Der Blick zum Gipfel

Heute Morgen war das erste Interview des Tages, welchem ich die Ehre hatte beizuwohnen, eines mit Prof. Janssens. Der Intensivmediziner scheint sich in Sachen Öffentlichkeitsgeilheit offensichtlich einen Genpool mit Karl Lauterbach zu teilen. Zu seinen Fachgebieten, bei denen er sich berufen fühlt im Fernsehen und Talkshows seinen Senf dazuzugeben, gehört nicht nur die Situation auf den Intensivstationen. Gerne und reichlich äußert er sich auch zu allen sonstigen Corona-relevanten Themen, gesellschaftspolitischen Fragen und der Stimmung in Deutschland allgemein. Wenn man ihn freundlich fragt, würde er sicher auch noch Abnehm- und Einrichtungstipps geben (Anm.d.Red.: Wie schon bei Carola Holzner bewundere ich immer, wie es diese Halbgötter in Weiß trotz der, nach eigener Endlosschleifen-Aussage herrschenden coronaler Dauerüberlastung schaffen, immer frisch geschniegelt und gebügelt vor allen Kameras der Republik aufzutauchen. Da können wir japsenden Sterblichen uns nur neidisch die Augen reiben). Deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass besagter Prof. Janssens sich heute Morgen zum Impfgipfel von Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer äußern durfte. Dort wurde gestern viel über die Rückgabe von Freiheitsrechten für Geimpfte und Genesene geschwurbelt, aber gerade mal gar nichts entschieden. Eine trauriger Dauerzustand der Pandemiebekämpfung, der aber wie üblich in der darauffolgenden Pressekonferenz mit Merkel und Söder komplett anders verkauft wurde. Ein ´Gipfel der Hoffnung´ soll es dann auch gewesen sein, wie Markus Söder, großmäulig wie immer verkündete. Allerdings sicher nicht für die Bevölkerung, die weiterhin weder weiß, wann sie hierzulande wieder im Restaurant sitzen darf, noch, ob sie diesen Sommer irgendwohin in Urlaub fahren kann. Von den Unternehmern mit ihren geschlossenen Geschäften einmal ganz zu schweigen.

Ich gehe davon aus, dass man einfach kaum noch jemanden findet, der sich positiv zu dem aktuellen Treiben der Bundesregierung äußert, also fragt man halt einen der gewogenen Experten, was er von ethisch, moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Impfung hält. Dann kann es auch in Ermangelung eines passenden Gesprächspartners auch gerne mal der verfügbare Intensivmediziner sein, besonders, wenn er so verfügbar ist wie Prof. Janssens. Klingt logisch, schließlich werde ich, der für Siemens Kraftwerke betreut, auch immer gefragt, wie gut unsere Kaffeemaschinen sind.

Weiterhin machte man sich auf dem gestrigen Impfgipfel sehr viel Gedanken, ob man die Impfpriorität schnell aufheben kann und soll oder nicht. Ich muss zugeben, dass mir die Dringlichkeit dieser Frage nicht ganz einleuchtet. Solange der Impfstoff, der herbeigeschafft wird, auch umgehend für die ersten und zweite Impfung in den Prio-Gruppen umgehend verimpft werden kann, sollte doch hier kein Entscheidungsdruck herrschen. Deshalb ist davon auszugehen, dass man dem Volk mal wieder nicht die ganze Wahrheit erzählt. Naheliegende Vermutung meinerseits, der Andrang auf den Impfstoff von AstraZeneca ist doch nicht so groß, wie man uns in den Medien vorgaukelt. Ich zumindest kenne zwar schon viele Geimpfte, aber keinen, der sich mit AstraZeneca impfen ließ, beziehungsweise es in Zukunft tun möchte (Anm.d.Red.: Das ist nicht ganz richtig. Einen habe ich letzte Woche kennenlernen dürfen, jedoch hoffe ich, die Aussage ´Scheiß egal was man mir spritzt, Hauptsache ich bekomme einen Stempel in den Impfausweis´ ist nicht repräsentativ für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung). Ich denke hier besteht in Teilen der Bundesregierung die Hoffnung, man würde durch das Wegfallen der Impfpriorität genug Menschen aktivieren können, die sich diesen Ladenhüter, trotz einer geringen 60%igen Wirksamkeit und Thrombosegefahr spritzen lassen.

In den Impfzentren scheint man, zumindest in den aktuellen Prio-Gruppen, keine Freiwilligen mehr zu finden, obwohl alle mir bekannten Erzählungen aus diversen Impfzentren davon berichten, dass man hier Impflinge euphemistisch gesprochen mit Nachdruck zu AstraZeneca drängen wollte. Zweifelhafte Aussagen von Ärzten, wie ´Astra oder basta´ oder das aggressive Angehen von Menschen, die AstraZeneca ablehnten, durch Angestellte des Impfzentrums beweisen, dass hier mehr ´Verkaufsdruck´ herrscht als auf der abgefucktesten Kaffeefahrt.

