Hansi Urpils

Hansi hat gerade den Termin für seinen neuen Maßanzug, mit dem er demnächst in Berlin als neuer, ausbildungsloser und ungewählter Stern am Politikhimmel einreiten wollte, sicherheitshalber mal verschoben. Der Gegenwind, der dem Ministerpräsidenten heute entgegenschlug, nachdem er gestern angekündigt hatte nach Ostern im Saarland den Lockdown mit einem Modellprojekt zu lockern, war schon gewaltig. Die anderen Ministerpräsidenten werfen ihm vor nicht solidarisch zu sein, während der Marburger Bund oder hauptberuflicher Talkshowbesucher und Interviewpartner Uwe Janssenss, im Nebenberuf Arzt und  Präsident der Vereinigung deutscher Intensivmediziner sehen jegliche Abweichung vom ´weiter so´, wie üblich wegen der steigenden Infektionszahlen, als kontraproduktiv an. Lothar Wieler vom RKI ging heute gar nicht auf die Modellversuche ein. Er hat irgendwann im Frühjahr 2020 mal seine Rede für die Pressekonferenz des RKI geschrieben und tauscht seitdem nur einzelne Wörter aus: ´Sars-CoV-2´ durch ´Mutanten´ und beim Hochzählen ist er inzwischen bei der ´3. Welle´ angekommen (Anm.d.Red.: Einmal hat er versucht aus seiner Rolle als Mahner in der Endlosschleife auszubrechen. Indem er von dem hohen Anteil an muslimischen Intensivpatienten berichtete, musst er aber schnell lernen, dass man mit Wahrheiten, insbesondere bei Tabuthemen in der Pandemie krachend aufs Maul fällt. Seitdem macht er lieber wieder Business as usual). Und dann wäre da noch Karl Lauterbach…ich denke, es erübrigt sich, zu schreiben, was er von den Modellversuchen hält.

Allen diesem Menschen, die mehr oder weniger vehement gegen Modellversuche intrigieren, ist die Angst gemein, das blinde saarländische Huhn könnte Erfolg haben, mit dem Korn, welches es nicht gerade gefunden, sondern eher in Tübingen geklaut hat. Hansis Politiker-Konkurrenz um Macht befürchtet dadurch gerade im Wahljahr beim Volk als handlungsschwach zu erscheinen. Die Regierungs-treuen Teile aus Medizin und Wissenschaft hätten einen Imageverlust, weil ihre düsteren Prognosen scheinbar durch einfache Maßnahmen statt des propagierten konsequenten Locksdowns verhindert werden können. Außerdem würden sie aus dem Fokus rücken und damit neben der medialen Aufmerksamkeit auch die, derzeit unbegrenzt fließenden Mittel für ihre Bereiche zum Versiegen bringen. Nur Karl Lauterbach muss sich keine Sorgen machen. Bei ihm würde es gar nicht auffallen, wenn auch die nächste schwarze Horrorprognose, die er gemacht hat, wieder mal nicht eingetroffen wäre.

Wie ich es gestern bereits anklingen ließ, weiß ich nicht, was von den Modellversuchen zu halten ist. Haben sie keinen Erfolg, ändert sich an der Regierungsstrategie gar nichts, funktionieren sie und der falsche Kennwert der 7-Tages-Inzidenz steigt nicht, haben wir die Büchse der Pandora geöffnet und werden ein Volk von Dauertestern das bei Corona und fortan bei jedem dahergelaufenen Virus mit einer Mortalität >1 in den Testwahn verfällt, um eine Tageskarte fürs normale Leben zu ergattern.

Kommen wir noch einmal kurz zurück auf die Begründung, mit der Regierung und die angeschlossenen Experten mit der passenden Meinung, Modellversuchen á la Hansi skeptisch gegenüber stehen und das Festhalten am derzeitigen Kurs begründen: 3. Welle durch die Mutanten und erneute Gefahr der Überlastung des Gesundheitssystems. Selbe Befürchtung, andere Begründung.

Hat sich eigentlich noch niemand darüber gewundert, dass das Gesundheitssystem in den letzten beiden Wellen jedes Mal bis knapp an die Belastungsgrenze gekommen ist, aber niemals kollabiert ist? Gut, man könnte annehmen, dass wir zwei Mal hintereinander verdammtes Glück gehabt haben. Zumindest wenn man nicht komplett verblödet ist und glaubt das der unkoordinierte und chaotische Reglungswahn der Regierung, ein Lockdown und/oder die Freestyle-Befolgung dieser durch die Bevölkerung ernsthaft eine Rolle gespielt haben. Ich habe mich viel mit Ärzten und Krankenschwestern unterhalten und bin überzeugt, dass es genügend Stellschrauben gibt, um die Lage auf den Intensivstationen ständig so regulieren zu können, um nach außen hin einen bevorstehenden Kollaps über Wochen zu simulieren, ohne wirklich einen solchen auf den Intensivstationen zu provozieren. Zu normalen Zeiten finden in Deutschland täglich über 30.000 Operationen statt. Davon kommen sehr viele zur postoperativen Beobachtung auf die Intensivstation. Allein durch das Schieben nicht notwendiger Eingriffe hat man hier alle Mittel, um je nach Bedarf die Belegungen kurzfristig um viele tausend Betten zu variieren. Die stillen Reserven an Intensivbettenkapazität von weiteren 5000 Betten, die kurzfristig aktiviert werden kann ist dabei noch gar nicht mitgerechnet.

