Späte Einsicht im Tunnel

Zunächst eine kurze Laudatio für zwei prominente Kämpfer an der Front der Kritiker der Corona-Strategie der Regierung: Mathias Richling und Nena.

Mathias Richling, Kabarettist mit einer eigenen Sendung beim SWR, weil er es geschafft hat, fast alle alternativen Ansichten zur Regierungsstrategie und damit auch meine Sichtweise vollumfänglich und gegen alle Diffamierung des Mainstreams hinweg, seit Beginn der Pandemie zu vertreten und immer noch sein Format im Öffentlich-Rechtlichen behalten hat (Anm.d.Red.: Richlings Kernaussage: Wolfgang Schäuble hatte Recht, als er bereits zur ersten Welle und dazwischen mehrfach betonte, dass der Schutz des Lebens mit allen Mitteln nicht jeden Preis rechtfertigt, wenn man dabei auf der anderen Seite ungleich größere Kollateralschäden verursacht. Siehe unter anderem mein Blog vom 25.04.20, ´Schäuble´). Eine Gratwanderung, die nun auch Nena begonnen hat. Sie hatte zuvor schon sehr zu meiner Befriedigung angekündigt, dass sie bei ihren Konzerten keinen Unterschied macht, ob jemand geimpft ist oder nicht, denn es sei die freie Entscheidung jedes Einzelnen zu akzeptieren. Diese Woche hat sie sich dann mit dem Tweed ´Danke, Kassel!´ auf die Seite der Anti-Corona Demonstranten vom Wochenende gestellt. Vielleicht hätte sie nicht unbedingt ihren Beitrag mit einem Lied von dem etwas fehlgeleiteten Xavier Naidoo untermalen müssen. Die Nähe zu bekennenden Verschwörungstheoretikern hilft nicht unbedingt der Sache und kann den eigenen Einsatz mit einem Schlag ins Gegenteil verkehren. Trotzdem brauchen wir mehr dieser Prominenten, die sich nicht bedeckt halten, weil sie befürchten aufs coronale und damit karrieremäßige Abstellgleis gestellt zu werden (Anm.d.Red.: Mit Prominent meine ich nicht dieses unfähige Z-Promi-Pack, das sich im Fernsehen nackt auf einer Insel paart oder das in sozialen Netzwerken von kleinen Mädchen gehypt wird). Nur zur Erinnerung: Liebe Künstler, Sportler und alle, die sonst noch von der Aufmerksamkeit des Volkes leben: Ihr seid schon nicht mehr auf dem Abstellgleis, sondern bereits im Abwrackhof. Dort kommt man nur mit ´Fresse halten´ nicht mehr runter. Euer Schweigen spielt den Totengräbern eures Genres in die Karten.

Kommen wir nun wieder zurück zur aktuellen Pandemielage und damit zum Beschlusschaos der Bundesregierung, der beim Corona-Gipfel vom Montag erzeugt wurde und gestern allerorten für einen veritablen Aufschrei gesorgt hatte. Zunächst einmal, wenn jemand einsieht, dass er einen Fehler gemacht hat und diesen korrigieren will, ist das eine lobenswerte Aktion. Als die Bundeskanzlerin allerdings heute ankündigte sich mit den Ministerpräsidenten erneut kurzzuschließen, um noch einmal an ihren Beschlüssen der letzten Corona-Sitzung vom Montag zu arbeiten, schellten bei mir schon alle Alarmglocken. Ohne es heute Morgen zu wissen, war anzunehmen, dass die Regierung sicher nur die bestehenden Unsinnigkeiten weiter verschlimmbessern würde. Der Tag, an dem ein Politiker seine Fehler eingesteht und in der Folge einen grundsätzlichen Kurswechsel einleitet, werde ich wohl nicht mehr erleben (Anm.d.Red.: Ehrlicherweise muss man aber auch anmerken, dass ein solches Verhalten unweigerlich der direkte Weg ins oppositionelle Kreuzfeuer bedeuten würde, an dessen Ende das gleiche Schicksal drohen würde, wie bei einer Verfehlung: Der Rücktritt!). So kam es dann auch, dass die Bundeskanzlerin nur den größten Unsinn, also den Ruhetag am Gründonnerstag annullierte, weil es angeblich zu viele rechtliche Hürden gegeben hätte. Alle anderen Schwachsinns-Beschlüsse, wie beispielsweise das Reisechaos oder die Verweilverbote im Freien bleiben bestehen und von einer Abkehr oder gar Abschaffung der 7-Tages-Inzidenz kann nicht die Rede sein. Danke, Frau Merkel, dass sie die Verantwortung für die bekloppte Osterruhe übernommen haben, aber leider wird es in der Sache wenig helfen. Genauso wie die Zwischenrufe einiger Vollpfosten, die es allen Ernstes bedauerten, dass die sogenannte Osterruhe zurückgenommen wurde. So hat Beispielsweise der Chef des Divi-Intensivbettenregisters düstere Prognosen gezeichnet, weil der Gründonnerstag nun doch normaler Arbeitstag ist. Wenn von einem Tag mehr oder weniger wirklich eine signifikante Änderung der Infektionslage ausgehen würde, hätten wir sicherlich ganz andere Probleme. Nach wie vor wird durch die Rücknahme der Ansturm auf die Supermärkte entzerrt, was sicherlich die größeren Vorteile bietet.