Auch den Hausärzten wird offensichtlich die Pistole auf die Brust gesetzt. Mir sind Praxen bekannt, die verpflichtend 10 Fläschen also 50 Einzeldosen AstraZeneca abnehmen müssen, nur um eine Ampulle Biontech zu erhalten (Anm.d.Red.: Nebenbei bemerkt, bringt diese Strategie überhaupt nichts. Viele der betroffenen Ärzte wollen den problematischen Impfstoff ohnehin nicht guten Gewissens empfehlen. Man kann mal darüber nachdenken, was es für eine Hausarztpraxis bedeutet, wenn herauskommt, dass ein Patient an einer Hirnvenenthrombose gestorben ist, nachdem er zuvor von diesem Arzt zu einer Impfung mit AstraZeneca gedrängt wurde. Der kann zu machen, seinen Namen ändern und in ein andere Stadt ziehen. ´jameda.de´ oder ´sanego.de´ lassen grüßen. Es kann also angenommen werden, dass der aufgezwungene Impfstoff im Lager vergammelt).

Vor diesem Hintergrund ist es übrigens sehr lustig, dass die EU gerade AstraZeneca wegen angeblich nicht eingehaltener Lieferzusagen verklagt hat. Nach dem dilettantisch verhandelten Vertrag zu urteilen, in dem nur unklare Lieferzusagen geschrieben stehen, ist der Ausgang einer solchen Klage ungewiss. Stattdessen sollten alle Beteiligten auf EU-Seite lieber froh sein, dass AstraZeneca nur etwa 50% der ursprünglich angedachten Mengen geliefert hat.

Sollte man wirklich noch ein paar Millionen Dosen von dem Zeug brauchen, kann man sich übrigens vertrauensvoll an Joe Biden wenden. Die USA haben angekündigt 60 Millionen Fläschchen mit AstraZeneca verschenken zu wollen. Offiziell, weil man ihn aufgrund der ausreichenden Verfügbarkeit anderer Impfstoffe nicht mehr ´braucht´, inoffiziell wahrscheinlich eher, weil man ihn nicht mehr ´will´. Vielleicht handelt man hier aber auch etwas vorschnell, zumal auch Biontech Pfizer Impfstoff in Israel unter den Verdacht geraten ist, für Herzmuskelentzündungen verantwortlich zu sein. Wer weiß, was da noch auf den geneigten Impfling zukommen wird.

Doch selbst wenn ich die Casa AstraZeneca etwas überbewerten sollte, steht zu befürchten, dass noch andere Unwägbarkeiten auf die deutsche Impfkampagne zukommen und dafür sorgen werden, dass wir noch lange Spaß an den Einschränkungen haben werden. Nicht nur, dass die Nachrichten von immer neuen Mutanten berichten, von denen man vermutet, dass sich einige oder gar alle Impfstoffe als unwirksam erweisen werden, auch das lange totgeschwiegene Thema der Impfverweigerer dürfte demnächst ebenfalls noch einmal Fahrt aufnehmen. Immerhin waren zuletzt fast ein Viertel der Bevölkerung unentschlossen und nur weil man gerade so tut, als würde bei der Impfung jeder ´hier´ schreien, sehe ich noch lange keine Chance, dass die Bundesregierung vor der Bundestagswahl eine Lockerung der Corona-Maßnahmen erklären wird (Anm.d.Red.: Dabei dürften wir dank der geimpften Risikogruppen, durchlaufenen Infektionen und eine ohnehin nie gefährdete große Gruppe der Kinder und Jugendlichen inzwischen nahe der Herdenimmunität liegen).

 

Dabei wäre gerade dieses Vorgehen der fatalste Fehler, den die CDU/CSU gerade überhaupt machen kann. Sollte Deutschland, entgegen allen Versprechungen der Regierung,  einen weiterer Sommer mit Einschränkungen erleben, die dank der aktuellen Notbremse noch schlimmer werden könnten als 2020, könnte es den unreflektierten Teil der Wahlberechtigten endgültig in die Arme der Grünen treiben. Das ist übrigens auch der Grund, warum man sich gerade auffällig aus den Corona-Diskussionen heraushält, wie jüngst bei der Abstimmung zur Corona-Notbremse im Bundestag. Hier überlässt man es anderen Oppositionsparteien, sich die Finger zu verbrennen. Wenn die Strategie aufgeht sind wir nach dem 26. September in den Fängen von Babyface Baerbock. Dann kann sich die deutsche Bevölkerung gewiss sein, dass Corona wirtschaftlich gesehen nur ein kleiner Schnupfen war und die richtige Scheiße gerade erst begonnen hat. Zumindest, wenn man zum steuerzahlenden biodeutschen oder integrationswilligen Teil der Bevölkerung gehört.