Transfer

Ich habe nie an die Mär geglaubt, dass sich eine Pandemie durch die Rückverfolgung von Infektionsketten beeinflussen oder gar aufhalten lassen würde. Das mag einerseits in der Natur des Menschen liegen, der nun einmal ein Herdentier ist und sich gerne gegenseitig infiziert, andererseits aber auch daran, dass im Gesundheitsamt nicht unbedingt die hellsten Sterne am Arbeiterhimmel leuchten (Anm.d.Red.: Es mag sein, dass das laute Klatschen während Corona ein wenig darüber hinweggetäuscht hat. Tatsache ist allerdings, dass man dort hingeht, wenn man eine geregelte Arbeitszeit haben will und das Arbeiten demnach auch nicht unbedingt erfunden hat. Das sage nicht ich, das haben mir zahlreiche Gastwirte und Restaurantbesitzer erzählt, aber auch Ärzte, deren Kollegen sich dorthin verabschiedet haben, um eine ruhigere Kugel schieben zu können, als beispielsweise im Krankenhaus mit Schicht- und Notdienst). Das dürfte auch in Griechenland nicht anders sein, mit dem kleinen Unterschied, dass man dort den Damen und Herren der Behörde einen kleinen weißen Umschlag zustecken kann, der, je nach monetärem Umfang des Inhaltes viele Probleme zu lösen vermag. Plötzlich hat man zwar immer noch Kakerlaken in der Restaurantküche, aber es stört plötzlich niemanden mehr (Anm.d.Red.: Ähnlich wie hierzulande bei den organisierten arabischen Fresstempeln. Allerdings bietet man hier dem Beamten zur Problemlösung keine kleinen weißen Umschläge, sondern bestenfalls ne große Tracht Prügel an). Bei der Durchsetzung der Corona Regeln scheint es in Griechenland nicht anders zu sein.

Anders ist es nicht zu erklären, wieso es diese vollgestopften Busse gibt, die hier auf der griechischen Insel jeden Morgen die Touristen zu ihren Tagesausflügen bringen. Auch ich und meine Freunde hatten heute Morgen das zweifelhafte Vergnügen, als uns der Reiseveranstalter vom Hotel zum Segelboot gebracht hat. Der schrecklichen Farbgebung der Polster nach zu urteilen dürfte der  Reisebus seine beste Zeit in den neunziger Jahren gehabt haben. Die wahrscheinlich total verdreckte Lüftungsanlage lief auf Hochtouren und verteilte alles, was der Mensch nicht braucht aber dafür gleichmäßig im Innenraum. Anders ausgedrückt, wenn hier jemand eine Virusinfektion hat, dann hat der ganze Bus etwas davon. Hier nutzt auch keine Maske mehr und sogar der dümmste Vollpfosten des Gesundheitsamtes könnte plötzlich eine Infektionskette zurückverfolgen.

Solche Gedanken schießen mir durch den Kopf, während mir eine nicht zu verschließende Düse von oben alles, was der Mensch nicht braucht in die FFP2-Maske bläst (Anm.d.Red.: Ich habe bekanntlich keine Angst vor Corona, aber wer weiß was da noch so im Umlauf ist. In der Retrospektive wäre ein Taxi besser gewesen). Nach einer halben Stunde ist das lustige Durchseuchen Gott sei Dank vorbei und wir schauen der vollgestopften Virenschleuder hinterher, als sie wenig CO2-neutral stinkend um die nächste Ecke verschwindet.

Ich könnte nun endlich mit der Schilderung meiner Bootstour beginnen, aber ich bin schließlich im Urlaub und morgen ist auch noch ein Tag.