Spalter

Gestern wurden auf dem Corona-Gipfel zwischen Merkel und den Landesministern die Weichen für die Corona Saison im Herbst gestellt. Besser bekannt als die ´vierte Welle`, wie ein seit Jahrzehnten wiederkehrendes Ereignis, Dank coronalen Brandstiftern wie Markus Söder, unverständlicherweise und vor allem unkommentiert bezeichnet werden darf. Das Ergebnis des Gipfels ist noch ernüchternder, als es ohnehin zu erwarten war.

Die Bild-Zeitung hat es auf den Punkt gebracht. Alle vollmundigen Versprechungen in den vergangenen Monaten, die Bundeskanzlerin und einige ihrer Untergebenen zum Ende der Corona-bedingten Verbote und Beschränkungen von sich gegeben haben, waren eine Lüge. Das fängt an mit den Aussagen des dicken Helge vom Frühjahr, dass alle Beschränkungen fallen würden, wenn erst einmal alle Deutschen ein Impfangebot hätten und geht weiter mit den leeren Versprechungen des Bundesgesundheitsministers, dass mit steigender Impfrate die Inzidenzen als alleiniger Maßstab ihre Aussagekraft verlieren würden. Jetzt nach den Sommerferien stellt sich heraus, dass der ungestörte Schulbetrieb ebenso ein Märchen war und wer nach der gestrigen Ankündigung der Bundeskanzlerin über den zukünftigen Umgang mit Ungeimpften noch glaubt, es gäbe in diesem Land die Möglichkeit, sich frei von Zwang für eine Corona-Impfung zu entscheiden, der sollte der Allgemeinheit einen Gefallen tun und über eine 10-jährige selbstverordnete Zwangsquarantäne nachdenken.

Ich weiß nicht ob gewitzte Marketingstrategen errechnet haben, dass die Bundesregierung mit dieser Strategie der Angst das Optimum an Stimmen bei der Bundestagswahl herausholen werden (Anm.d.Red.: Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Die CDU ist heute bei 23% angekommen) oder es sich schlicht um die übliche Feigheit machtgeiler Politiker handelt, die aus Angst keine Entscheidungen treffen, deren Resultate ihnen kurzfristig von der Opposition auf die Füße geworfen werden könnten. Eine faktenbasierte Entscheidung des Corona-Gipfels für ein `Weiter so` in der Corona-Politik kann es in jedem Fall nicht gewesen sein, denn sowohl in Deutschland wie auch anderen Ländern ist eine eindeutige Entwicklung zu sehen: Obwohl die Infektionen aufgrund der Delta-Variante steigen, bleiben die Todeszahlen niedrig und die Intensivbetten leer. Einfache Zusammenhänge also, könnte man meinen, wenn sie sogar die Amerikaner verstehen, die auf Basis dieser Fakten inzwischen alle Corona-Maßnahmen aufgehoben haben (Anm.d.Red.: Das sind keine Vermutungen oder verschwurbelte Internetfunde, sondern Augenzeugenberichte von Freunden, die in den USA leben. Fast alle Bundesstaaten haben sämtliche Regeln fallen lassen. Kalifornien geht sogar noch weiter und schafft hohe Hürden, um überhaupt wieder solche Corona-Einschränkungen einführen zu dürfen). Auch England, Dänemark und die Niederlande gehen diesen Weg und die Zahlen geben ihnen recht. Gerade Großbritannien ist inzwischen wieder bei rückläufigen Zahlen, nachdem dort die Infektionszahlen in den letzten Wochen zunächst explodierten. Überlastung des Gesundheitssystems – Fehlanzeige! (Anm.d.Red.: Gerne nachzulesen auf der offiziellen Webseite der Regierung ´http://coronavirus.data.gov.uk´). An einer höheren Impfquote liegt es übrigens nicht, dass diese Staaten progressiver mit der Lage umgehen als Deutschland. Während die Europäer alle mehr oder weniger um die 55% bei der Zweitimpfung liegen, rangiert die USA sogar noch ein paar Prozent darunter. Vor diesem Hintergrund möchte ich noch einen besonders peinlichen Versuch zum Besten geben, mit der heute einer der Regierungs-treuen Nachrichtensender versucht hat zu erklären, wieso die Niederlande gerade im Gegensatz zu Deutschland und trotz höherer Infektionszahlen alles öffnen. O-Ton: ´ Über 80% der Niederländer wollen sich impfen lassen. Deshalb sinken hier die Infektionszahlen gerade wieder so stark´. Hätten wir vorher gewusst, dass schon die bloße Androhung einer hohen Impfrate das Corona Virus in die Flucht schlägt, was wäre uns alles erspart geblieben!  

