite auch die Opfer entgegenzustellen, die asoziale Maßnahmen wie Lockdown und Kontaktbeschränkungen hervorrufen.

 

Den Schaden, den unser Lockdown in Europa in den ärmeren Teilen der Welt auslöst, habe ich schon ausführlich und mehrmals beschrieben. Verhungernde Kinder, vergewaltigte Frauen ohne Chancen auf Bildung und Kriege um Ressourcen reichen aber offensichtlich nicht aus, um unser Vorgehen zu Überdenken. Die Regierungen sitzen im Elfenbeinturm der Macht und lehnen jegliche Diskussion darüber ab, was sie durch ihr überzogenes Handeln in der Pandemiebekämpfung der Restwelt antun, die nicht den goldenen Finger der Notenbank im Hintern stecken haben. Im Gegenteil, sie ignorieren alle, die anderswo ´wegen´ Corona sterben mussten, zählen dafür aber akribisch Tag für Tag die weltweiten Corona-Opfer. Nicht dass die aktuell gemeldeten 2,5 Millionen, ob der fragwürdigen Zählweise richtiger wäre, aber sie taugt durchaus als moralische Legitimation des bigotten Treibens der Politik hierzulande. Die Rechnung wird Europa trotzdem bekommen. Das Zerstören von Leben und Wirtschaft in diesen ärmeren Welt-Regionen wird die Flüchtlingsströme nach Europa in neue, nie geahnte Höhen treiben. Bis es dazu kommen wird, reicht es vollkommen aus, die eigenen Schäden und Opfer anzuprangern, um die Corona-Strategie der Regierung als epischen Fehler zu entlarven. Einige Beispiele dazu gibt es dann morgen, heute ist Championsleague!