Nörgeleien

Es ist eine traurige Tatsache. Die Flutkatastrophe zeigt uns zwar gerade, wie viel Solidarität und Hilfsbereitschaft es in Deutschland gibt, zumindest wenn es gilt echte Schicksalsschläge zu bewältigen und nicht die medial fabulierte, wenn es darum geht für die Regierung dumme Corona-Einschränkungsmaßnahmen durchzudrücken. Leider kommt dann auch in Krisen nach einigen Tagen wieder die schlechteste Eigenart des Deutschen durch. Denn kaum, dass er sich den ersten Schlamm von der Backe geputzt und die Schippe mal kurz zur Seite gestellt hat, erinnert sich auch das deutsche Flutopfer wieder an seine Rolle des unzufriedenen Nörglers, dem man nichts Recht machen kann. Bereits eine Woche nach der Flutkatastrophe schleicht sich langsam wieder diese alles vergiftende Unart ein und, wie hinreichend aus der Pandemie bekannt, wird solcherlei Unfug dann auch freudig von den anwesenden Reportern transportiert und in Dauerschleife ins Land gesendet. Spätestens jetzt im Nörgel- und Schuldigen-Suchmodus zeigen alle Beteiligten und Unbeteiligten ebenfalls wieder eine, an dieser Stelle aber leider unselige Solidarität.

Angefangen hat es mit der unverständlichen Kritik, dass eine Woche nach der Katastrophe noch keine Hilfsgelder an die Betroffenen geflossen wären. Mit Recht fragt sich der Betrachter mit Restverstand, was an dieser Stelle erwartet wir. Einen Armin Laschet, der sich auf den Marktplatz von Erftstadt stellt und Geldbündel an alle verteilt, die glaubhaft versichern Opfer des Hochwassers zu sein (Anm.d.Red.: Man erinnere sich: Im Lockdown konnte es mit Zahlungen auch nicht schnell genug gehen, aber den Missbrauch in der Folge aufgrund mangelnder Kontrolle fand der deutsche Nörgler dann auch Scheiße). Machen wir uns nichts vor, wer mitbekommen hat, dass einen Tag nach der Flutkatastrophe halb zerstörte Häuser geplündert wurden, der glaubt doch nicht ernsthaft, dass dieser und ähnlicher Abschaum nicht auch sofort in der virtuellen Schlange stehen würde, wenn es darum geht, ungerechtfertigt Hilfsgelder abzugreifen. Deshalb wäre hier ein wenig Geduld angebracht. Auch jedes Flutopfer hat ein Konto und egal wie überzogen es zum Zeitpunkt der Katastrophe gewesen sein mag, ich denke nicht, dass sich gerade irgendeine Bank oder Sparkasse den Imageverlust leisten würde, diesen Bedürftigen monetäre Unterstützung zu verweigern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es die Politik mit den Hilfsgeldern an vielen Stellen trotzdem verbockt, aber man muss ihr wenigstens die Zeit dazu lassen…

