Zwei Seiten der Medaille

Hat sich die Berichterstattung der Medien in Corona-Zeiten geändert?  Ich für meinen Teil denke, dass man diese Frage eindeutig mit ´Ja´ beantworten kann und ich habe auch zu unzähligen Gelegenheiten in diesem Blog Beispiele angeführt. Seit Beginn der Pandemie konnte man eine besorgniserregende Entwicklung erkennen, weg von einer neutralen Berichterstattung, hin zu einer manipulativen, in der die Regierungspolitik der kompromisslosen Infektionsverhütung stets als der einzig gangbare Weg propagiert wurde und immer noch wird.

Die Wortwahl in der Berichterstattung ließ und lässt dabei keinen Zweifel daran, dass jegliche Kritik an den Corona-Maßnahmen oder Meinungen außerhalb des Mainstreams einer kranken, fehlgeleiteten, schlimmstenfalls rechtradikalen Grundhaltung entsprungen sein muss. Ich kann allerdings nicht sagen, ob die Medien diese Meinung bewusst gebildet oder sie anfangs nur instinktiv gewählt haben, um sie fortan als Welle zu reiten, weil sie die größte Aufmerksamkeit erzeugte. Einschaltquote, Verkaufszahlen und letztendlich Clicks sind aber auch hier das Maß, an dem sich Journalisten heutzutage messen lassen müssen.

Letzten Endes ist es unwichtig, ob die Medien der Verursacher oder nur der Verstärker dieser alternativlosen Meinung waren. Durch ihre einseitige Beleuchtung der Corona-Pandemie haben sie letzten Endes die breite unreflektierte Masse manipuliert, auf eine Seite gezogen und dadurch einem ganzen Land jegliche Alternativen im Umgang mit der Pandemie genommen. Legendär unerträglich abgerundet wird das manipulative Gesamtbild der Pandemie dabei stets durch die, vollkommen unrepräsentativen Umfragen bei Passanten in den deutschen Fußgängerzonen, wobei immer nur die Interviews gesendet werden, die die jeweils zu transportierende Meinung abbilden (Anm.d.Red.: Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern simple Wahrscheinlichkeit. Mein Lieblingsbeispiel kommt aus einer sehr frühen Corona-Phase, als ntv in der Gelsenkirchener Fußgängerzone offensichtlich nur Menschen fand, die es richtig fanden, wegen der pandemischen Lage, die Bundesliga ruhen zu lassen. Siehe meinen Blogbeitrag vom 16.04.20, ´The day after´. Ungeachtet welcher Meinung man bei diesem Thema sein mag, wer ernsthaft glaubt, dass sich im Schatten von Schalke 04 nur Passanten gefunden haben, die hier die Vernunft vor ihren Fußballenthusiasmus stellten, der glaubt auch, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen auf das Gender-Sternchen steht).

Mit der Unterschlagung alternativer Meinungen, bei gleichzeitigem Betonen der Gewünschten beeinflusst man schlichte Gemüter entsprechend. Am Ende glauben sie, die Entscheidung selbst getroffen zu haben oder man gibt ihnen zumindest das gute Gefühl, richtig zu handeln, wenn man sich einer vermeintlichen Mehrheit anschließt. Bei einem Anteil von mindestens 80% schlichterer Gemüter an der Bevölkerung eines jeden Landes hat diese Vorgehensweise fast immer Erfolg, vorausgesetzt sie wird in den entsprechenden Kanälen so einfach präsentiert, dass sie jeder Trottel versteht (Anm.d.Red.: Was hier von Regierung und angeschlossenen Medien durchaus als legitim angesehen wird, also komplexe Themen mit dem Verzicht auf Sachargumente dem schlichten Gemüt zu verkaufen, gesteht man allerdings dem Andersdenkenden nicht zu. Hier ist es dann Polemik). Dabei spielt es wie gesagt keine Rolle, ob Medien diesen Vorgang starten, weil sie böswillig von politischen Kräften zur Erreichung egoistischer Ziele instrumentalisiert wurden oder nur um die Auflage zu steigern. Das Ergebnis, beziehungsweise die Gefahr ist dieselbe: Oppositionelle Meinungen zum vermeintlich gängigen Mainstream geraten unter Druck. Angefangen von Shitstorms im Internet bis hin zur Zerstörung von Existenzen. Sehr gut zu sehen bei der Protestaktion einiger deutschsprachiger Schauspieler gegen die Corona-Maßnahmen (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 23.04.21, ´Der Widerstand lebt´).