Außerdem muss auch noch ein bisher nicht thematisierter Punkt beleuchtet werden. Wenn die Infektionszahlen hoch sind, sollte sich auch die Zahl der Notoperationen erhöhen, die mit einem positiven PCR-Test auf dem OP-Tisch und danach auf Intensiv landen. Schließlich ist ein PCR-Test bei Einlieferung in Krankenhäusern Pflicht. Ich bin sicher diese Patienten firmieren nicht unter Herzinfarkt oder schweren Verbrennungen nach Autounfall, sondern als Corona-Patienten.

Aus diesen Gründen sehe ich auch die, gerade von den üblichen Verdächtigten verbreitete Panik vor 3. Welle und die damit verbundene Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems eher gelassen. Vor allem bin ich mal gespannt, wie zukünftig Intensivpatienten gezählt werden, die trotz Impfung einen positiven PCR-Test abgeliefert haben. Die haben bekanntlich einen unkritischen Corona-Verlauf, werden aber höchstwahrscheinlich trotzdem stillschweigend mitgezählt, auch wenn sie mit 98 Lenzen und multiplen Organversagen dort liegen.

Also keine Panik, wenn auch heute wieder Spahn und Wieler in der Pressekonferenz des RKI vor eine komplett neue Gefahrenlage gewarnt haben. Demnach wären die neuen Mutationen nicht nur ansteckender, sondern es hätte sich inzwischen gezeigt, dass nun jeder 4. ungeimpfte Patient über 60 von einem schweren Verlauf und gar Tod bedroht wäre (Anm.d.Red.: Was hier so lapidar formuliert ist, wäre eine Verhundertfachung der Corona-Gefahr. Ich kann nur hoffen, dass hier eine abartig freche Übertreibung vorliegt, um die Bevölkerung unter Stress zu halten. Sonst hätten wir bei den jetzigen Infektionszahlen in ein bis zwei Wochen nicht nur die Intensivstationen voll, sondern auch eine über 10.000 Tote pro Tag!). Keine Ahnung, welche Gründe hinter der erneuten Panikmache stecken, es würde mich wundern, wenn die Intensivstationen überlastet werden würden. Nicht wundern wird es mich allerdings, wenn sie bald wieder knapp unterhalb der Überlastungsgrenze leiden werden, zumal der Bundesgesundheitsminister dies heute prognostiziert hat.

Ich möchte meinen Blog diese Woche wieder mit einer News beenden, bei dem sich, je nach Weltanschauung entweder lachend oder weinend auf dem Boden wälzt. In der sogenannten Muslimischen Community hierzulande besteht die Befürchtung, dass in den zugelassenen Corona-Impfstoffen Bestandteile von Schweinen enthalten sein könnten (Anm.d.Red.: Das würde dann Lothar Wielers Beobachtung, ob des hohen Anteiles an muslimischen Patienten auf den Intensivstationen in Zukunft zu einer neuen Aktualität verhelfen). Das ist umso lustiger oder, wie gesagt, je nach Weltanschauung umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass die türkischen Besitzer von Biontech demnach die eigenen Religionsgenossen ins Knie schießen würden. Nun spricht der Prophet ausschließlich von Nahrungsaufnahme und hat sicher nicht darüber nachgedacht, dass seine Anhänger ein paar tausend Jahre später mal vor dem Problem stehen würden, sich Schwein injizieren zu müssen. Ich bin kein Koranexperte, allerdings weiß ich, dass nicht die Schriften selbst, sondern deren vielerlei Deutungen, Jahrhunderte später durch sogenannte und selbsternannte Koranexperten (Anm.d.Red.: Ja, die gibt es nicht nur in der Pandemie), dafür sorgen, dass sich irgendwelche Fusselbärte aufmachen, um Ungläubigen den Arsch wegzusprengen. Inwieweit es moderne Deutungen gibt, die sich mit dem medizinischen Konsum von Schwein befassen, kann ich nicht sagen, aber es dürfte als sehr wahrscheinlich gelten. Mich persönlich würde mehr interessieren, wer diese Information, die sich wahrscheinlich als Fake-News entpuppen wird, gestreut hat. Mir hat ein Muslim glaubhaft versichert, dass er nicht verdammt ist, wenn er nicht wusste, dass er Schwein isst oder sagen wir mal aus gegebenem Anlass besser ´zu sich nimmt´. Das Streuen dieser Information würde also die Gesundheit von streng gläubigen Muslimen gefährden und/oder aber die Impfbereitschaft senken, zumal 5 Millionen Muslime allein in Deutschland schon einen Einfluss haben könnten. Waren es also Rechte, Impfgegner, islamistische Fanatiker oder nur ein paar muslimische Influencer, die in den sozialen Medien nach Followern jagen?

Ich kann unsere Freunde aus dem Morgenland beruhigen. Es ist gibt noch eine Gelegenheit, zu der dem Gläubigen gestattet ist, Schwein zu sich zu nehmen: Wenn er droht zu verhungern. Auch wenn ich keine Deutungshoheit habe: Wenn schon gelehrte Menschen Formulierungen im Koran von der simplen Nahrungsaufnahme auf die moderne Medizin erweitert haben, kann man `Verhungern´ auch ohne Probleme in ´Sterben´ im Allgemeinen umdeuten. So gesehen ist der muslimische Coronatiker meiner Meinung nach auf der sicheren Seite, wenn er sich impfen lässt.

 

Schönes Wochenende!