Weiter ging es mit der Kritik am Katastrophenschutz der Bundes- und den betroffenen Landesregierungen hinsichtlich eines angeblich unzureichenden Frühwarnsystems, dass Teile der letztlich betroffenen Bevölkerung in den Flusstälern nicht rechtzeitig gewarnt hätte (Anm.d.Red.: Zunächst einmal sollte festgehalten werden, dass viele besonders gefährdete Straßenzüge rechtzeitig evakuiert wurden. Die Toten sind hier unter denen zu beklagen, die sich hinterher einfach wieder unbemerkt zurückgeschlichen haben). Dabei haben die digitalen Frühwarnsysteme offensichtlich einwandfrei funktioniert und die verfügbaren Warnapps ebenfalls. Ich denke dieses eine Mal kann ausnahmsweise mal kein Politiker oder Beamter etwas dafür, wenn die Betroffenen solche Warnmeldungen zwischen allen Facebook Posts, WhatsApp Nachrichten, TicToc Video Müll und Katzenvideos übersehen (Anm.d.Red.: Da kann man auch noch gerne eine SMS hinterherschicken, wie der FDP-Vorsitzende Christian Lindner im Wahlkampfmodus klugscheisserisch und vor allem hinterher gefordert hat).  Wenn man in einem Hochwasserrisikogebiet wohnt, dann sollte man bei Starkregenwarnung schon eigenverantwortlich handeln und des Öfteren die einschlägigen Informationskanäle checken. Dabei spielt es definitiv keine Rolle, wie schwer die Katastrophe letztendlich ausfällt. Soweit ich informiert bin, sind keine Menschen bei Hauseinstürzen umgekommen, zumindest nicht, solange sie sich nicht unerlaubt zurückgeschlichen haben.  Fast ausnahmslos alle Menschen sind letzte Woche in ihren Kellern ertrunken oder dort unten durch einen Stromschlag gestorben. Die Feuerwehr geht davon aus, dass sie entweder die Sicherung rausdrehen oder Hab und Gut dort herausschaffen wollten. Beide Absichten sind irgendwo zwischen nutzlos und unklug einzuordnen. Also definitiv sind solche tragischen Todesfälle Darwin zuzuschreiben, aber nicht einem unzureichenden Frühwarnsystem (Anm.d.Red.: Man kann dagegen aus solchen Unglücken zweierlei lernen. Erstens, es werden immer Menschen zu Schaden kommen, egal wie viele Vorkehrungen, Verordnungen und vor allem Verbote man noch erlässt. Zweitens, je mehr Vorkehrungen, Verordnungen und vor allem Verbote man noch erlässt, umso mehr gewöhnt man der Bevölkerung das eigenständige Denken ab, wodurch noch mehr, noch dümmere Unglücke passieren. Hier kollidiert der Wunsch der Herrschenden nach einem dummen, unmündigen Konsumenten mit der Notwendigkeit, dass wir für den Fortbestand unserer Art auch langfristig den selbstständig denkenden Menschen benötigen. Unglücklicherweise ist der vom Aussterben bedroht. Während der Steinzeitmensch noch wusste, dass es ungesund sein kann, sich zum Kacken vor die Höhle des Berglöwen zu setzen, würde der sogenannte `Homo Sapiens Digitalis´ heutzutage in selbiger Situation umkommen. Vorausgesetzt es weist kein entsprechendes politisch korrekt gegendertes Warnschild in mindestens fünf Sprachen inklusive Piktogramms auf die drohende Gefahr hin. Rudimentäre Regeln zur Arterhaltung sind dadurch in den letzten Jahren verkümmert: Bei Gewitter stellt man sich nicht unter einen Baum, bei Bombenangriffen nicht aufs Dach und bei Hochwasser rennt man nicht in den Keller. Punkt! Ich habe diese unselige Treiben schon seit Jahren im Auge und in meinem Buch ´Kinder von Arschlöchern werden oft selbst zu Arschlöchern` seinerzeit ausgiebig über die grotesken Auswüchse berichtet, die sich aus dieser unseligen Entwicklung hin zu einer verblödeten Gesellschaft ergeben).