Leider muss ich immer mehr feststellen, dass die Verantwortlichen in Politik und Medien in der Corona-Pandemie inzwischen offensichtlich Geschmack an dieser Manipulation der öffentlichen Meinung gefunden haben und sie auch auf anderen Gebieten nutzen. Inwieweit man diese neue Art der Beeinflussung zufällig im Verlauf der Pandemie entdeckte oder Corona doch bewusst als Prototyp initiierte, um die Idee einer neuen Stufe der Bevormundung der Menschheit zu testen, mag ich nicht beurteilen. Ich habe zumindest das Gefühl, dass beispielsweise die Demontage eines Armin Laschet oder der Aufstieg und Fall von Babyface Baerbock, allein durch dumme Aktionen der beiden Protagonisten selbst, in so kurzer Zeit ohne tatkräftige Beeinflussung durch die Medien gar nicht möglich gewesen wären.

Auch die Diskussion um die Frage, inwieweit die Münchner Fußball-Arena zum Spiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten soll, zeigt nicht nur, dass wir offensichtlich keine anderen Probleme haben, sondern wäre, meiner Meinung nach, vor der Pandemie in einer Form behandelt worden, die das Thema wenigstens von zwei Seiten beleuchtet hätte (Anm.d.Red.: Manuel Neuer, der die ganze Sache mit dem Tragen einer Regenbogenbinde angestoßen hatte, dürfte wahrscheinlich weniger Ungarn im Sinn gehabt haben, zumal er auch schon mal ausschließlich Männer in Matrosenkostümen zur eigen Geburtstagsparty eingeladen hat. Statt sich hinter solchen banalen Aktionen zu verstecken, sollten insbesondere prominente homosexuelle Fußballer vielleicht mal ein Zeichen setzen und sich outen. Denn trotz aller Beteuerungen und schönen Feigenblattaktionen ist der Männerfußball immer noch eine Bastion der Homophobie und Schwule werden, besonders im Amateurfußball, nach wie vor vielerorts aufs Übelste gemobbt). Man wollte mit dieser Aktion ein Zeichen gegen die homophobe Politik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán setzen. Damit ginge es um Menschenrechte und um nicht verhandelbare Politik tönt es von allen Seiten, die sich berufen fühlten. Als die UEFA diese Aktion ablehnte begann die medial unterstützte Hetzjagd, wie man sie zu genüge aus Corona Zeiten kennt und immer noch tagtäglich bestaunen kann. Fortan gab es keine andere Meinung mehr, als die, vom Mainstream selbstgerecht ausgerufene.

Nicht falsch verstehen, ich bin auch der Meinung, dass die UEFA ein korrupter Sauhaufen ist und Viktor Orbán sehr zweifelhafte und undemokratische Entscheidungen gegen Pressefreiheit und Menschenrechte trifft. Außerdem hat jede Minderheit das Recht zu leben, wie es ihr gefällt, solange sie anderen damit nicht auf den Sack gehen (Anm.d.Red.: Im Übrigen sollte man sich das angeblich homophobe Gesetz, dass die Ungarn im Parlament durchgewunken haben vielleicht einmal durchlesen, insbesondere wenn man darüber berichtet oder wie Frau von der Leyen mit EU-Strafen droht. Die Ungarn haben einfach gesagt, dass Kindern in der Öffentlichkeit kein Material zur Verfügung gestellt werden soll, das homosexuelle Darstellungen zeigt oder beschreibt. Es soll allein in der Verantwortung der Eltern liegen zu entscheiden, wie sie den Kindern diese Themen erklären, wenn diese während des Heranwachsens mit solchen Themen in Berührung kommen oder selbst solche Neigungen entwickeln. Mag ein Vorwand sein, muss aber auch mal gesagt werden).

