Aufi aufn Berg

Zusammenfassen würde ich die ersten beiden Tage mit einer Erkenntnis. Über 2000m gibt es kein Corona (Anm.d.Red.: Warum auch nicht. Wie Jens Spahn zu sagen pflegt: `Wir wissen immer noch so wenig über das Virus´. Eine Ansicht, die der deutschen Bevölkerung auch nach 14 Monaten Pandemie immer noch von den Verantwortlichen in Dauerschleife ins Ohr geflüstert wird. Ohne rot zu werden versteht sich!). Zumindest scheint der Eidgenosse das in Studien herausgefunden zu haben. Unten an der Talstation in etwa die gleichen Vorkehrungen wie in Deutschland. Auf den Boden geklebte Abstandslinien, Hinweise auf Maskenpflicht an jedem Pfeiler und Bänder, die verhindern, dass sich die Leute zu nahekommen.

Erster signifikanten Unterschied. Der Schweizer hatte offensichtlich keinen Politiker, der sich profilieren musste und so wird hier auf das verpflichtende Tragen der FFP2-oder Operationsmaske verzichtet. Wo kein Söder, da noch normale Masken!

Die Gondeln selber werden bei der Ankunft in der Talstation mit einem Desinfektionsgebläse ausgesprüht und die Personenzahl der 10er Gondel wurde auf 5 Personen begrenzt. Das Tragen der Maske in der Gondel selber ist während der gesamten Fahrt obligatorisch. Soweit die Theorie!

In der Praxis muss man zunächst anmerken, dass der Schweizer das mit dem Abstand halten in der Schlange nicht so eng sieht (Anm.d.Red.: Übrigens ist uns entgangen, dass noch einige Kantone die in der Schweiz üblichen Sportferien haben, wodurch mehr Wintersportler auf den Berg strömten, als wir erwartet hatten. Die Gefahr an Vereinsamung zu sterben war somit gebannt. Allerdings ist das Personenaufkommen nicht mit dem zu vergleichen, was man aus den vergangenen Jahren in den Skigebieten kennt, wodurch sich nirgendwo längere Wartezeiten ergaben, obwohl die Transportkapazitäten halbiert sind). Vielleicht liegt es auch daran, dass der Lidl-erprobte Kampfrentner mit Kontrollnazi-Gen in der Schweiz nicht auf die Einhaltung der auch hier obligatorischen 1,50m achtet.

Richtig interessant wurde es dann aber erst im Skigebiet. Die Seilbahn, die uns ab der oben erwähnten 2000m weiter zum Gletscher bringen sollte, war mit etwa 60 Personen sehr gut gefüllt (Anm.d.Red.: Normalkapazität Schätzungsweise 80 Personen). Man trug zwar Maske, aber ich würde sagen, dass der regierungstreue deutsche Virologen bei diesem Anblick sicherlich einen Herzkasper bekommen hätte. Wenn man hierzulande Geschäfte unter dem Vorbehalt öffnen will, dass nur eine Person auf 20 Quadratmeter einen brauchbaren Infektionsschutz sicherstellen kann, dann fragt man sich, wie es die Schweiz den Winter über geschafft hat sich nicht komplett durch Corona zu entvölkern.

Angekommen auf 3000m sind dann alle in sportlicher Erwartung losgeströmt und sammelten sich nach wenigen Metern vor zwei Fahrstühlen, die den Wintersportler noch fünf Stockwerke höher zum Ausgang bringen sollten (Anm.d.Red.: Über die bauliche Sinnhaftigkeit an dieser Stelle wäre zu streiten, aber das ist hier kein Ingenieurs-Blog). Eine Treppe war zwar auch vorhanden, aber die wurde nur von etwa 10% der Menschen genutzt. Schließlich musste man die Kräfte fürs Skifahren sparen und auf 3000m pfeift auch die Raucherlunge ganz schön ob dieser Herausforderung. Was soll ich sagen? Die mit 10 Personen angegebene maximale Ladekapazität der beiden Fahrstühle wurde zu 100% ausgenutzt und mir fehlte eigentlich nur noch die Fahrstuhlmusik zum perfekten Gesamterlebnis, während ich dicht an dicht mit wildfremden Schweizern kuschelte. Ein Gefühl, dass dem Corona-geplagten Deutschen seit über einem Jahr abgeht. Allein deshalb hat sich die Reise schon gelohnt.

Da ich im Urlaub bin, endet mein Reisebericht an dieser Stelle und wird morgen um die Erfahrungen in den Bergrestaurants ergänzt. Ich bin auf jeden Fall glücklich und habe schon einige schöne sonnige Panoramabilder in die Heimat geschickt.