Schmierig

Gestern hat Olaf Scholz gezeigt, dass er zumindest in Sachen Corona-Bekämpfung nicht für den Aufbruch in eine neue Ära steht, sondern vielmehr beabsichtigt den rigiden und ruinöses Pfad der Infektionsvermeidung, den die Union beschritten hat, nun zur Perfektion treiben will. Allerdings lässt die geänderte Vorgehensweise schon tief blicken und zwar in den Abgrund.

Mir war durchaus bewusst, dass sich mit dem Machtwechsel in der Bundesregierung auch die Zielgruppe in der Wählerschaft und damit die Politik signifikant ändern würde. Es war klar, dass die SPD, um ihre Wähler zu befriedigen, zukünftig eine Politik auf Pump beziehungsweise auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung machen würde (Anm.d.Red.: Die Grünen stehen ohnehin dahinter, da sie jeden Besserverdienenden hassen und die FDP wird dem auf Dauer wenig entgegenzusetzen haben. bei Corona sind sie schon eingeknickt). Deshalb hatte ich den Verrat an den einstigen Kernwählern erwartet und die schnelle Transformation von einer Arbeiterpartei, euphemistisch gesagt, zu einer ´Partei des besonders einfachen Volkes´ erwartet. Überrascht hat mich jedoch, dass uns zukünftig manipulatives Schmierentheater auf dem Niveau des Hartz IV-Nachmittagsprogrammes blüht.

Da sitzt ein zukünftiger Bundeskanzler beim, nicht gerade als arte-Konkurrenz bekannten Privatsender Pro7, allein in einer spärlich beleuchteten Manege auf einem Stuhl und leiert, untermalt von getragener, Katastrophenfilm-inspirierter Musik, leicht verständliche Appelle zum Impfen herunter und bereitet den Weg für die kommende Impfpflicht. Unterfüttert hat er den, natürlich alternativlosen Corona-Weg mit den bekannten kaum beweisbaren, halbwahren und bisweilen abwegigen Aussagen, allerdings und das war neu, auf Low-IQ-kompatiblen Niveau. War die Pandemie-Bekämpfung bisher schrecklich falsch, wird es jetzt auch noch schrecklich peinlich. Angela Merkel hatte wenigstens noch die Klasse, ihre coronalen Panik-Appelle seriös in einem angemessenen staatsmännischen Rahmen zu machen. Schreibtisch, mit Blumenbouquet, Deutschlandfahne und fertig. Bei der neuen Bundesregierung müssen sich Menschen, mit einem, ohnehin schon stark geminderten Anspruch an die Qualität der Staatslenkung, wohl zukünftig auf ein noch deutlich niedrigeres Niveau eistellen.

Derweil sinken die Infektionszahlen schon am dritten Tag in Folge, was übrigens sicher nichts mit den punktuell eingeführten und stets individuell ignorierten Flickenteppisch-Regelungen der einzelnen Bundesländer zu tun hat. Im Gegenteil, sie gehen trotz der kontraproduktiven 2G-Infektionsschleuder zurück. Trotzdem haben sich heute die Ministerpräsidenten mit Scholz und Merkel getroffen, um wieder kein sinnvolles Testen der Allgemeinheit zu beschließen, sondern um die Ungeimpften weiter zu knechten und zum Impfen zu zwingen. Nicht, dass mich das interessieren würde, ich treffe mich privat mit wem und wie vielen ich will. Wenn die Regierung Gastronomie und Einzelhandel weiter schädigen will, ist das nicht mehr mein Problem. Wozu gibt es schließlich den Onlinehandel? Auch die tägliche Horrorshow von der Intensivstation des Vertrauens, ein Medienformat, dass sich seit einigen Tagen zunehmender Beliebtheit auf den Nachrichtensendern erfreut, kann mich nicht wirklich umstimmen, zumal auch heute wieder nur Ungeimpfte mit dem Gesicht nach unten gezeigt werden, die sich offensichtlich und unverständlicherweise, trotz einer Figur wie Jabba the Hutt gegen eine Impfung entschieden hatten oder so senil im Oberstübchen waren, dass sie laut Aussage des Pflegpersonals noch kurz vor der künstlichen Beatmung ernsthaft fragten, ob man sie alternativ nun dann doch nicht besser impfen solle.

Die allgemeine Impfpflicht war auch heute wieder Thema Numero Uno. Das Regierungs-Marketing oder wer auch immer die Außenwirkung der neuen Staatlenker bestimmt, hat aber offensichtlich seit einigen Tagen die Gefahr ausgemacht, dass der leidlich intelligente Bürger Impfpflicht mit -zwang verwechseln könnte. So wurde einmal mehr ein Interview beim Nachrichtensender ´welt´ bestellt, in dem einer der üblichen handverlesenen Rechtswissenschaftlern des Mainstreams mit Regierungs-gebilligter Aussage diese Befürchtungen zerstreuen sollte (Anm.d.Red.: Leicht daran zu erkennen, dass das Interview in der Folge halbstündlich auf ´welt´ überholt wurde). Er hat väterlich lächelnd betont, dass in Deutschland keiner zur Impfung gezwungen wird. Man werde nur diese Menschen mit Bußgeldern belegen und in eine streng kontrollierte Quarantäne schicken. Zumindest mir erschließt sich dabei nicht der Unterschied zu einer Beugehaft, wenn auch in den eigenen vier Wänden?

 

Sogar der auf Mainstream gebürstete Ethikrat äußerte inzwischen Bedenken bei den Plänen der Bundesregierung. Schließen möchte ich aber mit Otto Schily, dem ehemaligen Innenminister der SPD, der es heute auf den Punkt gebracht hat, als er die Impfpflicht als verfassungswidrige Anmaßung des Staates bezeichnete. Er selber ist 89 Jahre alt, demnach als Risikogruppe bereits dreimal geimpft und empfiehlt die Impfung genau wie meine Wenigkeit besonders vulnerablen Menschen. Eine allgemeine Impfpflicht bezeichnete er als unverantwortlich, bestehe sie noch nicht einmal in der sonst so vehement als autoritär gescholtenen Volksrepublik China. Schade, dass nicht alle seine Parteikollegen so logisch denken!