Das ganze Beschlußchaos der Bundesregierung vom Montag stützt sich auf die Ansichten von Experten. Leider wurden wie üblich nur die gehört, die eine Weiterführung des Regierungskurs unterstützen (Anm.d.Red.: Wieso die Regierung dieses Vorgehen wählt, ist angesichts der Umfragewerte der CDU, die inzwischen auf 28% geunken sind, vollkommen unverständlich). Gemäßigte Stimmen, die unermüdlich mit den immer noch sinnvollen neuen Kennzahlen als Alternative zu den 7-Tages-Inzidenzen winken, sind immer noch außen vor. Als wenn man nichts aus den Entwicklungen im Frühjahr 2020 gelernt hätte, wird stattdessen erneut versucht, durch harte Einschränkungen irgendetwas zu erreichen. Zum gefühlt 100. Mal versucht man mit unwirksamen Mitteln eine Infektionswelle zu brechen, die noch dazu überhaupt nicht vorhanden ist. Auch im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass der kommende Sommer und damit das Ende der Corona-Saison und nicht der spät beschlossenen Lockdown die Infektionszahlen senkte. Um sich diese Vorhaltungen zu ersparen, fabuliert man lieber weiter von einer geänderten Gemengelage, macht die Mutanten zum Hort allen Übels und glaubt damit eine logische Begründung für alle Entscheidungen zu haben. Dabei sind Mutationen bei einem Virus normal. An der dringenden Notwendigkeit eines Strategiewechsels ändern sie ebenfalls nichts. Die kontrollierte Durchseuchung der Nicht-Risikogruppen war schon immer eine sinnvolle Alternative und ist mit zunehmender Impfrate bei den vulnerablen Gruppen nicht nur sinnvoller denn je, sondern inzwischen auch der einzige Weg aus der Sackgasse.

Um das zu erklären, müssen wir uns zunächst das Thema Impfung und die damit angestrebte Herdenimmunität ansehen, auf die die gesamte Regierungsstrategie fußt. Leider ist sie eine fatale Fata Morgana. Die Impfung wird uns nie die Normalität zurückbringen können. Das liegt noch nicht einmal an dem aktuellen Impfengpass oder den Qualitätsmängeln, wie sie gerade bei AstraZeneca zu beklagen sind. Es sind einmal mehr mathematische Zusammenhänge (Anm.d.Red.: Es mag vielen meiner Leser wie üblich nicht gefallen, dass ich im Folgenden wieder die Probleme auf ein paar einfache Zahlen reduziert habe. Es konnte mir bisher aber auch noch niemand schlüssig darlegen, dass es sich bei der komplizierten Gemengelage, wie sie von einer Armada von Fachleuten, seit Pandemie-Beginn beschrieben wird und auf deren Basis die Bundesregierung ihre Strategie manifestiert, nicht um eine Ansammlung von Nebenkriegsschauplätzen handelt. In jedem dieser kleineren Scharmützel kämpfen Virologen, Epidemiologen, Ärzte, Mathematiker und wer sonst noch plötzlich und unerwartet nach Jahren des Schattendaseins im Rampenlicht steht, um die jeweilige Anerkennung. Denn, wenn wir ehrlich sind, reichen im Internetzeitalter die ´fünf Minuten Ruhm´, die Andy Warhol jedem Menschen zugestand, den meisten schon lange nicht mehr. Wer erst einmal an der Droge ´Aufmerksamkeit´ genascht hat, will die Fortdauer der entsprechenden medialen Aufmerksamkeit. Nicht nur aus Eitelkeit, sondern weil sie ihm und seinem Arbeitsgebiet zusätzliche Ressourcen sichert. Dabei wirbeln sie soviel Staub auf, dass die einfachen Abläufe, wie sie seit Millionen Jahren im Zusammenhang mit Viren ablaufen, einfach nicht mehr gesehen werden). Ich sollte vorausschicken, dass ich auf den folgenden Widerspruch nicht selbst gestoßen bin. Zum einen möchte ich mich nicht mit fremden Federn schmücken, zum anderen denke ich, hat eine Abhandlung, die es ins Ärzteblatt geschafft hat, sicher mehr Gewicht, auch wenn ich gelernt habe, dass ich den Coronatiker noch nicht einmal mit Zahlen von der RKI-Webseite in seinem Glauben an die Richtigkeit der Corona-Strategie erschüttern kann.