Die Bundesregierung mauert derweil unbeeindruckt weiter. Dabei ist selbst für Laien mit Restverstand die aktuelle Entwicklung leicht nachzuvollziehen. Wo soll im Moment eine Gefahr drohen, wenn in Deutschland die Risikogruppen geimpft sind und die restliche Bevölkerung seit über 20 Monaten durchseucht? (Anm.d.Red.: Ich gehe schon seit Jahresbeginn davon aus, dass wir bereits im Frühjahr für die Alpha-Variante Herdenimmunität erreicht hatten. Zumindest, wenn die Annahmen in meinen Blogs vom 17.12.20, ´Endlich Zahlen, Teil 3´ und 25.01.21. ´Menschen, Mittel, Mutationen´ zutreffen). Allenfalls eine weitere Mutation kann uns noch in die Parade fahren, aber mit der hat man bei der Influenza trotz jährlich neu entwickelter Impfungen ebenfalls zu kämpfen. Mal mit mehr, mal mit weniger Todesopfern.

Allerdings wird gerade besagter Grad der Durchseuchung ständig unter den Tisch fallen gelassen. Dabei besteht für mich kein Zweifel, dass dieser Wert existiert, denn es dürfte in 20 Monaten Pandemie ein Leichtes gewesen sein, derlei Erkenntnisse mit Antikörpertest-Studien zu ermitteln und permanent zu aktualisieren. So geschehen zu Pandemiebeginn in Heinsberg durch Prof. Streek beziehungsweise durch Wissenschaftler in Ischgl und Bergamo in 2020. Seinerzeit wurden nach Abklingen der Pandemiewelle in diesen Regionen Durchseuchungswerte nahe der Herdenimmunität ermittelt. Ich gehe davon aus, dass man diese Entwicklung auch für andere Regionen beobachten kann und demzufolge festgestellt werden könnte, dass zumindest die Alpha-Variante bereits im Austrocknen begriffen sein dürfte. Auch wenn die Impfstoffe nun gegen die Delta-Variante weniger wirksam sind, ist anzunehmenden, dass demnach auch der Stern dieser Mutante im Sinken begriffen sein dürfte, zumal sie 10-mal so schnell durchseucht (Anm.d.Red.: Dabei hat gerade die Delta-Variante viel weniger schwere Verläufe zur Folge. Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob das an der Mutation selbst liegt, der immer noch bestehenden Wirksamkeit der aktuellen Impfstoffe oder aber der Grad der Durchseuchung mit der Alpha-Variante in der Bevölkerung letzten Endes doch so hoch ist, dass die entsprechenden Gedächtniszellen des menschlichen Körpers sich einfach nur besser gegen alle kommenden Corona-Mutation wehren können. Ein Gedanke, den ich einmal mit einem Virologen besprechen müsste. Leider ist nie einer da, wenn man einen braucht, weil alle, je nach ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen entweder im Fernsehen oder bei den Verschwörungstheoretikern rumhängen). Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass es trotzdem Universitätskliniken, wie der in Aachen gelingt, angeblich bar jeglicher Durchseuchungszahlen, in einer Studie die Überlastung des Gesundheitssystems für den Herbst zu prognostizieren. Einen dummdreisteren Versuch, dem Kurs der Bundesregierung, allen Fakten zum Trotz den Mund zu reden gibt es nun wirklich nicht.

Was auch immer die genauen Intensionen der Bundesregierung sein mögen, Feigheit oder machtpolitisches Kalkül, die Beschlüsse des gestrigen Corona-Gipfels haben gezeigt, dass sich die Verantwortlichen, nach kurzer hoffnungsvoller Diskussion in der letzten Woche, nun doch dazu entschieden haben, zusammen mit Lothar Wieler das tote Pferd der 7-Tages-Inzidenz bis zur Bundestagswahl weiterzureiten (Anm.d.Red.: Siehe dazu mein Blog vom 28.07.21, `Soweit die Viren tragen…`). Damit diese Sinnlosigkeit nicht weiter auffällt, denn die pandemische Lage ist weltweit wie gesagt eher entspannt, muss einmal mehr der weit sinnvollere Wert der Intensivbettenbelegung, wie nicht nur ich ihn mir seit der ersten Welle wünsche, erneut ignoriert beziehungsweise von Spahn & Co. weiter totgequatscht werden. Dringend gebraucht wird dagegen ein Horrorszenario für den Herbst, dass gerade als vierte Welle herbeigeredet wird (Anm.d.Red.: Selbiges ist dann wenig überraschend zeitlich nach der Bundestagswahl verortet). Die Aufgabe nicht existierende Bedrohungen wort- und gestenreich im weichgekloppten Hirn des Coronatikers zu etablieren, übernimmt in der CDU wie üblich Markus Söder, der sich dann auch gestern mit bedeutungsschwerer Miene ans Mikrofon setzte und mit den gewohnten unquantifizierten Fake-Fakten eine nie eintreffende Bedrohungslage fabulierte (Anm.d.Red.: Ich habe dieses eigentlich nicht existierende Wort in meinem Blog vom 26.01.21, `Unquantifiziert´ erklärt). Söder ist inzwischen Experte darin das Volk mit derlei halbwahren Geschwurbel zu verängstigen, beispielsweise mit der Aussage, der Anteil an jüngeren Menschen bei den Corona-bedingten Hospitalisierungen würde steigen. Stimmt, Herr Söder, ist aber nicht weiter besorgniserregend! Wenn der Anteil der alten Menschen aufgrund der Impfung bei den schweren Verläufen sinkt, sollte auch dem Nicht-Mathematiker einleuchten, dass der Anteil der jüngeren Menschen automatisch steigt (Anm.d.Red.: Anteil wird gemeinhin in Prozent ausgedrückt). Auch sonst achtet er stets darauf seine Aussagen nicht näher zu beziffern. Ist es nicht seltsam, dass er beispielsweise die Impfquote immer mit Zahlen bis zwei Stellen hinter dem Komma untermauern kann, aber im Hinblick auf Menschen, die am Long-Covid-Syndrom erkranken nebulös von ´immer mehr Menschen´ redet? Dabei sind diese Statistiken ebenso verfügbar, wie die der an/mit Corona verstorbenen Kinder, die der bayrische Ministerpräsi ebenfalls gerne und oft zum Tränendrüsendrücken heranzieht. Ja es gibt sie, die toten Kinder. Es waren vier, die seit Beginn der Pandemie an/mit Corona gestorben sind. Alle hatten schwerste Vorerkrankungen. Das ist natürlich sehr traurig, aber über die 131 Kinder, die ohne Vorerkrankungen letztes Jahr definitiv ´an´ und nicht `mit´ Grippe gestorben sind, hat noch nie jemand ein Wort verloren.

Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, den Schuldigen für das Sabotieren der Regierungsbemühungen. Es hat sich schließlich bewährt, immer, wenn die Infektionszahlen ansteigen, ein Menschenopfer darzubringen. Ansonsten würde die Bevölkerung am Ende doch noch auf den Trichter kommen, dass die ganzen Corona-Maßnahmen in Wirklichkeit nur blinder Aktionismus der Regierung waren, um Handlungskompetenz vorzugaukeln und in Wirklichkeit Kollege Zufall beziehungsweise die alljährliche Corona-Saison die Zahlen hochgetrieben hat. Um das zu verhindern haben die Hohepriester des Corona bei den letzten Infektionsanstiegen der Reihe nach bereits den deutschen Partytouristen beziehungsweise Reiserückkehrer (Anm.d.Red.: Der Biodeutsche wohlgemerkt, man will schließlich keinen Ärger mit den Deutschtürken), den Weihnachtsreisenden und natürlich den Maskenverweigerer geopfert. Nicht zu vergessen die Dauerschuldigen: Der Corona-Leugner und der rechte, antisemitische Aluhutträger. Für die nun heraufbeschworene nächste Endstufe des Grauens im Herbst 2021 hat man den Ungeimpften auserkoren, um ihn auf dem Altar des Corona-Wahnsinns zu opfern. Der war der Bundesregierung schon immer ein Dorn im Auge, könnte er doch jetzt, wo alle Risikogruppen geimpft sind, durch sein bloßes Überleben in Corona-Zeiten zeigen, dass es vollkommen unnötig war, ein ganzes Volk einzusperren, wo es doch gereicht hätte die vulnerablen Gruppen zu schützen. Jetzt, wo die deutsche Impfstrategie gerade deutlich ins Stocken gerät, drängt er sich als Schuldiger geradezu auf und wird demnächst unter dem Gejohle der, Fackeln und Mistgabeln schwingenden Coronatiker fortan mit drakonischen Einschränkungen belegt.

 

Ich als Ungeimpfter bin gespannt, welche der gerade vollmundig formulierten Einschränkungen letzten Endes wirklich durchgesetzt werden. Die Einführung des kostenpflichtigen Tests zum 11.10.22 gereicht jedenfalls mir noch nicht zur Drohung. Im Gegenteil, während bisher Krethi und Plethi, sogar bei einer Inzidenz von unter 10, sinnloserweise zum Test gerannt sind, nur weil es nichts kostete und sie gerade mal ein Kratzen im Hals verspürten, werden diese Besuche zukünftig aufhören. Damit werden dem PCR-Test, dem in den letzten Monaten zielgerichtet Menschen mit einem positiven Schnelltest zugeführt wurden, viel weniger Infektionen ins Netz gehen, was zu einer signifikant reduzierten 7-Tages-Inzidenz führen wird (Anm.d.Red.: Allein der PCR Test wird zur Berechnung der 7-Tages-Inzidenz herangezogen und es hat mich ohnehin gestört, dass die Bundesregierung durch zielgerichtetes Testen die Inzidenzen in der letzten Corona-Saison unnötig hochgehalten hat. Siehe dazu mein Blog vom 26.05.21, `Wettlauf gegen die Saison´). Das verkürzt mir wiederum, der ich gerne für Privilegien zahle, nicht nur die Wartezeiten vor den Testcentern, sondern hält auch ungeimpftes Grobzeug ohne Testzertifikat aus meiner Lieblingskneipe fern. Klingt arrogant, ist es auch! Allerdings kann man mich nicht verantwortlich machen, wenn die Bundesregierung, zur Durchsetzung eines Impfzwanges durch die Hintertür, die ohnehin laufende Spaltung der Gesellschaft weiter beschleunigt.