Wenn man die Kritik am Frühwarnsystem schon für unnötig und deplatziert gehalten hat, wurde es heute dann richtig skuril. War die Unterstützung der Bundeswehr gestern in den Katastrophengebieten noch hochgeschätzt, wurden heute Stimmen laut, die sich über die mangelnde Flexibilität der Truppe beklagten. Nun ist die Armee zunächst eine der wenigen Ausnahmen, für die meine obigen Ausführungen zum selbstständigen Denken nicht uneingeschränkt gelten. Zum einen sind hier besonders in den unteren Dienstgraden bisweilen nicht immer die hellsten Köpfe einer Nation versammelt. Da macht ein wenig Anleitung Sinn. Zum anderen hat es sich in Kampfhandlungen und Krisensituationen bewährt, wenn genaue und kurze Befehle erteilt und auch befolgt werden. Hier ist es durchaus von Vorteil, wenn alle an einem Strang ziehen, also in die richtige Richtung rennen und sinnvollerweise auch schießen. Somit ist es sogar gewünscht, wenn die Soldaten im Hochwassergebiet koordiniert ihre Befehle ausführen. Ihnen nun genau das vorzuwerfen, sie würden nur die Tätigkeiten durchführen, für die sie auch einen entsprechenden Befehl hätten, spricht also nicht gegen die Truppe, sondern vielmehr gegen den bornierten Nörgler, der die Zusammenhänge nicht sieht. Leider hat wie üblich auch die vor Ort rumlungernde Reporterschaft inzwischen Themennotstand. Anders kann ich mir nicht erklären, wie dieses Thema ansonsten in die Nachrichten kommen konnte. Es ist also kein Scherz, dass sich heute ein Idiot - Reporter kann man sowas nicht mehr nennen - von ntv hinstellte und als Beispiel für die mangelnde Flexibilität der Bundeswehr vorbrachte, Soldaten würden noch nicht einmal so banale Dinge tun, wie den Verkehr regeln. Wie bitte? Ich möchte gerne denselben Reporter beziehungsweise seine Reportage über den Hauptgefreiten sehen, bei dessen gutgemeinten Versuchen den Hilfspolizisten zu spielen, ein Kind überfahren wurde.

Wer jetzt denkt, dümmer als das ganze Rumgenöle geht’s nimmer, der hat das Interview von Babyface-Baerbock verpasst. Die hat sich in den letzten Tagen zu ihrem eigenen und auch unser aller Wohle angenehm mit Interviews zurückgehalten. Leider war damit heute Schluss und schon kam wieder ein Klopper, als sie sich befleißigt fühlte auch mal etwas zum Thema Hochwasserkatastrophe zu sagen.  Links wie sie ist, fiel ihr dann auch nichts Besseres ein, als eine Entschuldung der betroffenen Städte zu fordern, weil es schließlich nicht sein könne, dass die Menschen, die dort wohnen und ohnehin wenig haben nun auch noch mit dem Wiederaufbau belastet werden. Ich weiß nicht, was Madame neben vielen anderen essentiellen Dingen über die Zusammenhänge der Finanzen von Städten beziehungsweise Kommunen und der dort wohnenden Bevölkerung auch nicht weiß. Also ich zum Beispiel wohne in einer der höchstverschuldeten Städte Deutschlands, was aber nicht bedeutet, dass ich selbst Schulden habe. Im Gegenteil hier siedeln mitunter die meisten Millionäre Deutschlands. Wieso bitte sollte man also Bürgermeister und Stadtrat für ihre jahrelange Misswirtschaft und Unfähigkeit durch Entschuldung belohnen, nur weil ihnen ausnahmsweise das Wasser mal nicht nur sprichwörtlich bis zum Hals stand? Baerbock, willkommen zurück im Wahlkampf. Setzten! Sechs!

 

Heute war mal wieder wenig Corona, aber auch hier ist es mit der Ruhe vorbei. Das liegt aber weniger an der oben beschriebenen Charakterschwäche des Deutschen Michel, sondern daran, dass die Zahl der Neuinfektionen, also vielmehr die Zahl der positiven PCR-Tests wieder steigt und alle Protagonisten in die alten Muster verfallen (Anm.d.Red.: Ich frage mich immer, welche Honks gerade ohne Not, denn alle Einschränkungen sind aufgehoben, zum PCR Test rennen? Ohne schweren Verlauf sollen sie das machen, was man bei jeder Virusinfektion macht. Mit dem Arsch zu Hause bleiben und sich auszukurieren und nicht die Inzidenz über die 10 treiben). Ich befürchte, in einer Woche hat das Virus die Flutkatastrophe wieder von Platz eins der Aufmerksamkeitsskala verdrängt und die Reporter werden sich aus den Krisengebieten aufmachen, um wieder die coronalen Halbwahrheiten von Spahn und Konsorten zu verbreiten und dem Volk aus den Fußgängerzonen die eigene Zustimmung in die Tasche zu lügen.