Zurück zum Thema. Unabhängig, ob man das ungarische Gesetz nun richtig verstanden oder überhaupt gelesen hat, Aufgabe der UEFA ist es nur einen neutralen unpolitischen Boden für den Sport zu schaffen. Das bedeutet, sie hat dafür Sorge zu tragen, dass in einem Länderspiel mit ungarischer Beteiligung jede Kritik an Orbán und damit auch an denen, die ihn gewählt haben (Anm.d.Red.: Offensichtlich die Mehrheit, sonst wäre er nicht an der Macht) und im Stadion beziehungsweise am Fernseher zusehen, fehl am Platze ist. Ich kann mir umgekehrt nicht vorstellen, dass Deutsche es besonders lustig finden würden, wenn sie zur Begrüßung beim Länderspiel vom Gastgeberland auf die eigenen Leichen im Keller aufmerksam gemacht werden würden. Mir fallen da Plakate ein, wie `Feiges Deutschland - leistet Euren Beitrag in der Nato´, ´Deutsche Waffen töten Unschuldige in der ganzen Welt´ oder ´Stoppt Tierquälerei auf deutschem Boden – Stoppt Schächtungen´. Gerne aber auch, wie von Amnesty International in Deutschland seit Jahren angeprangert wird ´Deutschland schlägt seine Frauen´ oder ´Deutschland – Land der Nazis und Antisemiten´.

Noch ein weiteres Wort zur großen Aussage der ´nicht verhandelbaren Politik der Menschenrechte´. Ich persönlich bin der Meinung, dass Deutschland nicht das Recht hat sich als Richter über andere Völker aufzuspielen solange es im eigenen Land den Islam und somit die Unterdrückung der Frau, Homophobie, Kinder- und/oder Zwangsehen, Antisemitismus, sowie überhaupt den grundsätzlich fehlender Respekt allen anderen Religionen gegenüber, als integralen Bestandteil seiner Kultur bezeichnet. Deutschland sollte tunlichst vermeiden gegenüber anderen Nationen die Fresse aufzureißen, nur weil man es geschafft hat, bei einem einzelnen ethisch brauchbaren Thema mal besser dazustehen. Wo war denn die Regenbogenfahne oder gar die violette Fahne des Feminismus und das gleichfarbig angestrahlte Stadion als bei den letzten Länderspielen die Türkische oder Mannschaften anderer muslimischer Länder aufgelaufen sind?

Diese neue, gelenkte Meinungsbildung befeuert und praktiziert eine elende Bigotterie, die darin gipfelt, dass inzwischen Politiker, wie Durchschnittsbürger in Deutschland glauben, darüber entscheiden zu dürfen, wann und wobei einzelne Personen, Gruppen oder Staaten zu kritisieren sind und wann es lukrativer ist zu schweigen. Da wird ein Putin angegangen, weil er den Regimekritiker Nawalny inhaftiert, aber innerhalb der EU toleriert, dass in Spanien Menschen in Haft sitzen, die gewaltfrei für die Unabhängigkeit Kataloniens kämpfen (Anm.d.Red.: Ich persönlich halte den Kampf gegen die Allmacht Putins in gewissen Grenzen für sinnvoll und den Kampf für die Unabhängigkeit Kataloniens in allen Teilen für Unsinn. Aber das ist meine Meinung und sollte nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden).

