Heim ins Reich

Ich bin seit gestern zurück aus dem Urlaub und nach dem griechischen Corona-Pragmatismus hat mich der deutsche Regelungswahn wieder. Während die Niederländer und Franzosen um uns herum zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, um für Corona-Lockerungen nach dem Vorbild Großbritanniens zu kämpfen, ist man hierzulande nach wie vor im Duckmäuser-Modus (Anm.d.Red.: Wie zum Beispiel gestern Abend das geordnete Aussteigen aus dem Flugzeug, bei dem die Reihen in Fünferblöcken von vorne nach hinten aufstehen und entsprechend den Flieger verlassen dürfen. Da bereits früher in der Pandemie die Wissenschaft herausgefunden haben will, dass Flugzeugklimaanlagen alle Viren herausfiltern und der Gang ohnehin zu eng ist, um sich vorbeizudrängeln, ist diese Maßnahme reine Augenwischerei und kostet nur Zeit und Nerven). Brav setzt man überall, wo es verlangt wird, die Maske auf und der deutsche Michel folgt, ganz das folgsame Hündchen, auch den sinnlostesten Regeln, beziehungsweise bellt hysterisch den Ungeimpften an, auf den es sein Herrchen so erfolgreich abgerichtet hat.

Vor diesem Hintergrund ist es umso lächerlicher, dass niemand bei unserer Rückreise den obligatorischen negativen Test oder den Impfpass sehen wollte (Anm.d.Red.: Wenigstens diese Maßnahme hätte noch irgendwo Sinn gemacht, zumindest wenn man für einen Moment annehmen würde, die Corona-Strategie der Regierung würde auf Sinn und nicht auf Kalkül basieren). Dabei hatte man uns im deutschen Fernsehen vor den Sommerferien doch in Dauerschleife angedroht, ohne negativen Corona-Nachweis würden wir in kein Flugzeug und in der Folge auch nie wieder in die Heimat kommen.

Jetzt kann ich die fehlende Kontrolle am Flughafen in Griechenland noch einigermaßen nachvollziehen. Das Interesse der Griechen am Geldbeutel seiner Touristen, ist definitiv größer als an deren Gesundheitszustand. War es bei der Einreise noch rudimentär vorhanden, erlosch es in dem Moment, als sich die Glastüren des Flughafens hinter den Heimreisenden schlossen. Durchaus verständlich, denn bevor der griechische Beamte am Ende noch auf einen Touristen in Quarantäne aufpassen muss, schickt er ihn doch lieber wieder ungeprüft zurück (Anm.d.Red.: Es ist kein Vorurteil, sondern eine Tatsache, dass viele Griechen mehr Aufwand in die Arbeitsvermeidung stecken als in deren Erledigung. Da die meisten, im Gegensatz zu manch anderen Bewohnern des Mittelmeerraumes, aber auch nicht erwarten, trotz dieser Einstellung einen Mercedes verdient zu haben, ist mir diese Lebenseinstellung sympathisch und erscheint durchaus erstrebenswert). Sollen sich die deutschen Kollegen doch damit rumschlagen.

Wer nun aber gedacht hätte, die eigene Regierung wäre wenigstens bei der Einreise an einem entsprechenden Nachweis interessiert, um zumindest den Eindruck zu vermitteln, sie selbst nähme ihren Regelungsquatsch ernst, der wurde bitter enttäuscht. Vom Flugzeug bis zum Parkhaus war nicht ein Kontrollorgan zu sehen. Offensichtlich gehen Hühner, der deutsche Beamte und auch das Virus mit dem Sonnenuntergang zu Bett. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht war, hatte ich mir doch so viel Mühe mit meinem tollen selbstgemachten Corona-Online-Test gegeben (Anm.d.Red.: Siehe mein Blog vom 26.08.21, `Spaß mit Tests`). Wenn man schon Hautdarsteller, Kameramann und Regisseur in Personalunion ist, erwartet man auch, dass das Ergebnis entsprechend goutiert wird.

Ich muss zugeben, dass mich dieser laxe Umgang mit den Corona-Regeln an den deutschen Außengrenzen ein wenig überraschte. Ich hätte gedacht, dass die Regierung wenigstens hier am Flughafen, wo kein unerkanntes Durchschlüpfen möglich ist, mit einer lückenlosen Kontrolle protzt, wo sie und ihre Schlafmützen der verantwortlichen Ämter ansonsten Infektionsketten noch nicht einmal finden, wenn sie von ihr in den Hintern gebissen werden.

 

Die Illusion, dass die herbeigeredete vierte Welle während meiner Abwesenheit ein wenig verebbt sein könnte, habe ich dagegen eher nicht. Dazu hätte letzte Woche einer oder mehrere der führenden Coronatiker aus dem Spiel genommen worden sein müssen. Um das inzwischen aber zu schaffen, muss man Karl Lauterbach schon die Doktorarbeit aberkennen, Jens Spahn der Vorteilsnahme überführen oder der Blitz Lothar Wieler beim Scheißen treffen. So viel Glück hat Deutschland nicht. Ich schalte jetzt ntv an und mache das, was ich seit Pandemiebeginn tue. Ich erwarte das Schlimmste!