Lassen wir die Risiken bei AstraZeneca mal einen Moment außen vor, selbst wenn nahezu täglich in Deutschland eine Frau dazukommt,  die an einer schweren Hirnthrombose nach Impfung verstorben ist (Anm.d.Red.: Die Vorfälle muss man übrigens gezielt im Netz suchen, weil sie nicht an die große Glocke gehängt werden). Wollen wir bis zum Sommer mit dem Impfen durch sein, müssen wir alle Impfstoffe, auch die bestellten 56 Millionen von Astra Zeneca an den Mann, beziehungsweise an die viel gefährdetere Frau bringen. Zwei Impfungen sind nötig. Somit können 28 Millionen Menschen damit geimpft werden. Problem ist nur, wird dieser Stoff gemäß Zulassung bei der ersten und zweiten Gabe in voller Dosis gegeben, dann hat er eine Wirksamkeit von nur 60%. Anders ausgedrückt 11 Millionen Menschen sind trotz Impfung ungeschützt. Wenn sich also, Stand heute, 30% oder 25 Millionen Menschen gar nicht impfen lassen wollen, dann kommen allein durch diese niedrige Wirksamkeit von AstraZeneca insgesamt schon 36 Millionen Ungeschützte zusammen. Zählt man noch die 2% Unwirksamkeit der anderen, besseren Impfstoffe von Biontec, Johnson&Johnson etc. dazu, ist man bei knapp 40 Millionen Menschen ohne Schutz. Diese stünden dann aber nur etwa 45 Millionen Geschützter gegenüber. Also: Kein „Herdenschutz“, Corona bis in alle Zeiten, Einschränkung von Grundrechten bis zum Nimmerleinstag.

Noch ein weiterer Teilaspekt dieser Tatsache. Wer dem Impfwilligen zwar die Thrombose-Risiken aufbürdet, ihm aber nicht sagt, dass er ein sehr hohes Risiko des Impfversagens auf sich nimmt, wenn er sich mit AstraZeneca impfen lässt, der verstößt nicht nur gegen die Behandlungsfreiheit. Er handelt vielmehr grob fahrlässig und lässt Patienten sehenden Auges ins Messer laufen, indem man sie in einer zweifelhaften Sicherheit wiegt und dadurch zu einer wandelnden Infektionsbombe macht. Weit mehr, als es der Impf-Verweigerer je sein kann (Anm.d.Red.: Stichwort Impfpass. Mit welchem Recht dürfen eigentlich geimpfte Menschen, bei denen, wegen der Fehlerquote kein Impfschutz besteht, alle Freiheiten genießen? Es sind wandelnde Hotspotrisiken mit einem Impfpass, während Impf-Gegner bei gleicher Voraussetzung reglementiert werden sollen? Das Thema muss an anderer Stelle sicher noch vertieft werden). Den AstraZeneca-Impfstoff einzusetzen, ist nicht nur wegen der Thrombose-Risiken diskussionswürdig. Indem man ihn dem Patienten aufzwingen will, ohne die Problematik der begrenzten Wirksamkeit zu thematisieren, wird solches Handeln schlicht unethisch.

 

Die Lüge von der Herdenimmunität kann jetzt jeder erst einmal sacken lassen. 2021 werden wir sie definitiv nicht erreichen. Eventuell bei der nächsten Impfrunde, die sicher in der nächsten Corona-Saison ab Oktober kommen wird. Denn schon jetzt ist abzusehen, dass das Virus, dank der üblichen Fluchtmutationen eine Impfauffrischung notwendig machen wird. Schon jetzt beißen sich einige Impfstoffe bei der südafrikanischen Variante die Zähne aus. Die Impfstrategie ist gescheitert. Wie die Teststrategie und andere Aspekte die Situation langfristig leider auch nicht besser werden lassen, erläutere ich dann morgen. Schönen Abend!