Die Endstufe der Perversion liegt aber ganz woanders. Woher nimmt man die Frechheit mit großem Hallo die Homophobie in Ungarn anzuprangern, gleichzeitig aber geflissentlich ignoriert, was Länder im Nahen Osten so treiben. Die Menge der Waffenexporte und anderer Geschäfte als Entscheidungskriterium für Kritik anzulegen ist ethisch äußerst fragwürdig, besonders wenn man demnächst in Katar der deutschen Mannschaft in Stadien zujubelt, bei deren Errichtung tausende Menschen gestorben sind und in denen hinterher wieder Schwule öffentlich ausgepeitscht werden. Wer in einem Land an einer Fußball-WM teilnimmt, in dem Homosexualität noch unter Strafe steht und damit diese Ungeheuerlichkeit stillschweigend toleriert, der sollte sich zweimal überlegen auf wen er beschuldigend den Finger richtet.

Viktor Orbán hat jedenfalls seine Teilnahme am Länderspiel heute Abend, ob dieser politischen Provokation abgesagt. Wer will sich schon bei einem Sportevent auf fremden Boden 90 Minuten lang auspfeifen lassen? Die Mainstreampresse indes sorgt dafür, dass es ausschließlich als Erfolg gefeiert wird. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Letzten Endes hätte ich von den Medien wenigstens einen Hinweis erwartet, dass hier auch von anderer Seite Fehler gemacht wurden. Hätte man die Münchner Fußballarena bei jedem EM-Spiel in Regenborgenfarben leuchten lassen, wäre das ein Statement für Diversität gewesen und es wäre perfekt gewesen. Indem man aber explizit hervorhebt, nur das Ungarn Spiel gewählt zu haben, um Viktor Orbán einen zu pinnen, wurde das Thema politisch und somit höchst problematisch (Anm.d.Red.: Der Nebensatz ist meist der Wichtigere. Wir hätten auch heute eine Autobahnmaut für PKW und Milliardeneinnahmen, wenn damals der große Pannenminister Scheuer sich den Nebensatz gespart hätte, dass er auch Ausländer an der Instandhaltung der deutschen Straßen beteiligen wolle). Manchmal ist weniger eben doch mehr!

Mag sein, dass ich durch diesen Blog und den inflationären Konsum von Nachrichtensendungen in der Pandemie ein wenig hypersensibel reagiere, aber ich glaube mich an Zeiten vor der Pandemie erinnern zu können, als noch mehrere Meinungen zu einem Thema zugelassen wurden und unliebsame Ansichten in den Nachrichten und Talkshows nicht rücksichtslos niedergeknüppelt, totgeschwiegen oder gar kriminalisiert wurden. Das ist besonders bedenklich, da es sich bei diesen gezüchteten Mehrheiten nicht zwingend wirklich um solche handelt, sondern sie oft nur von Medien und den jeweiligen Interessengruppen herbeifantasiert werden, um die eigenen Ziele als `Volkes Wille´ durchsetzen zu können.

Dabei ist es meist sehr leicht diese Meinungsmache der Medien zu durchschauen. Meist genügt aktives Nachfragen bei Mitmenschen. Quasi der individualisierte Gegenentwurf zur Fußgängerzonenbefragung in den Medien. Da kommt man schnell zu überraschend anderen Ergebnissen und muss erkennen, dass meist sehr wenige Mitmenschen die in den Medien transportierte Meinung teilen, sondern einfach lieber schweigen. Den wissenschaftlichen Beweis meiner Theorie liefert die Studie aus der letzten Woche, nach der weit über die Hälfte der Deutschen aktuell glaubt, die eigene Meinung in Deutschland nicht mehr frei äußern zu können (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 18.06.21, ´Die Katze aus dem Sack´). Der schlechteste Wert seit 1953 und damals hatten wir noch das Dritte Reich in den Knochen.

Um zum Anfang zurückzukommen: Der Journalismus in Deutschland hat sich in der Pandemie zu seinem Nachteil verändert und ist manipulativ geworden. Letzten Endes hat nicht das Virus, sondern die Berichterstattung darüber die Menschen verändert. Das lässt bei anderen Themen in der Zukunft nichts Gutes erwarten.

Nun bleibt mir nur noch allen viel Spaß beim Spiel der Deutschen gegen Viktor Orbán zu wünschen. Ich hoffe man kann es vor lauter Regenbogenfahnen überhaupt noch sehen.