Für Kleinvieh gibt´s nur Mist

Heute hat es im Bundestag eine Fragestunde an Kanzleramtsminister Helge Braun gegeben.

In der Bundespressekonferenz haben Familienministerin Giffey und Bildungsministerin Karliczek ein Aufholprogramm vorgestellt, um die Folgen von Corona bei Kindern und Jugendlichen abzufedern (Anm.d.Red.: Übrigens, falls sich jemand wegen des ersten Satzes und der fehlenden Weiterführung wundert. Es lohnt einfach die nicht, denn die Fragestunde war so überflüssig wie ein Kropf. Nichts hat sich verändert. Das gilt übrigens für die Haltung der Bundesregierung, wie auch für die Leibesfülle des dicken Helge. Allerdings ist es eine Sache, ob letzterer sich als Fleisch-gewordene Corona-Risikogruppe selbst gefährdet oder er und seine Regierungskollegen dagegen ganz Deutschland, nur weil sie weiter stur an ihren schwachsinnigen Inzidenzwerten festhalten. Wenn man wie Helge Braun eine Abhängigkeit von Inzidenz und Testkapazitäten leugnet und die Notbremse bereits 10 Tage nach Einführung als Grund für die sinkenden Infektionszahlen preist, ist alles gesagt und man kann dem Kanzleramtsminister eigentlich nur noch einen Aluhut reichen). Wo war ich? Ach ja, wieder mal viel blabla und wie immer, wenn in der Pandemie von Seiten der Politik Tatkräftigkeit vorgegaukelt werden soll, werden auch wieder, nicht zu knapp Gelder bereitgestellt. Dieses Mal waren es läppische 2 Milliarden Euro unserer Steuergelder, die in dieses sogenannte Flaggschiff-Projekt reingepumpt werden sollen (Anm.d.Red.: Übrigens lernte ich von Frau Giffey, dass es sich um eines von zwei Projekten mit solch martialischen Namen handelt – gut, normalerweise gibt es in einem Flottenverband nur ein Flaggschiff, aber wer bin ich, unserer Familienministerin zu widersprechen. In dem anderen Projekt wurde ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter angekündigt.  Laut Information aus berufenem Elternmunde bekommt man zwar kaum einen Kita-Platz in Wohnungsnähe, aber dafür jetzt Ganztagsbetreuung in Grundschulen. Respekt!).

Ich persönlich war bisher eigentlich der Meinung, dass das alleinige Problem die Corona-bedingt geschlossenen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen wäre.  Allein den Grundschülern fehlen schon heute 400-600 Unterrichtsstunden. Die Situation in den Kitas ist noch katastrophaler. Wenn bereits 30% der Zeit, die ein Kleinkind in seinem Kita-Leben normalerweise unter seinesgleichen verbringt, durch den Lockdown pulverisiert wurde, kann man sich selbst ausrechnen, welche Defizite hier aufpoppen. Mir fallen da unter anderem die frühkindliche Spracherziehung, das Ausbilden eines widerstandfähigen Immunsystems durch den normalen Virenaustausch und das Etablieren einer brauchbaren Sozialkompatibilität, inklusive dem Korrigieren von Helikopter-elterlichen Erziehungsfehlern ein. Solange diese Einrichtungen geschlossen sind, ist dieses Aufholprogramm der Familien- und der Bildungsministerin schnöde Augenwischerei. Man braucht sich nicht mit dem Stopfen eines Loches brüsten, das noch im Anwachsen begriffen ist.

Das Aufholprogramm besteht aus Nachhilfeprogrammen, Familienunterstützung, oder außerschulischen sozialen Programmen für alle Altersgruppen von frühkindlicher Bildung bis in den Jugendbereich. Man will unter anderem auch über 6000 sogenannter Sprach-Kitas einrichten. Wer jetzt denkt, da würde das überbegabte Kleinkind eine zusätzliche Sprache lernen, irrt. Es geht darum großen Teilen der Kita-Kinder mit, aber auch ohne Migrationshintergrund erst einmal vernünftig Deutsch beizubringen. Wenn man in der Grundschule nicht erst ein Jahr mit Sprachkurs verplempern muss, haben die weiterführenden Schulen sicher gute Chancen Neuzugänge zu bekommen, denen sie wiederum nicht erst Lesen und Schreiben beibringen müssen.

Das mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Ich denke jedoch, dass hier nur wieder Symptome bekämpft werden. Wenn Eltern die Zahl ihrer Kinder mehr nach ihren eigenen Möglichkeiten und nicht nach den Segnungen des Kindergeldes festlegen würden, wären wir hier sicher einen gewaltigen Schritt weiter und der Staat müsste nicht den Spracherziehungsauftrag der Heranwachsenden übernehmen.

Es mag zwar süß klingen, wenn Quietschstimmchen Giffey etwas vom kleinen Frosch Eddi erzählt. Leider ist der nur für die Familienerholung für sozial Schwächere zuständig und kein Superfrosch, der im Alleingang Corona besiegen kann. Natürlich ist es gut, dass man hierfür Geld bereitstellen und Familienfreizeiten und Jugendherbergen fördern will. Auch den Freizeitbonus von 100€ für bedürftige Familien kann ich mittragen. Aber wie gesagt, so lange die Bundesregierung nicht einsieht, dass die Schulen und Kitas umgehend in den Normalbetrieb zurückkehren müssen, egal wie sich die Pandemie entwickelt, ist es sinnlos diese Details zu diskutieren.

Immerhin sind unsere beiden Powerfrauen auf einem guten Weg, denn sie haben eingesehen, dass das Projekt Homeschooling der Hauptgrund ist, warum sich die Schüler solche Lernrückstände eingefangen haben und es immer noch tun. Allerdings sehen sie die Probleme eher in sozialen Brennpunkten. Ich dagegen denke, dass das Lerndefizit durch alle Gesellschaftsschichten geht. Das Problem ist der geänderte Stundenplan der kleinen Augensterne im Homeoffice, der statt Deutsch, Mathe, Erdkunde und Sport seit Beginn dieser pädagogischen Totgeburt aus Leistungsfächern besteht, wie Spät-Aufstehing, Couch-Sitting, Scheiß-Fressing, Internet-Surfing, X-Box-Playing und YouTubing.

Freut Euch auf die Generation Corona. Dagegen werden die ´Fridays for Future´- Kids wie eine sanfte Nervenstimulation wirken.